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Streichquartette Nr. 13 - 15
Info
Musikrichtung:
Romantik Kammermusik
VÖ: 01.06.2012 (Virgin Classics / EMI / 2 CD / DDD / 2011 / Best. Nr. 50999 602512 2 0) Gesamtspielzeit: 129:58 |
ROMANTISCHE MODERNE
Schon bei seinem Beethoven-Zyklus hat das Artemis-Quartett mit herausragender Kolorierungskunst und artikulatorischer Finesse die komplexen Strukturen der Musik erfahrbar gemacht, dabei aber zugleich jedweden Ruch des Nur-Kalkulierten vermieden.
Diese Qualitäten lassen sich auch für die Interpretation der drei letzten Streichquartette von Franz Schubert attestieren. Die Aufnahmen entstanden noch vor dem Abschluss des Beethoven-Projekts und Cellist Eckhart Runge spricht im Booklet-Vorwort von der besonderen Herausforderung, die Schuberts ganz anderer Stil an das Ensemble gestellt habe. Schuberts Musik ist viel stärker linear, vom Lied her gedacht. Formal gibt sie sich mit ihrer rhapsodischen, frei schweifenden Haltung wesentlich offener und unbestimmter als Beethovens konstruktive Strenge. Mit ihren häufigen Repetitionen und auskomponierten ‚Leerstellen‘ ist sie aber auf nicht minder radikale Weise experimentell und modern. Darum trägt auch hier die Mischung aus zupackender Unmittelbarkeit und beobachtender Reflexion, mit der das Artemis-Quartett der zeitlosen Modernität von Schuberts letzten Quartetten nachspürt.
Vor allem das finale Nr. 15 fordert mit seiner epischen Breite die interpretatorische Fantasie heraus. Dem Artemis Quartett gelingt es, die mäandernden Texturen des Eingangssatzes auf immer neue Weise zu orchestrieren und damit als einen Prozess kontinuierlicher Transformation kenntlich zu machen. Der Hörer wird gleichsam bewusst und hellwach durch Schuberts Quartett-Labyrinth hindurchgeführt und erlebt ein Wechselbad von Stimmungen und Gefühlen, ohne sich darin zu verlieren.
Romantische Mehrdeutigkeit prägt auch die beiden anderen Quartette, die formal übersichtlicher und geschlossener sein mögen, in ihrer Dramaturgie aber nicht weniger komplex sind. Unerbittlich treiben die Interpreten den ersten Satz von Nr. 14 - „Der Tod und das Mädchen“ - voran. Versonnen und zugleich streng wird der nachfolgende Variationensatz genommen. Ergreifend ausdrucksvoll setzt dagegen Nr. 13, das Rosamnunde-Quartett, an, gerät beim Artemis Quartett aber nicht auch nur in die Nähe des Gefühligen. Stets gilt: Die Intensität der Tongebung, die Leidenschaft und der bis ins Detail gehende gestalterische Reichtum überwältigen den Hörer nicht einfach, sondern eröffnen bei aller inneren Spannung einen Raum der Betrachtung und Kontemplation. Darin ist die Interpretation ganz und gar zeitgenössisch: neue alte Musik. Großartig!
Georg Henkel
Trackliste
Streichquartett Nr 14. „Der Tod und das Mädchen“ & Nr. 13 „Rosamunde“
CD 2 51:35
Streichquartett Nr. 15
Besetzung
Friedemann Weigele: Viola
Eckhart Runge: Violoncello
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |