····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

The Blues Brothers

Original Soundtrack


Info

Musikrichtung: Blues / Rock / Soul

VÖ: 1980

(Atlantic / WEA)

Gesamtspielzeit: 41:01

Vorwort
Dass es so etwas wie eine objektive CD-Besprechung nicht gibt, ist eine Binsenweisheit. Dass sie auch gar nicht wünschenswert ist, dürfte zumindest für diejenigen, die Musik lieben, ebenfalls klar sein. Dennoch zwei Vorbemerkungen zur fehlenden Objektivität in diesem Fall.
Zum einen hat diese CD (bzw. der Film) in meiner musikalischen Sozialisation eine wichtige Rolle gespielt. Ohne die Stücke mit James Brown, Ray Charles, Aretha Franklin und Cab Calloway hätte ich meine ersten Schritte in Richtung auf „alte Musik“, wie Swing, Soul und Funk wahrscheinlich sehr viel später angetreten. Das ist natürlich auch schon ein sehr deutliches Votum über die Faszinationskraft dieses Albums, die locker auch über den Kreis derjenigen hinaus wirkt, die stilistisch sowie schon als „gefangene Fische“ gelten dürfen.
Zum anderen kann ich dieses Album natürlich überhaupt nicht hören, ohne sofort die Bilder des Filmes im Kopf zu haben. Und dass die Choreografie bei der Soulfood-Szene von „Think“ und dem Gospelgottesdienst mit James Brown („The old Landmark“), die Live-Atmosphäre von „Everybody needs somebody to love“ und „Minnie the Moucher“, oder Bobs verrauchter Country-Bunker als Austragungsort von „Rawhide“ massiv positiven Einfluss auf die Rezeption der Musik haben, dürfte niemand bestreiten.
Deshalb gibt es maximal zwei Gegenargumente gegen den Kauf des originalen Soundtracks. Das Schlagendste: Kauft Euch besser gleich die DVD! Oder sucht mal, ob es eventuell bereits Editionen mit Bonus-Tracks gibt. Auf dem Original-Soundtrack fehlen nämlich einige im Film gespielte Nummern - unter anderem die göttliche Country-Schnulze „Stand by your Man“.

Hauptteil a: Der Film
Angesagt waren Soul und Funk Anfang der 80er eigentlich nicht sonderlich. Als The Blues Brothers damals in die Kinos kamen, war das Ganze also trotz des massiven Staraufgebots mit kleineren Cameo-Rollen alles andere als ein Selbstläufer. Ich weiß auch gar nicht, ob der Film der Kassenschlager war. Meiner Erinnerung nach lief er eigentlich vor allem in kleineren Programmkinos. Aber über die Jahre wurde er einer der absoluten Kultfilme.

Die Handlung lässt sich in der Pfeife rauchen. Ein abgehalfterter aus der Mode gekommener Blues-Musiker wird aus dem Knast entlassen, erfährt dass das Kinderheim, in dem er aufgewachsen ist, wegen Steuerschulden geschlossen werden muss und entschließt sich „die Band“ wieder zusammenzubringen, um das Geld einzuspielen.
Der Film befasst sich mit reichlich komödiantischem Talent mit dem Bemühen, die ehemaligen Bandmitglieder aus ihren mehr oder weniger gesicherten Existenzen heraus zurückzuholen und einen großen Revivalauftritt zu organisieren. Dabei kommt es aus unterschiedlichen Gründen zu Auseinandersetzungen mit Country-Musikern, amerikanischen Nazis, einer verflossenen Braut und den (Polizei-)Streitkräften von Chicago und Illinois, bei denen jede mögliche Übertreibung herzhaft ausgelebt wird.

Hauptteil b: Die Musik
Für den Soundtrack des Filmes, der ja von seinem Ansatz her ganz bewusst einen zu dem Zeitpunkt völlig aus der Mode gekommenen Musikstil aufleben lassen will, werden völlig passend eine Reihe von Klassikern aus den zurückliegenden Jahrzehnten aufgegriffen. Die Blues Brothers waren kurz zuvor eher als Juxband von den Schauspielern John Belushi und Dan Aykroyd gegründet worden. Der überraschende Erfolg mündete in die Aufnahme des Livealbums A Briefcase full of Blues, das mit Platin ausgezeichnet wurde. Es folgte der Film und mit Made in America ein zweites Live Album. Der frühe Drogentod von John Belushi beendete die (erste) Karriere der Blues Brothers

Der Name der Band führt ein wenig in die Irre. Eine reine Blues-Band sind die Blues Brothers nicht. Sie bezeichnen sich im Film auch selber als Rhythm’n’Blues Band. Und selbst dieser Rahmen ist zu eng. Die Faszination von Film und Album liegt nicht zuletzt in seiner Vielfalt. Mit Cab Calloway am Mikrofon mutiert die Band - auch optisch - zum reinen Swing-Orchester. Die Gastauftritte von James Brown und Aretha Franklin, zwei weitere Highlights des Albums, bieten Gospel mit Funk Power und Soul Music. Der Irrweg der Band im Film in Bob’s Country Bunker öffnete gar die Tür für die Countrynummer „Rawhide“. „Jailhouse Rock“ ist natürlich Rock’n’Roll pur - wenn man bereit ist ein Arrangement mit breitem Bläserprogramm noch als puren Rock’n’Roll zu bezeichnen.

Der Spaßfaktor, der sowohl bei der Gründung der Band, wie bei der Inszenierung des Filmes, ganz offensichtlich eine dominierende Rolle gespielt hat, kommt auf der CD nicht nur zur Geltung, sondern sorgt mit dafür, dass der Blues Brothers Soundtrack deutlich mehr ist als eine weitere Rhythm‘n’Blues Compilation, wie sie die Grabbeltische der Supermärkte bevölkern. Hier sind erkennbar Musiker am Werk, die Blues und Soul leben und feiern, sind sich von ihm mitreißen lassen und die Freude über diesen ur-amerikanischen Musikexport in jeden Bläsersatz, in jeden Basslauf und jedes Gitarrenriff einfließen lassen.

Wer wissen möchte, ob er 100% Rhythm’n’Blues resistent ist, sollte es mit diesem Album versuchen. Wer davon nicht zumindest angefixt wird, dürfte für diese Art von Musik mit ziemlicher Sicherheit VÖLLIG unempfänglich sein.

Ein Fest!!!



Norbert von Fransecky

Trackliste

1She caught the Katy 4:09
2Peter Gunn Theme 3:46
3Gimme some Lovin' 3:06
4Shake your Tailfeather (with Ray Charles) 2:48
5Everybody needs somebody to love 3:21
6The old Landmark (with James Brown) 2:56
7Think (with Aretha Franklin) 3:13
8Theme from Rawhide 2:37
9Minnie the Moocher (with Cab Calloway) 3:23
10Sweet home Chicago 7:50
11Jailhouse Rock 3:19

Besetzung

Joliet Jake Blues (Voc)
Elwood Blues (Voc, Mundharmonika)
Steve Cropper (Git)
Duck Dunn (B)
Murphy Dunne (Keys)
Willie Hall (Dr)
Lou Marini (Sax)
Toni Malone (Sax)
Matt Murphy (Git)
Alan Rubin (Trompete)

Gäste:
Cab Calloway (Voc <9>)
Ray Charles (Voc <4>, Pinao <4>)
Aretha Franklin (Voc 7>)
James Brown (Voc <6>)
Reverend James Cleveland Choir <6>)
Brenda Corbett (Back Voc <7>)
Maragaret Branch (Back Voc <7>)
Caroline Franklin (Back Voc <7>)
Patty Austin (Back Voc <5>)
Vivian Cherry (Back Voc <5>)
Ullanda McCullogh (Back Voc <5>)

Larry Wallis (Keys)
Terry Fryer (Keys)
Bill Payne (Keys)
John springer (Keys)
Richard T. Bear (Keys)
John Hason (Keys)
Steve Jordan (Dr)
Arthur Dickson (Dr)
Elliott Randall (Git)
Keiv Ginsberg (Git)
Hiram Bullock (Git)
Dave Weston (B)
Lewis del Gatto (Horn)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger