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Das Gespensterschloß
Info
Musikrichtung:
Oper
VÖ: 16.04.2004 EMI / EMI (2 CD DDD (AD: 2001) / Best. Nr. 7243 5 57489 2 8) Gesamtspielzeit: 140:02 Internet: EMI Classics |
POLENS STOLZ: DIE NATIONALOPER MONIUSZKOS
Die Musik des Komponisten Stanislaw Moniuszko (1819-1872) ist im polnischen Bewußtsein stets präsent geblieben, im europäischen hingegen weitgehend vergessen worden. Moniuzskos Anliegen war es - in einer Zeit erwachenden Nationalbewußtseins - eine dezidiert polnische Tonsprache mit volksliedhaften Elementen zu kreieren und auf diese Weise Werke zu schaffen, die auch einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich sein sollten. Schon mit seiner Liedersammlung, in der er Volks- zu Kunstliedern veredelte, war ihm dies gelungen. Das Ziel aber wird auch in seinen Opern erkennbar.
Neben seinem bis heute erfolgreichsten Bühnenstück "Halka" schuf Moniuszko u.a. auch die komische Oper "Das Gespensterschloß" (Straszny Dwór). Der Titel täuscht: Eine düster-romantisches Spukschloß und entsprechende Musik sucht man hier vergebens, geht es doch vielmehr um zwei eingeschworene Junggesellen (Stefan und Zbigniew), die mit Hilfe von allerlei vorgetäuschtem Spuk und Schabernack doch noch in den Hafen der Ehe gelotstwerden sollen. Das Schloß, das einem Freund des verstorbenen Vaters der beiden Brüder, dem Marschall Miecznik, gehört, dient hierfür als Kulisse. Vor diesem Hintergrund versuchen die Mädchen Hanna und Jadwiga die jungen Männer mit List von den Vorteilen der Ehe und der Glut der Liebe zu überzeugen. Der eifersüchtige Nebenbuhler Damazy funkt zwar dazwischen, aber am Ende wird natürlich alles gut.
Moniuszko entwarf zu dem simplen, aber bühnengerechten Libretto eine Musik, die ganz wesentlich von den breit angelegten Ensembleszenen lebt. Immer wieder streut er dabei folkloristische Elemente ein. Es finden sich Anklänge an Glinka, den jungen Tschaikowsky und Smetana, bei den komischen Elementen auch solche an Lortzing oder Flotow.
Darüber hinaus hat der Komponist alle Hauptfiguren mit zumindest einer umfangreichen Arie bedacht, wobei hier die Bögen und Koloraturen bisweilen an Donizetti denken lassen.
Das Werk ist durchzogen von konsequenter leitmotivischer Arbeit. Weil aber Moniuszko das Einfangen dramatischer Stimmungen und Geschehnisse erkennbar mehr lag, als eine differenzierte Charakterzeichnung, und weil die volkstümlichen Einsprengsel bisweilen etwas lärmig daherkommen, weist das Werk bei aller Originalität durchaus einige Längen auf.
Dem Dirigenten Jacek Kaspszyk allerdings ist insoweit kein Vorwurf zu machen: Sein Dirigat ist im besten Sinne "zackig" und spannungsgeladen, das Spiel des Orchesters entsprechend aufmerksam und akkurat. Auch der vielbeschäftigte Chor hinterläßt einen durchweg positiven, höchst engagierten Eindruck.
Bei den Solisten vermögen vor allem Iwona Hossa (Hanna) und Anna Lubanska (Jadwiga) zu gefallen. Iwona Hossa brilliert mit einem koloraturgewandten, hellen Sopran, während Anna Lubanska eine wunderbar warme und weiche Mezzostimme präsentiert.
Die von ihnen zu bezwingenden Junggesellen verkörpern Dariusz Stachura (Tenor) als Stefan und Piotr Nowacki (Bass) als Zbigniew. Letzterer verfügt über eine sonore, bisweilen auch glutvolle Stimme, mit der er sich den lyrischen, wie den dramatsichen Passagen gleichermaßen gewachsen zeigt. Demgegenüber fällt die Leistung des Tenors Stachura deutlich ab: In der Intonation ist er nicht immer sicher, das ständige Vibrato wirkt überzogen und der Ton gerät ihm häufig unangenehm eng bis schneidend.
Als Miecznik überzeugt hingegen der Bariton Adam Kruszewski. Seine väterlich-autoritär und dennoch warmherzig vorgetragenen Auftritte könnten stimmlich nicht besser und darstellerisch nicht lebendiger sein.
Die Nebenrollen sind adäquat, wenn auch stimmlich nicht unbedingt hochkarätig besetzt.
Insgesamt eine interessante Bereichung des Katalogs und ein aufschlußreiches Dokument über eine weitgehend unbeachtete Form der im 19. Jahrhundert allenthalben aufblühenden "Nationaloper".
Der Klang der Aufnahme ist bühnenauthentisch trocken und etwas eindimensional. Ein leiser, hoher Störton macht sich des öfteren bemerkbar, ohne aber nachhaltig lästig zu sein.
Im Booklet findet sich neben der deutschen Übersetzung des polnischen Librettos ein (mutmaßlich) informativer Begleittext, der aber so schlampig ins Deutsche übertragen wurde, dass er manchmal kaum noch zu verstehen ist.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Iwona Hossa (Hanna)
Anna Lubanska (Jadwiga)
Krzysztof Szmyt (Damazy)
Dariusz Stachura (Stefan)
Piotr Nowacki (Zbigniew)
Stefania Toczyska (Czesnikowa)
Zbigniew Macias (Maciej)
Romuald Tesarowicz (Skoluba)
Agnieszka Zwierko (Marta)
Jacek Parol (Grzes)
Stefania Toczyska (Stara niewiasta)
Chor und Orchester der Polnischen Staatsoper Warschau
Ltg. Jacek Kaspszyk
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