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Quinto Libro di Madrigali (V. Madrigalbuch)
Info
Musikrichtung:
Renaissance vokal
VÖ: 30.03.2012 (ECM / Universal / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. ECM New Series 2175) Gesamtspielzeit: 55:00 |
KOMPAKT
Zwanzig Jahre nach seiner vielfach gerühmten Einspielung der Tenebrae-Responsorien widmet das Hilliard Ensemble erneut eine ganze Platte der Musik des berühmt-berüchtigten Fürsten Carlo Gesualdo di Venosa. Die 21 Stücke des V. Madrigalbuch zeichnen sich durch den typischen Spätstil des Komponisten aus: Unter der konservativen Oberfläche fünfstimmiger Madrigale entfaltet sich eine an harmonischer Kühnheit kaum zu übertreffende Rhetorik, die die Liebes- und Todeslust der dichterischen Vorlagen geradezu expressionistisch ausdeutet. Diese Radikalität, die die spätromantische Harmonik von Richard Strauss „Salome“ und „Elektra“ vorwegnimmt, hat Interpreten und Hörer immer wieder von neuem fasziniert.
Die Deutung des Hilliard Ensembles ist die Frucht einer langjährigen Beschäftigung mit Gesualdos manieristischer Kunst. Aufgrund der geforderten Stimmlagen hat das Quartett noch die Sopranistin Monika Mauch und den Countertenor David Gould hinzugezogen, die beide schon oft mit den Hilliards zusammengearbeitet haben.
Die Eigenheiten dieser Einspielungen zeigt der direkte Vergleich mit der Deutung durch das Ensemble La Venexiana: Die Italiener sind durchweg langsamer und lassen sich im Ganzen 10 Minuten mehr Zeit (64‘). Die Hillards singen zügiger, fassen die Musik dadurch kompakter auf. Ihre Gesualdo-Miniaturen leben vom Chiaroscuro, einer dramatischen Hell-Dunkel-Abstufung, wie sie in der Barock-Malerei durch Caravaggio eingeführt wurde. Zwar verleihen die herberen Stimmfarben der zwei Countertenöre der Musik in den ausdrucksvollen Momenten eine starke dramatische Wirkung. Im Ganzen wirkt die Interpretation aber abstrakter, gleichsam kondensierter als die Einspielung von La Venexiana - und ein solches Understatement ist sicherlich auch typisch für die Hilliards.
La Venexiana deutet Gesualdos Musik dagegen aus barockem Theatergeist und inszeniert regelrechte Miniopern mit ‚Solisten‘ und ‚Ensembles‘. Dadurch gewinnen die einzelnen Stücke ein individuelles Gesicht. Bei den Hillards dagegen wirkt die Exzentrik Gesualdos auf die Dauer der ganzen CD pauschaler. Dazu kommt eine räumliche Kirchenakustik, die anders als bei den Tenebrae-Responsorien nicht ganz passend erscheint. Die Madrigale sind eher intime Kammermusik. Und bei der älteren Aufnahme ist die Feinabstufung und klangliche Balance besser gelungen, außerdem werden die Klänge dort intensiver und mit mehr Ruhe ausgekostet, so dass der Hall die Wirkung intensiviert. Bei der neuen Aufnahme trägt das Klangbild dagegen eher zur Nivellierung der Details bei. Trotz des hohen Niveaus gewinnt die Darbietung darum nicht jene Vielschichtigkeit, die dem Genius Gesualdos angemessen wäre.
Georg Henkel
Besetzung
David James & David Gould: Countertenor
Rogers Covey-Crump & Steven Harrold: Tenor
Gordon Jones: Bariton
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |