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Reviews

The Stranglers

Giants


Info

Musikrichtung: Rock

VÖ: 09.03.2012

(Ear / Edel)

Gesamtspielzeit: 42:52

Internet:

http://www.stranglers.net

Was erhofft man sich von einer Band, die 23 Top-40-Singles und 17 Top-40-Alben fabriziert hat und deren Mitglieder dabei alles andere als Selbstkopisten waren? (Vielleicht stimmen die Zahlen nicht ganz. Das Promo-Info schafft es innerhalb von zwei Zeilen auf 17 Top-40 Alben zurückzublicken und gleichzeitig das kommende 17. Album der Stranglers anzukündigen. Aber das ändert nichts an der Situation.)

Wenn ich an die Stranglers denke, dann denke ich an „No more Heroes“, „Straighten out“, „Something better change“ und „Nice’n’sleazy“. Okay, natürlich auch noch „Golden brown“, ne tolle Nummer, aber eigentlich nicht richtig Stranglers. Im Promoinfo sind mir völlig unbekannte Nummern verzeichnet, die ich in den 80ern bestimmt mal gehört, aber bald wieder vergessen haben. An das Album 10, das bei mir als Musik-Casette im Regal steht und ewig nicht mehr gehört wurde, habe ich nur blasse Erinnerungen irgendeiner Plüsch-Musik.

Was also haben „die Punker mit der Orgel“, wie sie seinerzeit genannt wurden, im Jahre 2012 zu bieten. Erst einmal, so wenig Punk, das sich dieses Etikett vollständig verbietet und höchstens noch mal bei dem rau angesetzten „Lowlands“ Verwendung finden kann. Das ist dann auch gleich eines der Highlights des Albums. Die Gitarren starten hart und punkig. Die Orgel geht drüber. Und die lässig von oben herabtropfende Stimme kommt zwar nicht aggressiv, hat aber die arrogante „Was-wollt-n-Ihr“-Attitüde der frühen Punks.

Von Arroganz ist auf Giants ansonsten nicht zu spüren; eher gereifte Gelassenheit. Das Ergebnis ist aber letztlich dasselbe. Die Stranglers machen, was sie wollen. Erwartungen sind das Problem der Hörer. Und wer es schafft, diese in der Tasche zu lassen und den Stranglers das Recht zugesteht, die zu sein, die sie heute sind, bekommt ein recht zeitloses Rockalbum geliefert, das viele ruhige Momente enthält, aber auch genug Potenzial hat, den Saal im Verein mit den Klassikern zum Kochen zu bringen.

Eine Sorge kann nach etwa 30 Sekunden zu den Akten gelegt werden. Nach einem Beginn, der eher ein Blues-Album erwarten lässt, erweckt JJ Burnel den typischen Stranglers-Sound zu neuem Leben. Dazu kommt eine eher untypische starke Gitarre und eine wummernde Hammondorgel.
Das sanft beginnende, dann mit starkem Refrain aufkochende „Freedom is insane“ klingt streckenweise eher nach Bowie. Nach dem bereits erwähnten „Lowlands“ lässt das beschwingte „Boom Boom“ klar erkennen, wer hier am Werk ist, wenn es auch sehr fröhlich und gleichzeitig gelassen zur Sache geht.

„My Fickle resolve“ setzt die von „Golden brown” unsterblich gemachte Tradition weicher Balladen fort. Das Stück gefällt, wenn es auch nicht die Identität des Klassikers hat und den Eindruck erweckt, eigentlich besser in einen Italo Western zu passen, als auf ein Stranglers-Album.
Wer im Mittelteil des Albums den Eindruck gewinnt, Burnel, Warne und Co. hätten ihr Pulver bereits verschossen, wird vom Schlussspurt eines Besseren belehrt. Nur der Tango(!) „Adios“ wirkt etwas blass.
Davor kommen die beiden restlichen Highlights von Giants. „Time was once on my Side” - allein der coole Titel hat einen Sonderpunkt verdient - kommt mit tollem Groove und Rhythmus und bietet eine weitere Chance vor der Bühne lautstark den Refrain mit zu gröhlen.
Das vielleicht lebenslustigste Stück des Albums ist „Mercury rising“, ein Stück, das so wenig Stranglers ist, dass Dogmatiker, es im hohen Bogen verdammen werden. Aber wer sich von dem Stück nicht packen lässt, ist schlicht selber schuld.
Am Ende steht noch ein sehr positiv optimistischer Schlussstein.

Bleibt am Ende nur die Besorgnis, dass die Stranglers darauf bestehen, live nur(!) so wie auf dieser Platte zu klingen und die eingangs erwähnten Klassiker beim Zusammenstellen der Setlist für die anstehende Tour völlig über die Klinge springen zu lassen.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Another Camden Afternoon 4:03
2Freedom is insane 6:13
3Giants 3:42
4Lowlands 3:14
5Boom Boom 3:22
6My Fickle resolve 5:32
7Time was once on my Side 3:31
8Mercury rising 3:36
9Adios (Tango) 4:39
1015 Steps 4:58

Besetzung

JJ Burnel (B, Voc)
Baz Warne, (Git, Voc)
Jet Black (Dr)
Dave Greenfield (Keys)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger