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Bellini, V. (Gruberova)

Bellini Portraits

Info Musikrichtung: Belcanto VÖ: 16.7.2012 (Nightingale Classics / Naxos / CD / 1992-2004 / Best. Nr. NC 001024-2) Gesamtspielzeit: 61:24 Internet: Fan-Homepage Edita Gruberova

Es ist schon ein veritabler Pralinenkasten, den die Ausnahmesopranistin Edita Gruberova da aus ihrer Bellini-Diskographie zusammengestellt hat - Suchtgefahr und Zuckerschock nicht ausgeschlossen! Aus zwischen 1992 und 2004 enstandenen, jeweils beim eigenen Label der Künstlerin, Nightingale Classics, erschienenen Livemitschnitten hat sie eigenhändig die Szenen für dieses Recital ausgewählt. Neben dem unvermeidlichen „Casta Diva“ aus der Oper Norma finden sich weniger bekannte Perlen aus I Capuleti e I Montecchi - Bellinis „Romeo & Julia“-Vertonung - sowie aus Beatrice di Tenda. Noch nicht dokumentiert ist La Straniera, die Edita Gruberova im Rahmen einer umjubelten, konzertanten Aufführung in diesem Jahr glanzvoll wieder in das Bewußtsein der Opernwelt zurückholte.

Während Gruberova durchweg auf der Höhe ihrer staunenmachenden Belcanto-Kunst ist, zeigen sich bei den Orchestern und auch in punkto Tontechnik deutliche Niveauunterschiede. Aber das ist Nebensache, denn Fans und Hörer werden sich in der Regel auf die wandlungsfähige Sopranstimme der Primadonna konzentrieren. Sie ist es, die Bellinis Forderung, die Oper müsse Tränen entlocken, schaudern machen und durch Gesang sterben lassen, mittels detaillierter Arbeit an jeder noch so kleinen Koloraturphrase konsequent nachkommt. Die Fiorituren sind bei Bellini zumeist eben kein bloßer Zierrat, sondern Bedeutungsträger und seismographischer Gradmesser der zu durchlaufenden Seelenzustände. Gruberova weiß um diese Aufladung, spürt ihr stets sensibel nach und zieht den Hörer so hinein in den Bann der Geschichten und in die seelischen Abgründe ihrer Protagonistinnen. Und ihr messa di voce war und ist noch immer zum sterben schön. Bellini wär´s gewiß zufrieden.

Sven Kerkhoff