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Reviews

Fauré, G. (Järvi)

Requiem


Info

Musikrichtung: Romantik

VÖ: 2.9.2011

(Virgin Classics / EMI / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. 50999 088470 2)

Gesamtspielzeit: 62:45

Internet:

Orchestre de Paris

SCHMALER GRAT

Auf dem schmalen Grat zwischen "ergreifend" und "kitschig" wandelt parallel zum Werk zwangsläufig auch jede Interpretation von Faurés (1845-1924) Requiem. Dem Komponisten, der die apokalyptischen Visionen aus den Totenmesse á la Berlioz oder Verdi verabscheute, war daran gelegen, mit seiner Musik den Trauernden Trost zu spenden. Die Sequenz "Dies irae" vertonte er daher konsequenterweise gar nicht. Faurés schwebende Melodien und beruhigende Streicherbewegungen gleichen einem zarten, beruhigenden Streicheln. Den Aspekt der Zartheit bis hin zur Zerbrechlichkeit einzufangen, gelingt dem Dirigenten Paavo Järvi und mit ihm dem exzellenz disponierten Chœur de l´Orchestre de Paris bei dieser Neueinspielung glänzend. Keine Passage, die nicht schwebend, fast jenseitig durchschimmernd wirkte, wobei der Orchesterpart dennoch ohne jede Weichzeichnung auskommt. Die Baritonpartie versieht Matthias Goerne unaufgeregt mit großer Eindringlichkeit. Das berühmte "Pie Jesu" hat Järvi dem Countertenor Philippe Jaroussky anvertraut. Eine naheliegende Alternative zur hier eigentlich angebrachten Knabenstimme, denn Jaroussky vermag es, seine Stimme fast vollständig zu entfärben, ihr ein reines Weiß und eine ätherische Unkörperlichkeit angedeihen zu lassen, wodurch der gewünschte Effekt eintritt: Die Bitte um ewige Ruhe wirkt wie von einem Engel vorgetragen, nicht wie ein menschliches Flehen - da kann kein Zweifel bestehen, dass sie für den Verstorbenen wie dereinst auch für die Hinterbliebenen Gehör finden wird.

Auf welche Wurzeln das populäre Requiem aufbaut, kann man sehr schön an einer der "Zugaben" ablesen: "Cantique de Jean Racine", das Fauré im Alter von 20 Jahren für einen Kompositionswettbewerb konzipierte und in dem er die Übersetzung eines liturgischen Hymnus vertonte, lebt bereits aus einer verblüffend ähnlichen Tonsprache. Daneben verdienen auch die gefühlvolle Elégie für Cello und Orchester und die zeitgleich zum Requiem enstandene Pavane Beachtung, die sich in archaisierender Melancholie ergeht und mit einem herrlichen Flötensolo aufwartet.

Insgesamt eine unfallfreie, ja eine sehr gelungene Gratwanderung und daher: "ergeifend".



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-7 Requiem d-moll op. 48 35:40
8 Cantique de Jean Racine op. 11 04:53
9 Elégie op. 24 für Cello und Orchester 06:29
10 Pavane op. 50 05:39
11 "Super flumina Babylonis" 09:57

Besetzung

Philippe Jaroussky: Countertenor
Matthias Goerne: Bariton

Eric Picard: Violoncello

Chœur de l´Orchestre de Paris
Orchestre de Paris

Paavo Järvi: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger