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Berlioz – Ravel - Fauré (Daniels)

Nuits d´été

Info Musikrichtung: Orchesterlieder VÖ: 16.04.2004 Virgin Classics / EMI CD (AD 2003) / Best. Nr. 7243 5 4564 6 2

David Daniels, dem europäischen CD-Hörer bisher vornehmlich bekannt durch die Interpretation barocker Opernheroen wie etwa Händels "Rinaldo", tritt uns in seiner aktuellen Einspielung mit einem gänzlich anders gearteten Repertoire der französischen Spätromantik entgegen: auf die fünf Lieder der "Nuits d´été" von H. Berlioz folgen die "Cinq mélodies populaires grecques" von M. Ravel und schließlich drei Lieder aus den "Cinq mélodies de Venise op. 58" von G. Fauré. Zwischen den drei bei aller atmospährischen Ähnlichkeit doch stilistisch sehr verschiedenen Liedzyklen federn instrumentale Stücke (eine Pantomime aus "Les Troyens" von Berlioz und die "Pavane pour une Infante défunte" von Ravel) die Übergänge sanft ab. Faurés "Elégie pour violoncelle et orchestre op. 24" verabschiedet schließlich den Hörer dieser CD.

Manch einer fragt sich sicher, warum man auf die Idee kommen konnte, diese Lieder, in denen sich das existentielle Spannungsfeld von Liebe und Tod in tiefstem Ernst vor dem Hörer ausbreitet, durch einen Countertenor interpretieren zu lassen. Die Antwort kann nur lauten: Weil es einen Sänger wie David Daniels gibt, dem es mit seiner Stimme gelingt, das ganze Spektrum von Hoffnung, Erfüllung, Abschied und Schmerz mit einer Überzeugungskraft abzubilden, die man von diesem Stimmfach zumindest so in der Regel nicht gewohnt ist. An diesem positiven Gesamteindruck ändert auch der Umstand nichts, daß Daniels Stimme aufgrund der spezifischen Tonerzeugung einer Counterstimme auch in leisen und zurückgenommenen Passagen athmospährisch zu einer gewissen Überpräsenz neigt.

Die CD wird durch die Instrumentalstücke, die die einzelnen Vokalblöcke voneinander trennen, wundervoll abgerundet. V. a. die Interpretationsleistung der Klarinette ist schlicht hinreißend. Meine Empfehlung: Wer Daniels schätzt, sollte diese Einspielung besitzen, selbst wenn er kein wirklicher Romantik-Liebhaber ist. Wer aber ein Faible für die Musik Berlioz´, Ravels und Faurés hat, muß diese CD sein eigen nennen.

Michael Korthaus