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Boesset, A. (Daucé)

L’Archange & Le Lys

Info Musikrichtung: Barock Ensemble VÖ: 12.09.2011 (Outhere / Zig-Zag Territoires / Note 1 / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. ZZT110801) Gesamtspielzeit: 68:38

Abseits des Lärms und der Hochgeschwindigkeit der heutigen Welt sei diese Musik eine Oase der Poesie und Schönheit, so Sébastien Daucé. Dem Leiter des Ensemble Correspondances möchte man angesichts seiner jüngsten Produktion mit Motetten und Messsätzen von Antoine Boesset sofort zustimmen. Himmlisch zart, ätherisch, ja süß (nicht süßlich!) klingt die Musik dieses Komponisten, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert seine verstreuten Spuren im französischen Musikleben hinterließ. Sehr viel geistliche Musik aus dieser Zeit harre noch seiner Wiederentdeckung und angemessenen Würdigung, so Thomas Leconte im Beiheft dieser Aufnahme.
Das Ensemble hat für sein Boesset-Programm vor allem Musik zum Fest Mariä Verkündigung zusammengestellt, die in dem bislang wenig erschlossenen Deslauriers Manuskript überliefert ist. Aufgelockert wird dieser Querschnitt durch einige kleine Werke anderer Komponisten wie Henry Dumont oder Étienne Mouliné sowie Gregorianische Antiphonen. Geschrieben wurden die Stücke wohl für die Nonnen des Benediktinerinnenkloster Montmartre. Die oft sehr gebildeten Damen adeliger Herkunft waren bekannt für ihren kunstvollen Gesang und wussten Boessets feinsinnige Andachtsmusik gewiss sehr zu schätzen.
Das Ensemble Correspondances besetzt daher sämtliche Stücke ausschließlich mit vier Frauenstimmen, von denen zwei allerdings recht tief sind. Zudem ist der Gesang mit Gamben und Flötenstimmen verwoben und ruht auf einem vielfältigen instrumentalen Bassfundament. Auch in den wechselnden Besetzungen aus Soli und Tutti sowie zwischen kontrapunktischen und homophonen Abschnitten zeigt die Musik Boessets durchaus unterschiedliche Gesichter.
In der Kunst, aus den gegebenen Mitteln eine musikalische Vielfalt zu gewinnen, überzeugen der Komponist wie seine Interpreten. Das Ensemble Correspondances musiziert dabei mit große Ruhe und Gelassenheit, lauscht in die feinen Texturen und sinnlich-meditativen Harmonien hinein. Dem kann man sich auch als Zuhörer kaum entziehen.

Georg Henkel