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Johnny Cash

Man in Black

Info Musikrichtung: Country VÖ: 04.03.2012 (Rolling Stone / SONY Music)

Mit Man in Black von Johnny Cash erscheint eine weitere DVD im Rahmen der Live on Stage - Die besten Konzerte aller Zeiten des Rolling Stone Magazins.

Ich bewundere den Lebensweg des Johnny Cash und durchaus auch einen Teil seines Werkes. Da ich jedoch kein wirklich Countryfan oder Kenner bin, kenne ich wohl nur die bekanntesten seiner Songs und vor allem Songs aus seinem Spätwerk der 90er und 00er Jahre. Dieses Zeitdokument zeigt den Mann in Schwarz jedoch auf dem ersten Zenit seines Erfolges Anfang der 70er Jahre. Zu dieser Zeit tourte er mit einer Bühnenversion seiner im amerikanischen Fernsehen erfolgreichen "The Johnny Cash Show" durch die Welt und vor allem auch durch Europa. Die hier vorliegende Aufnahme stammt von einer Aufzeichnung eines Auftrittes in Dänemark.
Diese Aufzeichnung wirkt aus heutiger Sicht unweigerlich komisch. Aufgezeichnet wurde in einem Fernsehstudio welches mit einem kargen Einsatz einiger Holzlatten ein wenig auf Country getrimmt wurde. Es ist herzerfrischend komisch, die Zuschauer zu beobachten, die wie bei diesen TV-Aufzeichnungen im Halbkreis um die Bühne platziert sind. Besonders witzig sind die Herrschaften zu beobachten, die am Rand der Bühne sehr aufmerksam und mitgerissen das Geschehen verfolgen. (Ironiemodus aus). Zum Musikalischen ist zu sagen, dass Johnny Cash sehr aufgeräumt und wohlgelaunt sein ganzes Charisma herüberbringt. Die dargebotenen Cashy-Standards dieser Zeit wie “A Boy named Sue“, „I walk the line“, “Folsom Prison Blues” oder eben ”I walk the line” werden von seiner Band im traditionellen Countrystil hervorragend dargeboten. Seine geladenen Gäste hingegen sind von recht unterschiedlicher Qualität. Ein ausgezeichneter Carl Perkins bietet tolle Versionen von “Blue suede shoes“ und “Matchbox“, die in fürchterlichen blauen Anzügen gewandeten The Statler Brothers bieten zwei Ihrer Countrygesangsgruppensongs ebenso fürchterlich dar, wie sie gekleidet sind (der Amüsierfaktor ist jedoch recht hoch). Auch die Darbietungen der Carter Family, bestehend aus Maybelle Carter, June Carter-Cash und Anita Carter, gibt leider eher sehr verschnulzte Countrysongs zum Besten, die eher zu den Niederungen des Genres zählen. Nichts gegen die Sangeskunst der Damen, aber in späteren Jahren wurden deutlich schönere Countryballaden (auch neuaufgenommene Traditionals) aufgenommen.
So bleibt ein Tontechnisch gutes, Bildtechnisch mittelmäßiges Zeitdokument das den Künstler Johnny Cash gut, aber nicht zwingend von seiner besten Seite präsentiert. Dass der Rolling Stone Johnny Cash für diese Serie ausgewählt hat ist absolut berechtigt. Warum er jedoch dieses Dokument gewählt hat ist eher fraglich. Ich denke, da schlummern bessere Aufzeichnungen in den Archiven.

Trotzdem ist es sicherlich eine lohneswerte Anschaffung für den Fan und für alle anderen eine wirklich unterhaltsame Zeitreise in das Jahr 1971. - Ohne Wertung -

Wolfgang Kabsch