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Alex Conti

Retrospective 1974-2010

Info Musikrichtung: Rock / Hard-Rock / Funk-Rock / Blues VÖ: 28.10.2011 (MiG / Intergroove) Gesamtspielzeit: 224:34 Internet: http://www.alexconti.de

Über dreieinhalb Stunden Musik und ein fettes Booklet bietet diese Werkschau, die uns Alex Conti als einen der vielseitigsten Gitarristen der deutschen Musik-Szene präsentiert.

Am Ende, auf der dritten CD, erleben wir vor allem den Conti der letzen Jahre, der sich, wie viele in die Jahre gekommene Gitarristen, recht traditionell im Blues-Geschäft austobt (oder auch nicht mehr so sehr tobt). Aber auch diese letzte CD zeigt mit der Band Kaleidoscopia bereits eine weitere Seite des Hamburgers.
Hier wandelt er mit drei Longtracks zwischen Prog, Elektronika und Space-Rock, hört sich gelegentlich wie ein Kreuzung zwischen Pink Floyd und Dice an, scheint dann Klaus Schulze und ähnlichen Tastenkünstlern Konkurrenz machen zu wollen; gibt dem Ganzen aber auch wieder eine ganz eigene Schlagseite.

Mit Atlantis und Lake stehen auf der ersten CD die wohl bekanntesten Arbeitsgebiete Contis. Zum einen ein explosiver Mix aus Rock, Funk, Soul und Blues gekrönt von der Rock-Röhre Inga Rumpfs; zum anderen die vielleicht amerikanischte deutsche Band der 70er, Lake, die in einer gerechten Welt auf Augenhöhe mit Toto, Chicago und ähnlichen Truppen gestanden hätte.
Ob man die Peter Kraus-artigen Rudolf Rock & die Schocker als peinlichen Ausrutscher betrachtet, oder einfach Spaß dran hat, mag jeder selber entscheiden.
Salt III greifen dann bereits einmal auf den Blues Rock zurück. Ganz nebenbei sind die drei Live-Aufnahmen ein nettes Denkmal für das leider längst in die ewigen Jagdgründe eingegangene Leine Domicil in Hannover.
Mit Conti und den auf der zweiten CD folgenden Continued scheint der Namensgeber an die Lake-Erfolge anknüpfen zu wollen. Das schafft er nur bedingt, aber der Soft-Funk von „Waterprotected“ oder der fröhliche an After the Fire erinnernde Pop’n’Roll von „You’re a Monster“ wissen durchaus zu gefallen.

Die größte Überraschung für mich war die zweite CD. Zwar wandeln Elephant noch auf relativ vorhersehbaren Blues-Rock Pfaden und schießen mit dem Robert Palmer-Cover „Addicted to Love“ den Vogel ab.
Einen Schritt weiter in Richtung Americana gehen Electric Ballroom. Das rhythmische „You've seen it all“ mit seiner tollen Jam-Strecke hat einen deutlichen Latino-Akzent. „Over under sideways down“ ist purer Fun mit einem starken Rock’n’Roll-Einschlag; während „Wanna be your Mate“ an Tom Petty denken lässt.
Die beiden (Metal) Hämmer aber sind Rosebud und Rockship. Rosebud steigen mit dem leichtem Glam-Einschlag a la Def Leppard von „My Baby - your Baby“ ein, steigern sich bis zu dem Mötley Crüe-artigen „White Noise Boogie“ und verabschieden sich mit dem an „Smoke on the Water“ angelehnten Riff von „Keep smiling“.
Rockship steigern wiederum mit Hilfe von Inga Rumpf den Ansatz von Atlantis in Richtung Funk-Metal und sind dabei immer wieder in der Lage Mother’s Finest die Butter vom Brot zu nehmen.

Geiles Teil!!!

Norbert von Fransecky