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Couperin, F. (Pierlot)

Apthéoses

Info Musikrichtung: Barock Kammermusik VÖ: 17.02.2012 (Mirare / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. MIR 150) Gesamtspielzeit: 67:00

Das Ricercar Consort und sein spiritus rector, der Gambist Philippe Pierlot, sind in den vergangenen Jahren nicht nur mit ausgezeichneten solistisch besetzten Kantaten, Messen und Passionen von Johann Sebastian Bach hervorgetreten, sondern haben sich auch anderen barocken Meistern mit derselben Kompetenz und Musikalität angenommen.

Ihre jüngste Produktion ist ein Aufnahme jener Widmungsmusiken, die François Couperin seinen beiden musikalischen Leitsternen zugeeignet hat: Dem Gründervater der französischen Musik im 17. Jahrhundert schrieb er ein Instrumentalkonzert unter dem Titel Apotheose zum unsterblichen Angedenken an den unvergleichlichen Monsieur Lulli, natürlich im französischen Stil. Und dem italienischen Zeitgenossen Corelli, dessen Triosonaten in Frankreich Furore machten, gönnte er eine ebensolche Vergöttlichung auf dem Parnass in einer entsprechenden Sonate. Couperins Beherrschung beider Stile ist perfekt, ihre Vereinigung dann nur noch ein kleiner Schritt. Das Ricercar Consort musiziert in beiden Fällen mit einem durchaus französischen Akzent, der sich allerdings in erster Linie durch ein untrügliches Gespür für Klangfarben und exquisiten Licht- und Schattenwirkungen bemerkbar macht. Der Klang ist ausgesprochen fein ziseliert und geschmeidig; die oft kurzen, in Affekt und Atmosphäre prägnant gestalteten Sätze werden intensiv ausgespielt und ergeben eine instrumentale Opernsuite en miniature - hier bezaubert die Musik mit tänzerischem Schwung, dort darf sie sich mit himmlischer Zartheit oder innig Melancholie entfalten. Kurze französische Kommentare, die den instrumentalen Sätzen vorangestellt sind und das musikalische Programm jeweils erhellen, werden von François Morel eingesprochen.
Als Zwischenstück fungiert das Tombeau de Monsieur de Lully von Jean Ferry Rebel - die ebenfalls sehr gelungene Einspielung eines Werkes, das gleichfalls dem vermischten Geschmack huldigt. Dem Ricercar Consort gelingt es, französische Eleganz mit italienischem Temperament auszubalancieren. Man höre nur die ergreifend musizierten Seufzer- und Klagefiguren des Eröffnungsteils - sehr französisch. Der 2. Satz könnte dagegen von einem Italiener stammen, der sich der von den Franzosen wenig geliebten Exzesse freilich zu enthalten wusste. Man könnte sich den Zugriff in den schnellen Sätzen zwar auch druckvoller vorstellen; im Gesamtkontext ist die zurückhaltende Gangart des Ensembles aber stimmig. Das ausgewogene, eher hell timbrierte Klangbild bildet diese Einspielungen angemessen ab.

Georg Henkel