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Sechs Orgelkonzerte op. 10 (arr. für Orgel solo)
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 13.02.2004 Celestial Harmonies / Naxos (CD DDD / Best. Nr. 13234-2) Gesamtspielzeit: 74:53 Internet: Celestial Harmonies |
ORGEL PUR: STANLEYS KONZERTE IN LEHRNDORFERS ARRANGEMENTS
John Stanleys (1712-1786) Orgelkonzerte sind deutlich am Vorbild Händels orientiert - kein Wunder, verband beide doch eine enge persönliche Freundschaft. Auch wenn es Stanley nicht gelungen sein mag, die künstlerische Höhe und Eigenständigkeit der Werke seines Freundes zu erreichen, so sind seine Konzerte doch feinsinnige barocke Unterhaltungsmusik im besten Sinne. Sie sind reich an thematischen Einfällen und perfekt in der satztechnischen Behandlung.
Der Münchner Domorganist Franz Lehrndorfer hat das Experiment gewagt, diese ursprünglich für zwei Violinen, Cello, Kontrabaß und konzertierende Orgel gesetzte Stücke allein für die Orgel zu arrangieren. Das Einarbeiten der zusätzlichen drei Instrumentalstimmen stellt sich als schwieriges Unterfangen dar. Lehrndorfer hat sich der Aufgabe mit Akribie gewidmet und von 1997 bis 2000 daran gearbeitet. Herausgekommen sind extrem dichte Arrangements, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Mag auch manche Änderung notwendig gewesen, erscheinen die so bearbeiteten Konzerte doch nahezu authentisch.
Lehrndorfer hat sich überdies dafür entschieden, die z.T. nur in zwei Sätzen überlieferten Konzerte um einen langsamen Satz zu ergänzen, wie es zu Stanleys Lebzeiten gängige Praxis war. Der Arrangeur bediente sich dafür einiger Voluntaries, die Stanley hinterlassen hat.
Größtes Problem solcher Arrangements ist naturgemäß der fehlende Abwechslungsreichtum. Lehrndorfer weiß dieses Manko als erfahrener Organist durch eine geschickte, aber nie prätentiöse Registrierung weitgehend auszugleichen. Die 1994 fertiggestellte Orgel der Münchner Frauenkirche aus der Werkstatt von Georg Jann bietet hierfür weitreichende Möglichkeiten.
Dennoch ist nicht zu leugnen, dass die Farbigkeit und Lebendigkeit dieser Konzerte in ihrer ursprünglichen Form teilweise verloren geht. Durch den Wegfall des konzertanten Prinzips greift eine gewisse zeremonielle Steifheit Platz . So ist die CD, die in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk produziert wurde und klangtechnisch nichts zu wünschen übrig läßt, doch eher etwas für die Freunde des erhabenen Orgel-Sounds, als für jene der barocken Lebensfreude.
Sven Kerkhoff
Trackliste
4-6 Konzert Nr. 2 D-Dur 15:32
7-10 Konzert Nr. 3 B-Dur 13:49
11-13 Konzert Nr. 4 c-moll 12:33
14-16 Konzert Nr. 5 A-Dur 08:43
17-19 Konzert Nr. 6 C-Dur 11:33
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |