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Elvis Presley

The complete '68 Comeback Special

Info Musikrichtung: Rock’n‘Roll VÖ: 09.03.2012 (1968) (RCA / Sony) Gesamtspielzeit: 260:12 Internet: http://www.elvis.com elvisthemusic.com

In den 60er Jahren hatte Elvis Presley (bzw. sein Manager Colonel Parker) es geschafft, sich von einem der größten Innovatoren der Musikgeschichte zur völligen Bedeutungslosigkeit zu demontieren. 1968 war es sechs Jahre her, dass er das letzte Mal die Billboard-Charts geknackt hatte. Der letzte Live-Auftritt, ein Benefiz-Auftritt in Pearl Harbor, lag noch weiter zurück. Elvis wurde kommerziell bis zum Abwinken in geistlosen Filmchen gemolken, mit denen er sich nicht nur inhaltlich zum Affen machte. Die begleitende Musik hatte noch so viel mit Rock’n’Roll zu tun, wie die DDR mit dem Sozialismus. Bestes Futter um es in den dritten TV-Programmen an Feiertagsnachmittagen zu wiederholen.

Das `68 Comeback Special war die Wiederauferstehung. Ich bin kein Elvis-Nerd, kenne viele der Alben, die er gemacht hat nicht; war aber von den Live-Aufnahmen, die ich bisher von ihm gehört habe, eher enttäuscht.
Das gilt für diesen, vom 20. bis 24. Juni 1968 in Hollywood mitgeschnittenem Auftritt nicht eine Sekunde lang. Ein für die Zeit nicht selbstverständlicher satter Sound bringt die überwältigende Präsenz des King of Rock’n’Roll über 40 Jahre später in die heimischen Wohnzimmer. Die Band ist zwar eindeutig eine Hollywood und Las Vegas kompatible Show-Band, aber die lebendig werdende Power lässt eher an die Blues Brothers, als an Dean Martins Rat Pack denken.
Ganz große Klasse mit ganz großen Klassikern. Man hat den Eindruck, Elvis lasse auf einen Schlag alles das raus, was er in den vorhergehenden Jahren musste stecken lassen.

Die aktuelle Re-Release-Version kommt in Buchform mit 32-seitigem Booklet und gleich 3(!) Bonus-CDs. So ganz deutlich ist mir auch durch das Booklet nicht, was sich in den Tagen nach dem Konzert abgespielt hat.

Engagiert wird beschrieben, dass ein völlig verunsicherter Elvis irgendwann in der Garderobe nur mit wenigen Freunden Songs vor sich hin gespielt hat, die sozusagen mit verstecktem Mikrofon mitgeschnitten wurden. Diese Aufnahmen sind auf der vierten CD zu hören und stammen laut Credits von 24. und 25. Juni. Mit anderen Worten die grandiosen Aufnahmen der ersten CD waren schon im Kasten. Warum Elvis danach so verunsichert war, ist mir ein Rätsel. Nach mehreren Jahren Live-Pause wäre es mir verständlich.

CD 2 und 3 enthalten zwei sogenannte „Sit down“- und zwei „Stand up“-Shows vom 27. und 29. Juni. Am 27. spielte Elvis mit sehr kleiner Besetzung im Sitzen; am 29 mit der Besetzung der ersten CD im Stehen.

Das Booklet jubelt, insbesondere im Blick auf die Garderoben-Konzerte, über die große Authentizität, mit der man die verletzliche Seite des großen Künstlers erleben könne. Mag sein. Mich ermüdet der immer gleiche Gitarrensound der Sit down- und der Garderoben-Konzerte relativ bald. Die vielen Song-Doubletten - selbst innerhalb eines Konzertes - verstärken das noch. Die Stand up-Shows kommen da etwas besser, können aber mit der ersten CD nicht im Ansatz mithalten.

Mir hätte die erste CD gereicht. Die hätte auch noch 20 Minuten Spiel gehabt, um einige der „authentisch“ angesagten, oder von Gelächter unterbrochenen Stücke als Bonus mitzuliefern. Wahrscheinlich werden nur absolute Hardcore-Fans diese öffentlichen Proben mehr als einmal in den Player schieben.

Ich weiß nicht, wie viel für diese 4-CD-Box aufgerufen wird. Wenn es den Rahmen einer normalen CD deutlich übersteigt, würde ich drei Mal überlegen, ob sie die Investition lohnt. Das Original Album sollte man aber in der Sammlung stehen haben.

Norbert von Fransecky