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Reviews

Telemann, G.Ph. (Mertens)

3 Bass-Kantaten u.a.


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 01.04.2004

HR-Musik / Note 1 (CD DDD (AD: 2002) / Best. Nr. hrmk 0021-03

Gesamtspielzeit: 73:35

Internet:

HR-Musik

ANDACHTSVOLL UND AUSDRUCKSSTRAK: KLAUS MERTENS SINGT TELEMANN

Dass Georg Philipp Telemann (1681-1767) eine auffallend große Zahl an Solo-Kantaten für Baßstimme schrieb, dürfte wohl kein Zufall sein, verfügte der Komponist doch selbst über einen sonoren Bariton und mag damit so manches dieser Stücke selbst interpretiert haben.
Die vom Hessischen Rundfunk im Jahre 2002 produzierte Aufnahme bietet aus der reichen Auswahl drei dieser Kirchenkantaten, die zwischen 1721 und 1725, also während Telemanns frühen Hamburger Jahren enstanden sein dürften. Es handelt sich in textlicher Hinsicht um betrachtende, ausdeutende Werke, was den Verfasser des aufschlußreichen Booklettextes zu der Annahme bringt, es handele sich um Kantaten "sub communione", also solche, die im Gottesdienst erst nach der Predigt gespielt wurden und damit eher meditativen Charakter haben sollten.

Der überaus renommierte Bass-Bariton Klaus Mertens hebt genau diesen Charakter hervor. Zugunsten eines kultivierten Tones verzichtet er auf eine übermäßig expressive Deutung. Das ist angemessen und dank seiner vollen Stimme und absoluten Reinheit der Intonation auch durchaus nicht langweilig. Dies gilt zumal, als er es versteht, Emphase und Emotion wohldosiert an der richtigen Stelle und damit umso kontrastreicher einzusetzen.
Dass Telemann in seinen geistlichen Werken des öfteren zu opernhaften Stilmitteln griff und eine besondere Vorliebe für Wortmalerereien besaß (absteigende Skalen bzw. Sprünge beim Wort "fallen" oder punktierte, also hüpfende Notenwerte beim Begriff "vergnügt" usw.), wird durch diese Form der Interpretation angenehm abgemildert, aber nicht negiert.

Die Accademia Daniel mit ihrem Leiter Shalev Ad-El am Cembalo begleitet den Sänger auf historischen Instrumenten souverän und pfiffig. Besonders hervorgehoben sei dabei die Leistung des Flötisten Jan De Winne, der vor allem in der Pfingstkantate "Reiner Geist, laß doch mein Herz" zum ebenbürtigen Partner des Sängers avanciert und mit seiner schwärmerisch-empfindsamen Tongebung wesentlich zum Gelingen beiträgt.
Zwischen den Kantaten wird jeweils ein Instrumentalstück präsentiert. Während insoweit die Suite h-moll ein abwechslungsreiches und zugleich technisch anspruchsvolles Intermezzo darstellt, welches die Instrumentalisten mit tänzerischer Eleganz spielen, erscheint das Konzert D-Dur für Jagdhorn, zweil Violinen und Basso continuo in seiner Grundanlage erstaunlich schlicht und bieder. Vieles an dieser Komposition wirkt formelhaft und inhaltsleer, so dass auch das Ensemble hörbar wenig damit anzufangen weiß. Ob das Werk überhaupt von Telemann stammt ist übrigens zweifelhaft - ein Ruhmesblatt wäre es jedenfalls nicht, so dass die Frage erlaubt sein muß, wieso ein derart zweitklassiges Stück Eingang in diese ansonsten musikalisch und künstlerisch gelungene Zusammenstellung gefunden hat.



Sven Kerkhoff

Trackliste

11-5 Kantate für den Sonntag Michaelis "Sollt ein christliches Gemüthe", TWV 1:1373 16:26
26-9 Konzert D-Dur für Corno de Chasse, 2 Violinen und B.C., TWV 43:D8 16:04
310-14 Kantate für den 1. Pfingsttag "Reiner Geist, laß doch mein Herz", TWV 1:1228 16:40
415-19 Suite h-moll für Flauto traverso, Violine, Viola da gamba oder Violoncello und B.C., TWV 43:h1 8:43
520-24 Kantate für den Sonntag Trinitatis "In Gott vergnügt zu leben", TWV 1:942 15:42

Besetzung

Klaus Mertens, Bass-Bariton

Accademia Daniel
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