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Pluhar, Chr.

Los Pájaros Perdidos – The South American Project

Info Musikrichtung: Weltmusik VÖ: 20.1.2012 (Virgin Classics / EMI / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. 5099967851621) Gesamtspielzeit: 75:33 Internet: L´Arpeggiata

Ach, das waren noch Zeiten - damals, als Christina Pluhar und ihr Ensemble L´Arpeggiata kraftvoll, furchtlos, energiegeladen und voller Ignoranz gegenüber den Gesetzen der Marktkonformität Weltmusik zelebrierten. Da wurden die Grenzen zwischen Alter Musik und Volkmusik genau so konsequent verwischt wie jene zwischen U- und E-Musik. Das Album „La Tarantella“ (alpha, 2003) legt hiervon Zeugnis ab. Und heute? Tja, da will Christina Pluhar uns mit den diversen Zupfinstrumenten vertraut machen und mit den barocken Strukturen, die die volkstümliche Musik Lateinamerikas bis heute prägen, will also wiederum die Klassik im Jetzt entdecken. Aber heraus kommt dabei überwiegend eine Weichspülerversion. Von der Glut und Leidenschaft, der Erdigkeit dieser Musik bleibt wenig übrig in den überwiegend vom Gitarristen Quito Gato verantworteten Arrangements. Das meiste verkommt zur harmlosen, kommerziellen Lounge-Kulisse. Eingestreute Instrumentaleffekte, die Wasserrauschen oder Vogelzwitschern u.ä. andeuten sollen, kommen platt und oberflächlich daher.

Vollends ins Seichte und in massenkompatiblen Popcornsound gleiten schließlich die Lieder ab, die der Countertenor Philippe Jaroussky vorträgt. Er ergibt sich der klebrigen Süße der Arrangements und fügt diesen einen farblosen Gesang hinzu. In solch aseptischer Umgebung wirken die Texte, die von Blut und Krieg, von Liebe und Leid, vom Kampf ums Überleben künden, wie Fremdkörper. Da ist man dann doch froh, wenn wenigstens Luciana Mancini oder Lucilla Galeazzi in ihren Nummern hin und wieder das Feuer anfachen und zumindest ein bißchen „Schmutz“ in diese Kulissenwelt bringen, die Südamerika in etwa so authentisch abbildet wie ein Reisekatalog.

Sven Kerkhoff