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Against Me!

White Crosses / Black Crosses

Info Musikrichtung: (Punk) Rock VÖ: 04.11.2011 (Xtra Mile Recordings / Soulfood) Gesamtspielzeit: 93:16 Internet: http://againstme.net http://www.myspace.com/againstme

Mit White Crosses haben Against Me! ihre Fans im letzten Jahr ganz schön vor den Kopf gestoßen. Zu glatt, keine Ecken und Kanten, zu wenig Punk, dafür zuviel Pop und überhaupt, wo ist die Identität der Band hin? So in etwa lauteten die Argumente, um das Album schlecht zu finden. Wenn man es aus dieser Perspektive sieht, war es sicherlich richtig. Trotzdem hat sich das Quartett seine sozialkritische Ader in den teils bissigen Texten weiter bewahrt. Und überhaupt verbergen sich hinter dem von Butch Vig aufgeblasenen Studiosound einige ziemlich gute Lieder, die es wert sind gehört zu werden. So zum Beispiel die damalige Single „I was a teenage anarchist“, das im Refrain heraus platzende „Suffocation“, das mit einer tuckernden, markanten Basslinie versehene „High pressure low“ oder der Titeltrack. Dafür gibt es auch furchtbar schwülstige Balladen wie „Ache with me“ und „We’re breaking up“, die ob ihres Zuckergusses und ihrer Pianobegleitung so einigen Punks schwer im Magen liegen. Kommerz, Ausverkauf, usw. Komischerweise werden The Gaslight Anthem, welche derselben „Verspringsteenisierung“ anheim gefallen sind, für den gleichen Sound abgefeiert. Nennen wir es Stadionpunk oder einfach melodische Rockmusik. White Crosses macht dem unbedarften Hörer, der sich an den genannten Punkten nicht stört, ziemlichen Spaß.

Das Album kommt jetzt erweitert als White Crosses/Black Crosses neu auf den Markt. Die Originalplatte wurde um vier Songs ergänzt, die sich ohne Weiteres in das Ganze einfügen. „Lehigh Acres“ ist ein etwas rauerer Titel, „Bob Dylan dream“ ist eine folkige Ballade mit Mundharmonika- und Fiedelbegleitung und „One by one“ und „Bitter divisions“ setzen den groß angelegten Stil fort. Die Bonus-CD Black Crosses enthält zum großen Teil Akustikfassungen (Gitarre und Bass, kein Schlagzeug) und Demoversionen der Albumstücke. Damals saß noch Drummer Warren Oakes hinter seinem Kit. Dazu kommen noch ein paar unveröffentlichte Demosongs.

Mit den so genannten Goldenstone Studio Versions dürften Altfans vielleicht etwas zufriedener sein. Zeigen sie doch die Songs der Platte noch im entschlackten Originalzustand. Nett sind auch die Akustikversionen, auch wenn Against Me! ihren Stücken damit nichts Neues hinzufügen. Komplett ungehört sind dagegen die vier neuen Titel „Strip mall parking lots“ (klassischer Punksong mit Mitsingrefrain), „Hot shots“ (klingt mit Fiedel als Leitinstrument schwer nach Folk-Punk á la Flogging Molly), „Soul surrender“ (kurzer und recht lässiger Rocksong) und „David Johansen’s soul“ (durchschnittlicher Akustiksong). Alles ganz nett, nicht epochal, aber für Sammler durchaus interessant.

Wer White Crosses noch nicht in seiner Sammlung hat, aber schon länger mit dem Kauf liebäugelte, sollte jetzt zugreifen, um sich ein unterhaltsames Rockalbum ins Haus zu holen. Wer schon letztes Jahr nicht wirklich warm damit geworden ist, sollte sich einen Neuerwerb gut überlegen. Harte Fans werden wohl eh zuschlagen.

Mario Karl