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Diverse: Trikont

RussenSoul

Info Musikrichtung: Sampler VÖ: 15.04.2004 (Trikont / Indigo) Gesamtspielzeit: 57:58 Internet: www.trikont.de

”In fünfzehn Minuten sind die Russen auf dem Kurfürstendamm,“ sagte Udo Lindenberg vor genau 20 Jahren voraus. Mittlerweile sind sie da. Auf dem Ku’damm, Unter den Linden, in Billig-Export-läden am Stutti und in den Lobbys der Luxushotels. Russische Kennzeichen, russische Lebensmittel- und Bücherläden und russische Wortfetzen sind in der Wieder-Hauptstadt allgegenwärtig. Deutsch-Russen, Russen-Mafia, russische Wahl- und Zwischendurch-mal-Berliner gehören zum Alltag und fühlen sich an der Spree zu hause.

Und wo man sich zu hause fühlt, da bringt man auch die eigene Musik mit, um sie im Kreis gleich gesinnter Freunde zu hören. Seit vier Jahren findet in Berlin die Russendisko statt. RussenSoul ist eine Momentaufnahme dessen, was dort gehört wird. Wer jetzt mit Motown-Sounds erwartet, die mit traurigen Balalaika-Klängen ins Melancholische gestimmt werden, geht besser gleich nach hause. Die (Ex-)bürger des von aller Welt abgeschnitten Riesenreichs sind offenbar erstaunlich weltläufig.

RussenSoul klingt weder traurig, noch soulig, noch in meinen Ohren besonders russisch. Aber villeicht weiß ich viel zu wenig aus dem Reich rechts und links des Urals. Ich höre Cha Cha (7), Reggae (14), Swing (12) und Klezmer (9). Das Ganze kommt mir griechisch (5), lateinamerikanisch (11) oder französisch (4) vor. Ich sehe Kurt Weill im Kabarett (8), einen Kreter in der Taverne und Hans Albers in der Hamburger Hafenbar (2) vor mir. Ich höre Metal-Gitarren (7), ein Akkordeon (2,4) und Zigeunergeigen (6).

Vielfalt ist angesagt. Über die Hintergründe und die Menschen, die all das zu Gehör bringen, gibt ein 24-seitiges Booklet Auskunft. Das versteht sich ja auch fast von selbst. Schließlich kommt RussenSoul aus dem Hause Trikont.

Eine warme Empfehlung für alle alten Europäer, denen die anglo-amerikanische Kulturdominanz schon lange ein Dorn im Auge ist.

Norbert von Fransecky