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Reviews

Porpora / Pergolesi / Hasse u.a. (Kermes)

Dramma


Info

Musikrichtung: Barockoper

VÖ: 17.8.2012

(Sony Classical / Sony / CD / 2012 / Best. Nr. 88691963962)

Gesamtspielzeit: 72:05

Internet:

Simone Kermes

SCHWINDELERREGENDE HÖHEN

Wer den Farinelli-Film aus den 90er-Jahren in Erinnerung hat, der den Aufschwung der Counterstimmen nicht unwesentlich beförderte, der wird sie noch im Ohr haben: Nicola Porporas Arie “Alto Giove”, die mit einem Messa di voce-auszuführenden Halteton beginnt und mit dieser und anderen Schwebungen die Opernbesucher der Barockzeit reihenweise in Ohnmacht fallen ließ. Das schlichte, aber höchst wirkungsvolle Stück nunmehr in der Interpretation mit der in Bestform befindlichen Simone Kermes zu hören, birgt die Gefahr, solchen Zuständen und Verzückungen bedrohlich nahe zu kommen. Es sind nämlich, anders als der Albumtitel vermuten lassen könnte, nicht einmal nur die hochdramatischen Barockarien, die dieses Album zum must have machen, sondern auch die höchst sinnlich bis erotisch aufgeladenen langsamen Stücke. Neben dem „Alto Giove“, das Kermes in ein Nachstück verwandelt und den dunklen Himmel nach und nach mit vokalen Sternen übersät, ist dabei vor allem Hasses höchst originelle und vertrackte Arie „Consola il genitore“ hervorzuheben. Der Komponist fordert hier Triolenlinien, die sich in höchste Höhen hinaufschrauben, gibt dem Sänger (damals der Kastrat Giuseppe Belli) bzw. der Sängerin aber kein instrumentales Stützwerk, sondern nur eine Cembalobegleitung bei. Es ist ein vokaler Drahtseilakt und Simone Kermes bewältigt ihn nicht nur intonatorisch vollkommen sicher, sondern findet dabei auch noch Zeit und Kapazität zu einer verfeinerten, anrührendende Gestaltung mit differenzierten dynamischen Abstufungen. Eine Fähigkeit, die auch das „Lascia ch´io pianga“ den Niederungen einer überflüssigen Zugabe enthebt und diesem wohlvertrauten Händel-Stück voller Zärtlichkeit und Innigkeit neues Leben einhaucht.

Daneben gibt es natürlich eine Reihe expressiver, temporeicher Bravourarien zu erleben, in denen die Interpretin ein wahres Feuerwerk an Verzierungen, Registerwechseln u.ä. vorführt. Sieben der elf Stücke wurden übrigens erstmals eingespielt und bei allen handelt es sich um lohnende Entdeckungen, keineswegs um barocke Massenware. Da zudem auch das Ensemble La Magnifica Comunità der Sängerin kundig sekundiert und vielfach mit perfekten solistischen Einzelleistungen glänzt, gilt insgesamt: Unbedingte Kaufempfehlung!
(Über überflüssige Marketingmätzchen wie das unpassende Cover oder die einen LP-Sound imitierenden, verknisteren ersten 10 Sekunden der CD muss man dabei einfach hinwegsehen.)



Sven Kerkhoff

Trackliste

GIUSEPPE DE MAJO
1. Arianna e Teseo | Per trionfar pugnando 06:56

NICOLA ANTONIO PORPORA
2. Polifemo | Alto Giove 09:11
3. Mitridate | Vedrà turbato il mare 07:00
4. L’Agrippina | Tace l’augello 06:54
5. Germanico in Germania | Empi, se mai disciolgo 02:37
6. Ifigenia in Aulide | Le limpid’onde 09:38

LEONARDO LEO
7. Zenobia in Palmira | Son qual nave in ria procella 04:43

JOHANN ADOLF HASSE
8. L’Olimpiade | Consola il genitore 03:51

GIOVANNI BATTISTA PERGOLESI
9. Adriano in Siria | Sul mio cor 07:56

NICOLA ANTONIO PORPORA
10. Germanico in Germania | Se dopo ria procella 07:34

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
11. Rinaldo | Lascia ch’io pianga 05:45

Besetzung

Simone Kermes: Sopran

La Magnifica Comunità
Isabella Longo: Konzertmeisterin
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger