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Hans Söllner

Wer bloss lacht, is ned frei!

Info Musikrichtung: Bayerische Anarchistenlieder VÖ: 09.02.2004 (Trikont / Indigo) Gesamtspielzeit: 110:00 Internet: http://www.soellner-hans.de

Im Zentrum von Wer bloss lacht, is ned frei! steht das gut 100-minütige Video Eins aus dem Jahre 1994, das nun auf DVD wieder veröffentlicht wird. Einziges neues DVD-Feature ist die Möglichkeit, die 15 im Video (an)gespielten Songs direkt anzusteuern.

Dazu gibt es als Bonus je einen Titel aus der aktuellen Söllner CD Oiwei i und dem vorausgegangenen Live-Album Babylon, letzteren in zwei Version - ohne und mit (nicht abschaltbaren) englischen Untertiteln. Die Bonusse haben für Söllner-Novizen, denen diese DVD allerdings nur bedingt zu empfehlen ist, den Vorteil, dass sie auch Söllner mit seiner fantastischen Band „Bayaman Sissdem“ sehen. Denn das Video Eins kennt nur Söllner solo.

…und zwar sehr solo. Für den portraitierten anarchistischen Anti-Star ein wenig zu solo. Das Video zeigt Söllner vor und auf der Bühne, auf Tour und privat. Aber eben immer nur ihn. Die Menschen, die auch sonst zum Gelingen einer Tour beitragen, die die CDs mit produzieren, die den Künstler managen erscheinen praktisch nicht. Dass Söllner Kinder hat, wird erwähnt. Sie sind ihm ja auch sehr wichtig, wie er auch in Liedertexten betont. Aber sein Papagei kommt ausführlicher ins Bild. Ob da eine Frau ist, wird nicht erwähnt. Irgendwann wird kurz gezeigt, dass der „Rebell von Reichenhall“ wohl in einer Art kommunitärer Gemeinschaft lebt. Näheres oder gar die Menschen, die mir ihm Leben - Fehlanzeige.

Aber vielleicht liegt das gar nicht an einem bei dem Image dieses Mannes völlig unpassenden Starkult des Videos, sondern daran, dass der Regisseur davon ausgeht, dass die Zuschauer bereits gründlich über Söllner informiert sind. Über die Legende(?) z.B., dass der Sänger mit dem Mountain-Bike von Konzert zu Konzert fährt. Dann bekommen auch die Szenen, in denen man ihn durch bayerische Landschaften radeln sieht, ihren Sinn. Oder die Szene, in der er zu gefälligem Gelächter des Publikums einen seiner Texte aus einem Gerichtsurteil vorliest. Da ist es gut, wenn man weiß, dass eine Reihe seiner Texte, als beleidigend eingestuft worden sind, und er daher mit Bußgeldern rechnen muss, wenn er sie im Konzert vorträgt.

Dramaturgisch setzt sich das das Video eins aus verschiedenen Interviewsequenzen zusammen, die ohne roten Faden unverbunden aneinander geschnitten wurden. Sie lassenSöllner zu unterschiedlichen Themen zu Wort kommen, wie Anarchismus, Freiheit, seinen Gottesbezug, Marihuana und vieles mehr.
Zwar beginnt sich am Ende des Filmes allmählich ein Bild davon abzuzeichnen, wer dieser Hans Söllner ist. Da aber keinerlei grundlegende Infos über Karriere, Herkunft und ähnlich Essentials gegeben werden, bleibt auch die DVD eher Nahrung für Insider.

Norbert von Fransecky