Reviews

Céline Rudolph

Salvador

Info Musikrichtung: Jazz VÖ: 05.08.2011 (Boutique / Universal) Gesamtspielzeit: 46:08 Internet: http://www.celinerudolph.de

Es ist kaum auszudrücken, welches Understatement der schlichte Titel "Wintergarten" ist, mit dem Céline Rudolph ihr Album Salvador eröffnet. Sie entwirft auf dem Hintergrund eines mit Latinmelodien gewürzten jazzigen Chansons ein sinnliches Bild von Farben und Düften und Aussichten. "Entwerfen" ist hier auch bereits das nächste Understatement - halb sang, halb hauchte sie dieses Bild. Bräuchte es eine weitere Empfehlung für dieses wunderbare Album, auf dem sie Lieder des 2008 verstorbenen Chansonniers Henri Salvador interpretiert?! (Sein Portrait wird man im übrigen als Tattoo auch auf dem Cover des Albums finden...)

Eine vollständige Biographie der 1969 geborenen Berlinerin uferte aus, zu viele Wettbewerbe hat sie gewonnen, zu viele Reisen gemacht, zu viele Einflüsse zwischen Westafrika und Südamerika gesammelt. Ansonsten wäre ein Song wie "Liebeskrank" auch nicht erklärbar, der zeitgenössische afrikanische Rhythmen und Melodien derart authentisch aufzugreifen versteht. Leichtfüssig vermischt sie europäische und afrikanische Klänge, springt zwischen der deutschen und französischen Sprache und afrikanischen Dialekten, scattet, singt, haucht, flüstert - und alles so unglaublich leicht wie virtuos. Maladie d´amour! Maladie de la jeunesse! Die Studenten, die bei Céline Rudolph studieren dürfen, seit sie 2003 als Professorin für Jazzgesang an der Hochschule für Musik Dresden lehrt, dürfen sich wahrhaft glücklich schätzen!

Sehr zarte und leise Latinjazz-Klänge folgen auf dies furiosen Tonfolgen ("Aussicht", "Das rote Boot", "Meine Insel", "Ticket zum Mond"), z.T. schwermütig und nachdenklich ("Die Eifersucht"), liebevoll und schmeichelnd ("Liebe mich"). Die lateinamerikanisch-brasilianischen ebenso wie die Einflüsse des französischen Chanson sind hier deutlich subtiler gehalten. Erst mit "J´ai tant rêvé" kehrt Céline Rudolph wieder eine andere Seite ihres stimmlichen Repertoires hervor, bevor sie ihre Hommage an Monsieur Salvador spielerisch und sanft mit "Eine kleine Weise" ausklingen läßt.

Natürlich steht auf Salvador das Können von Céline Rudolph eindeutig im Vordergrund, doch läßt sie glücklicherweise auch den musikalischen Fähigkeiten ihrer Begleitband genügend Raum, so dass am Ende ein phantastisches Album steht!

Andreas Matena