····· Ringo setzt sich den Stetson auf ····· Der Oktober 2024 wird zum MC5-Monat ····· Kool & the Gang kommen in die „Rock’n’Roll Hall of Fame“ ····· Isolation statt Desolation - The Sweet re-releasen ihr Corona-Album ····· Deep Purple laden Jefferson Starship als Special Guests ein ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Diverse: VP

Reggae's gone Country


Info

Musikrichtung: Reggae – Country Crossover

VÖ: 28.10.2011

(VP Records / Groove Attack)

Gesamtspielzeit: 54:45

Kann es ein besseres Aushängeschild für Babylon geben, als den zu Country Musik schluchzenden US Red Neck? Er müsste also das ideale Feindbild für jeden echten Reggae-Musiker sein. Und das sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Der kiffende Farbige, der es auch noch für identitätsstiftend hält den american Way of Life für die gesellschaftliche Inkarnation des Teufels zu stigmatisieren, müsste beim Stetsonträger zu automatisch aufklappenden Messern führen.

Dennoch haben sich einige profilierte jamaikanische Künstler hingesetzt und einige mehr oder weniger bekannte Perlen aus dem Country-Körbchen geholt, um sie mit Reggae-Rhythmen neu anzurichten. Und das Ergebnis des Experiments kann sich sehen lassen. Die schluchzenden Country Gitarren verlieren vor den karibischen Rhythmen der Reggae-Arrangements viel von ihrer Ohren verkleisternden Süßlichkeit. Die Reggae-Artists wiederum profitieren von einer professionelleren Produktion. Insbesondere auf den Gesang wird ein erkennbar schärferes Auge geworfen. Hier ist nicht mal auf die Schnelle ein Riddim gevoicet worden, sondern solide zu Ende produziert.

Etwas peinlich für die Reggae-Seite kommen die Stücke am besten, bei denen man am wenigsten vom Reggae merkt. Das sind die „Wolverton Mountains“ von Richie Stephens. Die starke Melodie setzt sich hier voll durch. Der Country-Song bleibt letztlich Country, auch wenn er mit einem Reggae-Rhythmus unterlegt wird.
Freddie McGregor macht den tollen Crooner. Die Country Gitarren schluchzen reggaefiziert. Der langsame Schritt in dem „The King of the Road“ voranschreitet, gemahnt aber eher an einen Ritt durch die Prärie, als an das Cruisen durch die Strassen Kingstons.
Last not least das wohl lebensfroheste Stück des Albums. Aber den Reggae haben L.U.S.T. eher versteckt.

Richtige Ausfälle gibt es keine. Die Ballade „The Chair“ bleibt etwas blass und der Soul Pop von Duane Stephenson verschwindet im Mainstream des US-Pop-Marktes. Das verhindert aber nicht, dass Reggae's gone Country einer der beste Reggae-Sampler ist, die ich den letzten Jahren in die Hand bekommen habe.

Stellt sich nur die Frage: Sind die Jamaikaner nicht vielleicht auch dann zu derart sauberen Produktionen, die alles andere als klinisch sind, in der Lage, wenn sie sich auf den Reggae konzentrieren?



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Romain Virgo & Larry Gatlin - California 3:31
2Luciano - He'll have to go 3:36
3Richie Stephens - Wolverton Mountain 4:02
4Etana - Crazy 3:40
5Tarrus Riley - The Chair 3:50
6Beres Hammond - He stopped loving her today 4:24
7Duane Stephenson - Suspicious 4:40
8Tessanne Chin - Don't it make my brown Eyes blue 4:47
9Gramps Morgan - Feels so right 4:04
10Freddie McGregor - The King of the Road 4:00
11Sanchez - El Paso 6:15
12L.U.S.T. - Flowers on the Wall 3:50
13Busy Signal - The Gambler 4:03
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger