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Luci mie traditrici
Info
Musikrichtung:
Neue Musik Oper
VÖ: 09.04.2012 (EuroArts / Naxos / DVD / live 2010 / Best. Nr. 2059038) Gesamtspielzeit: 108:00 |
WIE VON ALFRED HITCHCOCK
Über die musikalischen Qualitäten von Salvatore Sciarrinos Oper Luci mie traditrici wurde schon anhand der CD-Einspielung berichtet. Darum sei an dieser Stelle vor allem über herausragende Inszenierung der Oper gesprochen, von der besagte CD-Produktion ein erster Ableger gewesen ist.
Jetzt kann man das Werk unter der Regie von Christian Pade als Gesamtkunstwerk aus Klängen und Bildern erleben. Denn es wurde nicht einfach nur eine Opernaufführung abgefilmt, sondern auf der Grundlage der Bühnenproduktion ein richtiger Opernfilm daraus gemacht. Das intime Kammerspiel Sciarrinos ist für die Nahaufnahmen Debora Vrizzis wie geschaffen. Vrizzi fängt immer wieder die Gesichter der SängerInnen ein, die aufgrund der äußerst delikaten Gesangpartien nicht wie üblich durch die Anstrengungen des Singens verzerrt sind. So bleibt viel Raum für schauspielerische Gestaltung. Feinste Seelenregungen spielen sich in der Mimik und man meint schließlich, einen Psycho-Thriller in Form einer Oper zu verfolgen. Das Einheitsbühnenbild liegt meist im Halbschatten und wird durch hohe, käfigartige Holzbauten definiert, die sich auf Plattformen drehen und dadurch den Raum subtil verwandeln. Der klaustrophobische und labyrinthische Eindruck von Plot und Musik wird auf diese Weise kongenial abgebildet. Nichts lenkt ab von dem dichten Geschehen, das in mehreren Stufen in die finale Katastrophe führt: Graf und Gräfin - Gräfin und Gast, belauscht vom Diener - Graf und Diener - Graf und Gräfin ... und schließlich der Tod. Die subtile, irisierende Geräusch-Musik gewinnt durch die präzisen Bühnenaktionen eine ungemein plastische Anmutung und spinnt die SängerInnen in einen Kokon aus Begehren und Täuschungen ein. Sigmund Freud und Alfred Hitchcock hätten beide ihre Freude dieser Präsentation gehabt.
Eine ausführliche Dokumentation führt hinter die Kulissen und erhellt die dramaturgischen Entscheidungen. Alles in allem eine Produktion, die Maßstäbe setzt: für die Interpretation von Sciarrinos Oper und die Präsentation von Oper auf DVD.
Georg Henkel
Trackliste
Dokumentation: 39:00
Besetzung
Christian Miedl: Herzog Malaspina
Roland Schneider: Gast
Simon Bode: Hausdiener
Ensemble Algoritmo
Marco Angius: Leitung
Christian Pade: Regie
Agnes Eggers: Dramaturgie
Alexander Lintl: Szene und Kostüme
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |