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Reviews

Cartellieri, A. (Schmalfuss)

Sinfonien


Info

Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 26.6.2012

(cpo / jpc / CD / 2011 / Best. Nr. 777667-2)

Gesamtspielzeit: 73:13

Internet:

Evergreen Symphony Orchestra

TEILCHENSUCHE

Von Antonio Casimir Cartellieri (1772-1807), Salieri-Schüler und dem weiteren Umfeld Beethovens zuzurechnen, waren bis dato nur zwei Sinfonien bekannt. Beachtung gefunden haben in jüngerer Zeit zudem sein Oratorium „Gioas Rè di Giuda“ und sein Klarinettenwerke. Letztere haben den Klarinettisten Dieter Klöcker, sowie den Dirigenten Gernot Schmalfuss dann auch auf die Spur gesetzt und sie veranlasst, über Jahre in den Archiven nach zwei weiteren Sinfonien Cartellieris zu suchen, die es laut seinem eigenen Werkverzeichnis geben musste. Klöckner und Schmalfuss meinen, die verloren geglaubten Stücke nunmehr gefunden zu haben. Die mühsame Suche wie auch den Fundort schildern sie im Booklet dieser Produktion indes nur kursorisch. Die Überprüfbarkeit des Fundes ist somit nur eingeschränkt möglich, aber von der stilistischen Prägung her spricht viel dafür, dass die Zuordnung korrekt ist. Wenngleich sich diese Sinfonien Nr. 3 und 4 von ihren jugendlicher tönenden Schwesterwerken unterscheiden, so findet sich doch auch viel Verbindendes. Cartellieris Musik ist durchweg von beethovenschem Furor durchdrungen, jedoch entwirft er keine vergleichbar komplexen Satzstrukturen, sondern befeuert mit diesem Mittel Sequenzen, die noch den Geist der Mannheimer Schule atmen: kleinteilig, kontrastreich, rasch wechselnd. In diesem Teilchenbeschleuniger prallen die kurzen Sinnabschnitte bisweilen mit solcher Wucht aufeinander, dass unweigerlich auch so manche Leerstelle zurückbleibt.

Als verkanntes Genie der Symphonik mag man Cartellieri also auch bei Gesamtschau dieser Werke nicht apostrophieren. Aber die Kompositionen sind zugkräftig und in voll dramatischer Binnenspannung. Gernot Schmalfuss hat das von ihm geleitete Evergreen Symphony Orchestra mit der Aufgabe betraut, diese Musik einzuspielen. Was dem Namen nach eher ein Salonorchester zu sein scheint, ist in Wahrheit ein taiwanesisches Ensemble, welches der Förderung der besten musikalischen Talente des Inselstaates dient. Ein Nachwuchsorchester, das mit einem hohen Maß an Präzision und viel Engagement bei der Sache ist. Dass Cartellieris fiebriger Musik auch einen dünnerer Pinselstrich und ein feinnervigeres, schlankeres Spiel auf historischen Instrumneten gut zu Gesicht stände, ist nicht zu leugnen. Und dennoch verleihen die jungen Musiker den Sinfonien Charakter und Cartellieris musikalischer Intention Profil. Eine beachtliche Repertoirebereicherung ist diese CD somit allemal.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-4 Sinfonie Nr. 1 17:31
5-7 Sinfonie Nr. 2 11:13
8-11 Sinfonie Nr. 3 23:24
12-15 Sinfonie Nr. 4 21:05

Besetzung

Evergreen Symphony Orchestra

Gernot Schmalfuss: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger