Reviews
Time changes everything
Info
Musikrichtung:
Country / New Country
VÖ: 2004 (Wild Oats Records / Comstock Records) Gesamtspielzeit: 44:02 |
Trent Tavson wuchs in der kanadischen Provinz Alberta ohne seinen Vater auf, der sein Leben als Rodeoreiter in Kanada, Buschpilot in Australien, Nachtklubbesitzer in Spanien oder Boxer in Virginia bestritt und auch auf mehrere Ehen zurückblicken kann. Als Trent Tavson einige seiner Songs in Nashville aufnehmen wollte, suchte er nach einem geeigneten Sänger. Von Freunden wurde ihm ein Sänger namens Troy aus Virginia empfohlen, und so verabredete man sich in Nashville, um dann mit riesigem Erstaunen festzustellen, dass Trent und Troy Brüder waren, Söhne des in der Welt umher reisenden Vaters. Eine Geschichte wie ein Märchen - aber wahr! (Na ja... Anm.d.Red.) Und diesem Zufall verdanken wir das erste Album der Tavson Brothers. Wer nun aber Gesangsduette der beiden Brüder erwartet, liegt leider völlig falsch, denn Trent ist ausschließlich für das Schreiben der Songs verantwortlich, während Troy die Gesangsarbeit im Studio alleine bewältigen muss.
Im einzelnen:
Bereits die ersten Takte des Openers "Simple life" weisen darauf hin, dass sich dieses Album im Bereich der Singer/Songwriter - oder wie es inzwischen genannt wird: Americana - aufhält. Akustikgitarre und eine straighte Drumline bilden den Background für einen Gesang, der doch den Eindruck von beiden Tavson-Brüdern im Studio widerspiegelt, denn ein feiner zweistimmiger Gesang lässt den Hörer die Ohren spitzen. Es werden Erinnerungen an Don und Phil Everly, die (z.B. in ihrem Album EB84) auch die sauber abgestimmten Stimmen erklingen lassen bzw. ließen. Dieser Eindruck hält sich auch bei "Shining through", wo eine klare Stimme die Strophen singt und sich selbst im Refrain die Harmonie verschafft. Bei "Time changes everything" beginnt der Gesang etwas tiefer und klingt dadurch auch härter. Der Refrain kommt aber bereits wieder glatter und weicher daher. Der dezente Background erinnert gelegentlich an die großen amerikanischen Harmoniemeister wie z.B. die Eagles oder America. Auch bei ihnen wurde stets darauf geachtet, dass de Instrumente das Musikstück garnieren und nicht beherrschen.
Ähnlichkeiten mit den Bellamy Brothers präsentiert dann "You´re it", denn von in Sachen Gesangsmischung gewinnt man tatsächlich den Eindruck, es würden sich zwei Sänger die Arbeit teilen. Auch der eingängige Rhythmus wandelt auf den Spuren der beiden Florida-Boys, und so sind Parallelen zum BB-Titel "Not" zu erkennen. Das heißt, wir haben es hier mit einem locker swingenden Gute-Laune-Song zu tun, der karibische Leichtigkeit versprüht. Diese Leichtigkeit wird auch spürbar bei "I love her", obwohl der Song um einiges langsamer ist. Für das Latino-Feeling sorgt hierbei auch die Akustikgitarre im Mittelteil. Rockiger kommt da schon "Not a crime" daher, bei dem Troy Tavson zu harten Drums und markanten Gitarren die passende harte Stimme aufgelegt und damit den teilweisen Sprechgesang absolviert. Ein Ausbruch aus der bisherigen Harmonielehre der Tavson Brothers. "Little things you do" bringt jedoch wieder Ruhe in das Album und schwimmt auf einer Woge aus dezentem Background und harmonischem Gesang, versehen mit einem Text, den man durchaus als Liebeserklärung ansehen kann. Ein absolut rundes Ergebnis!
Der bereits aus "Not a crime" bekannte Sprechgesang tritt auch bei "Ecstasy" in Erscheinung, bevor die Fiddle bei "One beautiful world" die Countryconnections der Musik unterstreicht. Das ist umso weniger verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es sich bei dem Produzenten dieses Albums um Steve Haggard handelt, Sohn der Country-Legende Merle Haggard und selbst erfolgreicher Countrysänger. "Middle of the road" gibt musikalisch Gas und wartet mit einem flotten Drum-Groove auf und erklärt, dass man auch als Durchschnittsmensch ein schönes Leben führen kann. "My best friend" ist wiederum eine Liebeserklärung und ist daher in eine sehr ruhige Balladenform gebracht, bevor es noch einmal auf die Straße geht. "Driving down the highway" besticht ein weiteres Mal mit dem perfekten Harmoniegesang und strahlt alleine dadurch schon eine innere Ruhe aus, obwohl der Rhythmus dem Midtempo zuzurechnen ist. Mit "Love without end" wird ein balladesker Schlusspunkt unter das Album gesetzt, in dem die Liebe gepriesen wird.
Fazit:
Wer hervorragende Gesangsharmonien schätzt und auch die ruhigen Momente zu pflegen weiß, wird an der CD Time changes everything nicht vorbeikommen, denn hier bekommt man Hochgesänge auf die Liebe dargeboten in einer Gesangsqualität, die den Everly Brothers zu Ehren gereicht hätte. Die Tatsache, dass die Stimme von Troy Tavson in den ruhigeren Passagen am schönsten klingt, führt natürlich dazu, dass viele der 14 auf diesem Album verewigten Songs der ruhigeren Gangart zuzurechnen sind. Doch in Zeiten, wo die Countryszene mit vielen "Rockern" versehen ist, darf man sich über Interpreten mit einem Harmonieverständnis im Sinne der Eagles durchaus freuen.
Ob diesem Longplayer von Trent und Troy Tavson der Eintritt in die Charts gelingt, bleibt abzuwarten, doch die Verkaufszahlen sollten nicht als Gradmesser für musikalische Qualität herangezogen werden. Ein so genanntes "Schätzchen" ist dies Album aber auf alle Fälle und trägt seine Hörer sicher gelegentlich heraus aus dem Alltagsgrau und verbreitet Ruhe und Harmonie.
Lothar Heising
Trackliste
1 | Simple life | 2:55 |
2 | Shining through | 2:28 |
3 | Time changes everything | 3:41 |
4 | You´re it | 2:36 |
5 | I love her | 2:57 |
6 | Not a crime | 2:43 |
7 | Little things | 4:02 |
8 | Already gone | 3:08 |
9 | Ecstasy | 2:29 |
10 | One beautiful world | 3:47 |
11 | Middle of the road | 2:48 |
12 | My best friend | 3:16 |
13 | Drivin´ down the highway | 3:47 |
14 | Love without end | 3:25 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |