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Bell´Arte - Virtuoses Barock
SÜDDEUTSCHE VIOLINKUNST IM 17. JAHRHUNDERT
...so der Untertitel dieser Produktion. Das Originalklang-Ensemble Bell´Arte Salzburg, bekannt von zahlreichen Barockfestivals im In- und Ausland, hat sich diesmal der Literatur für die Barockvioline aus dem süddeutschen Raum etwa zwischen 1630 und 1700 angenommen. Zu jener Zeit mischen sich hier Elemente des französischen und des italienischen Stils, gepaart mit der vermeintlich deutschen Vorliebe für den Kontrapunkt und die Fuge. Dabei war u.a. Verwendung der Skordatur, also einer Umstimmung der Violine, um den Abwechslungsreichtum, aber auch den virtuosen Anspruch zu erhöhen, weit verbreitet.
Unter der Federführung der Leiterin Annegret Siedel präsentieren die Musiker die Stücke mit starkem Ausdruck, ja bisweilen geradezu expressiv. Ein solches Ausdrucksvermögen setzt eine virtuose Beherrschung der Technik voraus, welche allen Mitwirkenden zu Gebote steht. Trotz dieses einheitlich hohen Niveaus ist nicht zu leugnen, dass die Ensembleleiterin als "Star" der Aufnahme hervortritt: Mal setzt sie den Violinpart geschickt unter Hochspannung, mal läßt sie die melodischen Bögen ganz sanglich ausschwingen; stets aber meistert sie bravourös alle technischen Hürden und komplizierten Griffe.
Einen besonderen Genuß stellt die Suite in a-moll von Theodor Schwartzkopff dar, in der die Musiker den tänzerischen Charakter kunstvoll herausarbeiten. Aber auch ein so vertracktes Stück, wie die Violinsonate Bibers bekommt differenziert seinen ganz eigenen Ton zugeschrieben.
All das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Werke dieser Art ursprünglich nicht dazu gedacht waren, sie dutzendweise aneinander zu reihen. Dazu sind die musikalischen Mittel zu dicht eingesetzt, und dazu bietet gleichzeitig das Instrumentarium zu wenig Abwechslung.
Aus diesem Grund mag die transparent und klar aufgezeichnete CD am ehesten als Werbung (im besten Sinne) für das Ensemble und zugleich als musikhistorisch-dokumentarische Einspielung gelten.
Sven Kerkhoff
Trackliste
1 | Georg Muffat: Sonata in D | 11:15 |
2 | Samuel Capricornus: Ciacona in D | 3:45 |
3 | Johann Erasmus Kindermann: Sonata in a | 3:28 |
4 | Gottfried Finger: Sonata in F | 4:39 |
5 | Philipp Friedrich Böddecker: Sonata in d | 7:18 |
6 | Rupert Ignaz Mayr: Sonata in D | 4:36 |
7 | Theodor Schwartzkopff: Suite in a | 11:39 |
8 | Valentin Molitor: Sylferte Aria in d | 7:28 |
9 | Johann Baal: Sonata in a | 3:46 |
10 | Heinrich Ignaz Franz Biber: Sonata in A | 9:01 |
Besetzung
Annegret Siedel, Barockvioline
Michael Spengle, Viola da gamba
Zvi Meniker, Cembalo / Orgel
Margit Schultheiß, Harfe / Orgel
Michael Freimuth, Theorbe
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |