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Reviews

Cat Stevens

Majikat (DVD)


Info

Musikrichtung: Pop

VÖ: 17.05.2004

(Eagle Vision)

Gesamtspielzeit: 135:00

1976 befand sich Cat Stevens auf aufwendiger US-Tour. Einige Monate später konvertierte er zum Islam, nannte sich Yussuf Islam und wand dem Showbusiness den Rücken zu. Somit ist die bei der Majikat-Tour mitgeschnittene DVD eine Art Vermächtnis des alten Cat Stevens.

Fangen wir mit der größten Enttäuschung an. Bereits im Klappentext wird auf die aufwendige Live-Präsentation mit Zauberern, synchron eingespielten Filmprojektionen und einem innovativen Bühnenaufbau hingewiesen. Davon sieht man im Mitschnitt, der extrem auf die Person von Stevens zentriert wird, so gut wie nichts.

Gelegentlich werden Videosequenzen eingeblendet. Die Bühnensituation wird dabei allerdings nie gezeigt. Die Videos nehmen dann den kompletten Bildschirm ein. Der singende Cat Stevens wird während dessen in den Vordergrund kopiert. Ähnlich verhält es sich mit der Präsentation der Zauberer, die nur recht kurz im einleitenden Tour-Theme “The Doves“ und im Titelsong “Majik of Majiks“ zu sehen sind. Ein Eindruck, wie diese Zauberer in das Konzert integriert waren, entsteht dabei nicht. Ähnlich wenig bemerkt man von der “innovativen Bühne“.

Ende der Mäkelei.

Majikat ist erst einmal eine phantastische Zeitreise in die Siebziger. Derart brave Brillen tragende Backgroundsängerin hätten heute kaum noch eine Chance für eine Stelle am Counter des Zahnarztes an der Ecke. Dafür passen sie phantastisch zu den schnauzbärtigen Jünglingen im Publikum. Für Menschen mit etwas zurückliegenden Geburtsdaten (und das dürfte ja wohl für einen Großteil der Interessenten an dieser DVD gelten) ein verboten vertrauter Anblick, der einem sofort zeigt, dass man sich in einer Zeit befindet, in der nicht alles, aber vieles besser - und vor allem entspannter - war.

Mit dem Stichwort „entspannt“ kommen wir zum Focus des Konzertes und der DVD - einem jugendlich unverkrampft wirkenden Cat Stevens, der allein durch seine Körpersprache den Geist der Flower Power-Ära zu neuem Leben erweckt. Sein Kopf wiegt sich im Takt der Melodien um das Mikrofon herum, wie eine Blüte, die im milden Sommerwind tanzt. Nicht Zauberer, Schlangenbeschwörer hätten hier an seine Seite gehört. Stevens lässt sich von seinen unsterblichen Songs tragen. “Another Saturday Night“, „Lady D’Arbanville“ und „Father & Son“ sind natürlich Selbstläufer, die das Publikum bei den ersten Takten in Ekstase versetzt. Da fällt das Fehlen von “Morning has broken“
Kaum ins Gewicht.

Aber auch mit weniger bekannten Nummern versetzt der Noch-nicht-Muslim sein Publikum in Begeisterung. Während “Banapple Gas“ läuft ein ziemlich witziger Begleitfilm, in dem die „Droge“ in den unterschiedlichsten Formen verabreicht wird. Ob das 1976 ein Loblied oder eine Satire auf die Begeisterung am Ausprobieren der unterschiedlichsten dröhnenden Substanzen war, lässt sich aus der zeitlichen Distanz kaum noch beurteilen. Spaß macht der Clip dennoch.

Special Features bietet Majikat natürlich auch.

Zum einen gibt es einen Stapel Bonustracks. Das beginnt mit “Wild World, der Zugabe des Majikat-Konzertes, die hier separat erscheint. Es folgen “If I laugh“, „Maybe you’re right“ und noch einmal ”Tuesday’s dead” jeweils in Live-Versionen von 1971, ein Ausschnitt aus dem animierten Zeichentrickfilm Teaser and the Firecat begleitet von “Moonshadow“ und ein Promofilm zu “Father & Son“.

Informationen gibt es in der Discographie, die jedes Album mit Cover und den wichtigsten Daten (leider ohne Tracklist) vorstellt. Dabei wird en block und ohne Detailinformationen zu den einzelnen Alben auch kurz auf spätere Werke hingewiesen, die nach der Verwandlung zu Yussuf Islam aufgenommen hat.
Sehr verdienstvoll ist die Möglichkeit, sämtliche Lyrics des Konzertprogramms abzurufen.

Last, aber ganz sicher nicht least, gibt es noch ein knapp dreiviertelstündiges Interview, in dem Yussuf Islam auf den Beginn seiner Karriere, die einzelnen Cat Stevens-Alben und seine Konversion zum Islam eingeht. Allein der dritte Teil lohnt die DVD.
Zwei Dinge, die mich interessiert hätten, werden nicht erwähnt: zum einen die Alben, die er als Yussuf Islam aufgenommen hat; zum anderen seine Tätigkeit als Islam-Lehrer und seine sehr problematische Haltung zu Salman Rushdie. Yussuf Islam hatte seiner Zeit die Fatwa gegen den angeblich gotteslästerlichen Schriftsteller klar unterstützt. Mit einer Fatwa wird ein Mensch praktisch für vogelfrei erklärt. Jeder hat das Recht ihn zu töten. Dafür wurde meines Wissens nach sogar eine Belohnung ausgesprochen. Bei einem Sänger, der Stücke wie “Peace Train“ gesungen hat, stellt ein derartiger Sinneswandel natürlich eine bohrende Frage dar. Und auch der freundliche, absolut nicht fanatisch erscheinende Muslim, der über seine Hinwendung zu Allah berichtet, passt nicht in das Bild eines mordsüchtigen Fundamentalisten.
Aber man kann nicht alles haben und auf einer DVD, die einen Musiker ja auch promoten soll, ist ein solches Thema wohl nicht opportun.

Insgesamt ist Majikat zweifellos ein lohneswerter Blick auf das Lebenswerk eines der großen Künstler der 70er Jahre. Zumal die DVD im hochwertigen Digi-Pack kommt, dem der Reprint des 16-seitigen Original Din A5-Konzertprogramms von 1976 beiliegt.



Norbert von Fransecky

Trackliste

The Doves (Majikat Tour Theme)
The Wind
Moonshadow
Where do the Children play
Another Saturday Night
Hard headed Woman
Miles from Nowhere
King of Trees
C79
Lady D’Arbanville
Banapple Gas
Majik of Majiks
Tuesday’s Dead
Oh very young
The Hurt
Sad Lisa
Two fine People
Fill my Eyes
Father & Son
Ruins
Peace Train

Besetzung

Cat Stevens (Voc, Git, Piano)
Allun Davies (Git, Voc)
Jean Roussel (Key)
Gerry Conway (Dr, Perc)
Bruce Lynch (B)
Mark Warner (Git, Bousouki)
Larry Steele (Git, B, Perc, Flöte, Voc)
Chico Batera (Perc)
Sue Lynch (Voc)
Kim Carlson (Voc)
Angela Howell (Voc)
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