····· Ringo setzt sich den Stetson auf ····· Der Oktober 2024 wird zum MC5-Monat ····· Kool & the Gang kommen in die „Rock’n’Roll Hall of Fame“ ····· Isolation statt Desolation - The Sweet re-releasen ihr Corona-Album ····· Deep Purple laden Jefferson Starship als Special Guests ein ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Purcell, H. (orchestra le phénix)

Abdelazer


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 1.2.2012

(Coviello Classics / Note 1 / 2 CD / DDD / 2010 / Best. Nr. COV 21202)

Gesamtspielzeit: 67:10

Internet:

orchester le phénix

HYBRID

Nicht weniger als 43 sog. stage musics komponierte Henry Purcell (1659-1695) im Laufe seines Lebens. Sie dienten der musikalischen Untermalung und Aufwertung von Sprechtheaterstücken. Dank des von Benjamin Britten in “A young person´s guide to the orchestra” aufgegriffenen Themas aus dem Rondo ist die Abdelazer-Suite hiervon bis heute die bekannteste. Das schweizerische Originalklangensemble orchestra le phénix hat sich nun daran gemacht, Text und Musik wieder zusammenzubringen. Eine Rekonstruktion ist dies dennoch nicht, denn das blutrünstige Drama um den Sklaven Abdelazer ist hier nicht als Theaterstück, sondern als - wahlweise in deutsch oder englisch vorgetragene - Erzählung konzipiert. Der Anteil der Musik überwiegt somit den Text, was allerdings dadurch bewerkstelligt wird, dass nicht nur die Abdelazer-Bühnenmusik zu Gehör gebracht wird, sondern noch vier weitere stage musics. Eine merkwürdige, aber grundsätzlich funktionstüchtige Hybride, bei der man sich galant darüber hinwegsetzt, dass Purcells Musik ja durchaus konkrete Handlungsstränge illusrieren bzw. ergänzen sollte. Aber die Themen auf der Bühne bleiben sich, wie im Leben ja meist gleich: Liebe, Eifersucht, Rache, Tod, Treue, Untreue. Insofern ist die freche Grundannahme eines „fits for all“ sicherlich nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Unschön ist die technische Lösung: Die Textteile sind jeweils an die Musiktracks angehängt, so dass es nicht möglich ist, sich beim Hören auch mal allein auf die Musik zu beschränken. Hier wären gesonderte Texttracks sicherlich die bessere Lösung gewesen, eventuell auch abwechslend auf deutsch und englisch, so dass jeder sich die Auswahl zusammenprogrammieren könnte, die ihm gerade behagt. Stattdessen hat man eine zweite CD beigefügt, die dieselbe Einspielung der Musik, diesmal aber ergänzt um englische Sprechtexte enthält. Der deutschsprachige Erzähler kommt mit betulichem Vortrag daher, den er bisweilen um einen bemüht ironischen Unterton anreichert.
Das Orchesterspiel bewegt sich auf hohem Niveau, bleibt dabei aber eher glatt. Was die richtige Mischung aus tänzerischem Grundduktus und rhetorischer Ausdruckskraft angeht, vermag daher die alte Gesamtaufnahme von Purcells Musik für das Theater unter Roy Goodman (Hyperion, 1994) weiterhin mehr zu überzeugen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-9 The Double Dealer
10-19 Abdelazer
20-27 The Gordian Knot Unty´d
28-35 Distres´d Innocence
36-42 Bonduca

Besetzung

orchester le phénix

Linard Bardill / John Holloway: Erzähler
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger