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Franklin, B. W. – Carey, H. – Phile, Ph. u. a. (Frederiksen)

Rose of Sharon. 100 Years of American Music

Info Musikrichtung: Amerikanische Musik VÖ: 25.04.2011 (Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. HMC 902085) Gesamtspielzeit: 71:49

Mit seiner tiefen Basso-profondo-Stimme wirkt der Lautenist Joel Frederiksen selbst ein bisschen so, wie man sich einen der Pilgerväter Amerikas vorstellen mag: erdverbunden, würdevoll und dabei von einem Selbstbewusstsein, das in tiefem Gottvertrauen wurzelt. Bei seinem Streifzug durch die Alte Musik Amerikas präsentiert Frederiksen altes, archaisches Liedgut aus der Zeit der Freiheits- und des Bürgerkrieges, aber auch Chormusik der protestantischen Sing-Schulen, Choräle der Shaker-Sekte oder diverser Erweckungsbewegungen. Diese Musik repräsentiert, was die Identität der Vereinigten Staaten in ihren Anfängen geprägt hat: Der Kampf um die Unabhängigkeit, die Freiheit des Individuums und die Kraft der Religion (wobei, wie Frederiksen im Beiheft ausführt, manche der Stücke gar nicht so fromm sind, wie sie im verklärenden Rückblick auf die Tradition oft erscheinen).
Die Musik ist bei aller Schlichtheit von einer einnehmenden Schönheit, die die Weite amerikanischer Landschaften ebenso beschwört wie die Heimeligkeit jener Gemeinschaften, von denen die Musik einst gesungen wurde. Wenn sie sich einmal gefühlvoller gibt, dann darf es gerne auch etwas sentimentaler werden (Lorena).
Mit seinem Ensemble Phoenix Munich interpretiert Frederiksen die Stücke behutsam. Ein komplexes, mit instrumentalen „symphonies“ durchsetztes Chorstück wie God is the king von William Billings ist die Ausnahme, es überwiegen ein- bis dreistückige Stücke a capella. Sofern es instrumentale Zutaten und Arrangements des Ensembles gibt, bleiben sie diskret und sind immer der ursprünglichen raffinierten Einfachheit der Musik verpflichtet. Trotzdem ist die Wirkung oft ergreifend, vor allem bei den schwärmerischen religiösen Liedern. Selbst die Stücke aus Kriegszeiten haben eine naive Unschuld, die von der den weichen Schlägen der Side-Drum und einer munteren Traversflöte noch betont wird. Die Musiker widmen sich der Musik mit Sensibilität und Kunstverstand. So werden aus den Stückchen kleine Kostbarkeiten - vergleichbar den Möbeln der Shaker, die Einfachheit mit höchster Qualität verbinden.

Ein ungewöhnliches Programm, das sich wohltuend von den Aufnahmen der immer gleichen klassischen Stücke abhebt.

Georg Henkel