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Missa Solemnis / Te Deum
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 26.02.2004 Naxos / Naxos (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. 8.557193) Gesamtspielzeit: 57:00 Internet: Naxos |
WELTERSTEINSPIELUNG FESTLICHER KIRCHENMUSIK DES MOZART-SCHÜLERS
Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) ist musikgeschichtlich das unglückliche Los zuteil geworden, dass er sich stets an seinen Lehrern und Vorbildern Mozart und Haydn messen lassen muß - eine wahrhaft hoch gelegte Meßlatte.
Als Komponist kirchenmusikalischer Werke ist er zudem kaum im Bewußtsein geblieben, so dass Naxos mit dieser Produktion einmal mehr eine CD-Premiere vorweisen kann.
Das 1805 entstandene Te Deum ist ein strahlendes, freudevolles Werk mit einem stets vorwärtsdrängenden Chorsatz und prächtiger Orchesterbesetzung. Es steht deutlich in haydn´scher Tradition. Kühnheiten oder überraschende Wendungen hat Hummel sich hier nicht gestattet.
Uwe Grodd, gebürtiger Deutscher und einer der Naxos-"Hausdirigenten" für Werke der Wiener Klassik, hält dabei die Zügel von Chor und Orchester straff in der Hand. Zügige Tempi und kraftvolle Einsätze zeichnen sein Dirigat aus.
Schon bei diesem Eingansstück wird deutlich, dass das New Zealand Symphony Orchestra sich den Anforderungen der Partitur besser gewachsen zeigt, als der Chor, den zudem von der Tontechnik recht stiefmütterlich behandelt wurde. Der Orchesterklang ist voll, das sichere Spiel engagiert und von deutlicher Akzentuierung geprägt. Demgegenüber erscheinen die TOWER Voices New Zealand, ein 1998 gegründeter Kammerchor, überanstrengt. Vor allem bei den Frauenstimmen ist der Klang in den Höhen nicht rund und brillant, sondern leicht kehlig.
Dieser Eindruck setzt sich beim Hauptwerk auf der CD fort.
Die Missa Solemnis wurde 1806 zur Hochzeit der Tochter von Hummels Dienstherren Fürst Nicolaus II. von Esterházy, Prinzessin Maria Leopoldina, mit Moritz Joseph von Liechtenstein uraufgeführt. Dem Glanz dieses Anlasses entsprechend, es dürfte wohl DIE "Adelshochzeit des Jahres" gewesen sein, hatte Hummel eine Festmesse zu liefern. Es handelt sich bei dieser Missa Solemnis weitgehend um eine Chormesse; der Einsatz der Solisten bleibt auf das Sanctus und Benedictus beschränkt. Das Werk verbreitet zwar mit seinem üppigen Einsatz von Pauken und Trompeten festlichen Glanz, strahlt aber auch eine gewisse Rastlosigkeit und Lärmigkeit aus. Die Komplexität der Missa Solemnis aus Beethovens Feder wird man bei Hummel vergebens suchen; seine Ideen sind eher konventionell in der Wiener Schule verhaftet, polyphone oder stark kontrapunktische Arbeit findet man kaum. Dennoch gibt es zahlreiche reizvolle Stellen, so etwa die überraschenden a-capella-Teile im Gloria (die eigentümlich rückwärtsgewandt anmuten), das harmonisch eigenwillige Crucifixus und den spannungsgeladenen Übergang zum Et resurrexit im Credo oder das eindrucksvoll dramatische Benedictus. Vielerlei erinnert wiederum an Haydns große Meßvertonungen.
Während Uwe Grodd auch dieses Werk unter fast permanente Hochspannung setzt, ist der Chor mit diesem anspruchsvollen Konzept dann doch etwas überfordert: Er läßt v.a. im Kyrie und Glorie einige Intonationsschwächen und Unsauberkeiten beim Einsatz hören und wirkt häufig atemlos gehetzt. In den gemessenern letzten beiden Sätzen blüht hingegen ein wärmerer Chorklang auf.
Das Solistenquartett meistert seinen kurzen Auftritt fehlerlos und ohne Star-Allüren.
Sven Kerkhoff
Trackliste
1 | Te Deum | 12:01 |
2 | Kyrie | 6:42 |
3 | Gloria | 7:32 |
4 | Credo | 10:03 |
5 | Sanctus | 4:07 |
6 | Benedictus | 8:15 |
7 | Agnus Dei | 8:20 |
Besetzung
Zan McKendree-Wright, Alt
Patrick Power, Tenor
David Griffiths, Bass
TOWER Voices New Zealand
New Zealand Symphony Orchestra
Ltg. Uwe Grodd
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |