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Reviews

Liederjan

Geschenkt!


Info

Musikrichtung: Volkslied / Songwriter

VÖ: 25.11.2011

(Westpark / Indigo)

Gesamtspielzeit: 52:46

Internet:

http://www.liederjan.com

Liederjan sind zweifelsohne eine Instanz in der deutschen Liedermacher- und Folk-Szene. Mit Geschenkt! fügen sie ihrer 36-jährigen Karriere allerdings alles andere als ein Ruhmesblatt hinzu.

Dass ihr Weihnachtsalbum in keinem Moment auch nur ansatzweise Weihnachtsstimmung rüber bringt, liegt gewisslich nicht an der Tatsache, dass die Stücke komponiert wurden „als draußen die Menschen in Shorts und Sandalen durch die Straßen tanzten“ (Promozettel). Aber es ging dem in die Jahre gekommenen Trio ja auch gar nicht darum Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Ihr Ansatz ist ein kritischer Blick auf den Advents-Rummel. Das ist zwar auch schon lange nicht mehr innovativ, aber warum nicht.

Dass man sich Geschenkt! dennoch tatsächlich schenken kann, hat vor allem zwei Gründe. Zum einen kommen ihnen nur punktuell neue kritische Gedanken. Dass Weihnachten zu einem Konsum-Hype verkommen ist und Spielzeugpanzer am Fest der Liebe unter dem Weihnachtsbaum eigentlich unpassend sind, ist schon lange vor Liederjan erkannt worden.
Viel schlimmer ist das oft erschreckend primitive Niveau zwischen Comedy, Klamauk und Schulhof, mit dem sich die Band bestenfalls für Shows von Mario Barth oder Cindy aus Marzahn empfiehlt. (Wäre die Jahreszeit nicht ein Problem, käme auch der Karneval in Frage.)

Wo kommen dann die 10 Punkte her? Gute Frage!
Da wäre zum einen das ganz pfiffige „Hass ma'n halben Euro“, eine schräge Abrechung mit der Invasion der Spendensammler in der Vorweihnachtszeit oder der subversive Aufstand der Rentner gegen die alljährliche Beglückung im Seniorenheim, der unter der Überschrift „Rentner-Renitenz“ an den Humor von Hans Scheibner erinnert.
Aus dem Rahmen fallen „Die Flüchtlingsfrau“ und das ebenfalls recht ernsthafte „Kaschubische Weihnachtslied“, in dem die Kaschuben beschreiben, wie anders Jesus in ihrem Land empfangen worden wäre.

Diesen zumindest genießbaren Titeln stehen aber absolute No-go-Songs gegenüber, wie insbesondere das absolut primitive „Backente bacchantisch“, das selbst bei der Weihnachtsfete im Ballermann unter Niveau wäre.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Fuga / Spagnoletta 3:13
2Hass ma'n halben Euro 3:34
3Fürchte Dich 3:39
4Oh, Sore Winter 4:45
5Weihnachtsdreierlei 3:15
6Backente bacchantisch 3:33
7Denglische Weihnachten 4:00
8Melchoir und Balthasar 2:46
9Kaschubisches Weihnachtslied 3:56
10Rentner-Renitenz 5:36
11Tubba-Paadie 4:38
12Adestes Fideles 3:13
13Die Flüchtlingsfrau 2:50
14Alle Jahre kommt sie wieder 3:41

Besetzung

Jörg Ermisch (Voc, Säge, Cello, Sax)
Hanne Balzer (Voc, Ukelele, Akkordeon, Posaune, Flöte, Tuba)
Michael Lempelius (Voc, Bouzouki, Ukelele, Mandoline, Concertina)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger