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De occulta Philosophia
Info
Musikrichtung:
Black Metal
VÖ: 02.2003 (Eigenvertrieb) Gesamtspielzeit: 46:29 Internet: www.abaddon.de |
Wenn die Kollegen, die diese CD bereits vor mir begutachtet haben, immer wieder Therion, Nightwish und Cradle of Filth als grobe Orientierung angeben, geht das in Ordnung. Wobei Abaddon etwas ganz Eigenes mit einbringen und in naher Zukunft eine eigene Größe im symphonischen Black Metal sein dürften, wenn sie dieses Niveau beibehalten können und ein Label finden, die das Licht der Band entsprechend auf den Scheffel stellt.
Unverständlich, dass da noch niemand zugegriffen hat. Aber das hat auch seine Vorteile. Ohne in eine mächtige Promo-Maschine eingebunden zu sein, konnte die Truppe nach Veröffentlichung der CD einfach mal eine Neunmonats-Pause einlegen, um einigen Bandmitgliedern die Konzentration aufs Studium zu ermöglichen.
Gleich der Opener ist ein absoluter Leckerbissen. Powernder Black Metal mit schwarzem, keifenden Geschrei und einem klaren Sopran dominieren das Geschehen. Dazwischen pumpt eine sehr effektive Ufta-Ufta-Gitarre. Erfrischend ungewohnt im finsteren Genre.
Genau hier liegt eine der Stärken von Abaddon. Man limitiert sich nicht dogmatisch auf die „erlaubten“ Zutaten, sondern setzt auch normal rockende oder sogar poppige Elemente ein. Und das gelingt so gut, dass die Band dabei nicht in eine Gefälligkeit abdriftet, die Acts wie Nightwish dann schon mal den Vorwurf des Ausverkaufs oder die Anbiederung an den Mainstream einbringt. Klassische Elemente werden so kompetent integriert, dass sie nicht wie Zuckerguss wirken, sondern ein weiteres Stück musikalische Ernsthaftigkeit darstellen. Damit befinden sich Abaddon in guter Gesellschaft mit den letzten Werken von Cradle of Filth und Dimmu Borgir, tendieren im Vergleich zu den beiden immer noch recht abweisend brutalen Bands eher in eine hart rockende Richtung.
Fazit: Abbadon vereinen musikalische Schwärze mit metallischer Power und lebensbejahender Melodiosität. Ganz groß.
Wie viel textlich hinter der „okkulten Philosophie“ steckt, vermag ich nicht zu sagen, da leider weder in der CD noch auf der Homepage Texte zu finden sind.
Der Verweis auf den während der Inquisition verbrannten Philosophen Agrippa von Nettesheim, an dem sich die Band orientiert, muss noch nicht allzu viel heißen. In der BM / Gothic-Szene gibt es ja dutzendfach pseudoreligionskritische „Werke“, die auf einem schnell und extrem selektiv angelesenen Halb-, bzw. eher Achtel-, Sechzehntel-, oder Promille-Wissen beruht.
Die Erwähnung epochaler frühchristlicher Denker - Ambrosius, Celsus und Origines - in den Songtiteln ruft allerdings die Hoffnung wach, dass hinter Abaddons Konzept etwas mehr Substanz steckt. Skeptisch macht dagegen der Begeleittext im CD-Booklet, der dann doch wieder stark nach pubertärer Goth-Szenen-Philosophie riecht.
Trackliste
1 | De occulta Philosophia | 4:53 |
2 | Aunquam Mores | 3:21 |
3 | Ambrosi de Mysteriis | 6:50 |
4 | Origines contra Celsum | 3:53 |
5 | Dein sancta Sanctorum | 5:50 |
6 | Illuminationem | 4:56 |
7 | Omnia, Lucili | 5:13 |
8 | Cathechesi prima | 5:44 |
9 | Requiem | 5:39 |
Besetzung
Gabriel Knobel (Tenor)
Diana Link (Sopran)
Daniel Esch (Git)
Sebastian Bossmann (Git)
Steffen Schmitz (B)
Simone Dyllong (Keys)
Lars Tschentschel (Dr)
Gast:
Dorothea Pomsel (Sopran <9>)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |