Reviews

Miss Li

Beats & Bruises

Info Musikrichtung: Rock Soul Pop VÖ: 22.06.2011 (Devil Duck Records) Internet: http://www.missli.se/

Hinter Miss Li steckt die inzwischen 29 jährige Schwedin Linda Carlsson mit Ihrer Band. Vielen ist Sie wahrscheinlich auf Grund einiger Songs, die für verschiedene Werbung (Volvo, I-Pad) und auch in Fernsehserien (Grey´s Anatomy) verwendet wurden bekannt. Hier frönte Sie einem Gemisch aus Barpop mit Jazzelementen, welchen Sie mit Ihrer angenehmen Stimme, die mich ein wenig an Amanda Palmer (jedoch heller) erinnerte regelrecht veredelte und eine stürmische Gesangsakrobatik dabei vollzog. Sie nahm innerhalb kürzester Zeit (etwas mehr als zwei Jahren) sagenhafte fünf Alben auf, und so war die Pause zum nun sechsten Album von fast zwei Jahren bereits eine kleine Ewigkeit.
Und man erkennt die quirlige Dame kaum wieder. Der einst dezente und reduzierte Sound ist nun dem großen (Rock)Sound gewichen. Eröffnet von einer Sequenz, die einem Film Noir Soundtrack entstammen könnte leitet ein einsames Piano das gewaltige “Devil´s taken her man“ ein. Grandioser Poprock mit kräftigem Gesang und dunklem Arrangement. Der Song baut sich langsam auf, bekommt im Chorus dann auch die fetten Streicher auferlegt und bietet so einen an Opulenz kaum zu steigernden Song. “I can´t get you out of my mind“ bietet dann großen Jazzpop, knalliger Bass, starke Bläser und eine herrliche Steelgitarre. Auch dieser Song ist dunkel und pompös und ist mit der starken Stimme großes Kopfkino. Es folgt aufgemozter Barjazz (“My Man“), feinster Pop mit einem straffen Piano (“Shoot me“) und knackiger Rock´n“Roll / Psychobilly (“ You Could Have It(So Much Better Without Me)”. Wundervoller moderner Pop mit starkem Blueseinschlag bietet das knackige, jedoch ebenfalls wieder sehr duster gelungene ”Forever Drunk”. Noch bluesiger zum schwfen wird es in “Billy´s got a gun“. Natürlich ist das reinster klassischer Blues, der aber so gut gespielt und produziert das man ihn lieben muss. Dazu Miss Li´s Stimme, schöner kann man nicht in dunkelster Traurigkeit schmoren. Auch die überbordenden Arrangements im Chorus passen hervorragend. Einen ziemlich dissonanten Sound bietet das zickige Wave Rock Stück “The modern Family“. Zickige Gitarren, rumpelnder Rhythmus und schepperndes Piano werden nur von der Stimme zusammengehalten und in einem knackigen Gitarrensolo am Ende zusammengeführt. Der Song ist klasse, will aber nicht so recht in das Gesamtbild des Albums passen. Abgeschlossen wird mit dem ruhigem “Are you happy now“, ein Alternative Song (?), dunkler Gesang, dunkles Piano und dunkler Sound, knackige Gitarren und am Ende ufert das Ganze in kakophonischem Sound aus Gitarren und Trompeten aus und hinterlässt den Hörer etwas schockiert.

Sicher, man hört nicht mehr viel von der alten Miss Li, aber es war auch an der Zeit, den Sound zu ändern. Und Nichts anderes hat sie getan, denn wer genau hinhört erkennt im Grunde noch dieselben Bestandteile Ihrer Musik, nur opulenter, frecher und Variantenreicher produziert. Für meine Ohren ein phantastischer Pop / Rock Album mit einer grandiosen Stimme. Absolut empfehlenswert.

Wolfgang Kabsch