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Bach, J. S. (Biller)

Kantaten Vol. 2 und 10: Nr. 19, 50, 79, 80 / 61, 110, 190

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 17.10.2011 (Rondeau / Naxos / CD / DDD / 2007-2011 / Best. Nr. ROP4031 / ROP4043) Internet: Thomanerchor

Mit den Teilen 2 und 10 beginnt das Label Rondeau eine insgesamt zehnteilige Serie, die nach dem Verlauf des Kirchenjahres die wöchentlichen Kantatenkonzerte des Thomanerchors und des Gewandhausorchesters in der Leipziger Thomaskirche dokumentiert. Thomaskantor Georg Christoph Biller, der das Amt 1992 übernommen hat, setzt die ungebrochene Traditionslinie dieser Konzerte selbstverständlich fort. Die erste beiden CDs umfassen Kantaten zum Reformationsfest bzw. Michaelistag (Vol. 10, ROP 4031), sowie zum Weihnachtsfest (Vol. 2, ROP4043). Biller hat dabei Wert darauf gelegt, die Konzerte live mitschneiden zu lassen - es sollte eine lebendige Dokumentation der authentischen Atmosphäre werden. Ein riskantes Unterfangen, jedenfalls was die Tradition betrifft, die Sopran- und Altpartien von Chormitgliedern singen zu lassen. Während also Knaben die Sopransolisten stellen, agieren daneben ältere Sänger als Altisten. Dass dies bei Bachs anspruchsvollen Arien bisweilen zu Mißtönen führt bzw. zu einer zwar anrührenden, aber volumen- und manchmal auch deutungsarmen Interpretation, kann kaum überraschen. Vermutlich hat Bach bei den Uraufführungen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen gehabt, wenngleich wegen des damals später einsetzenden Stimmbruchs zumindest die Sopransolisten etwas älter gewesen sein dürften. Aber auch den professionellen Solisten (Tenor und Bass) geraten die Arien nicht immer überzeugend, was weniger an ihnen, denn an Billers Ansatz liegt, der allzu häufig weniger rhetorisch, als - bei oft eigenwiller Wahl der Tempi - gemütvoll zu nennen ist.
So geraten die Chorsätze und Choräle zu den eigentlichen Höhepunkten: Hier können die Thomaner ihr Potential voll ausspielen - lebendig im Zugriff, klar in der Interpretation. Nicht zuletzt hierin dürfte die ungebrochene Anziehungskraft der Kantatenkonzerte liegen.

Sven Kerkhoff