Reviews
Never for Ever
Info |
Es dauerte nur kurze Zeit nah der Anschaffung von The Dreaming, das ich das nächste Kate Bush Album in meine Sammlung aufnahm. Meine Wahl viel auf Never for Ever. Den Grund kann ich heute nur noch erahnen, ich denke es lag daran, das sich hierauf mir bereits wohl bekannte Songs wie “Baboschka“ und “Army Dreamers“ befanden. Auch das Cover, insbesondere die Tatsache, das die Scheibe in einem Gatefoldcover verpackt war, könnten eine Rolle gespielt haben.
Und es war eine gute Wahl, denn so verfolgte ich Ihre Karriere chronologisch zurück. Wie bereits in der Review zu The Dreaming geschrieben stellte Never for Ever eine n großen Wendepunkt in Kate´s Karriere dar. Dieser betraf verschiedene Punkte: 1. stieg sie erstmals in die Produktion des Albums mit ein (sie produzierte es zusammen mit Jon Kelly). 2. wandelte sich Ihre Instrumentierung. Waren die ersten beiden Alben klare Alben die mit einer klassischen Rockband produziert worden waren, stzte sie nun erstmals auf Synthesizer und ausgefallene Instrumentierungen. Sie setzte hier als eine der ersten Künstler überhaupt den Fairlight CMI ein, der erste Sampler der Musikgeschichte. Zum 3. änderte Sie auch Ihre Stimmlage weg von den stetig hohen Sirenenklängen häufiger in tiefere Lagen.
So entstand ein Album das sich deutlich von den Vorgängern abhob.
Die Single “Babooshka“ gehört wohl zu den verrücktesten Singles der Popgeschichte. Das Klavier und der typische Bass treiben den Song voran, darüber legt Kate eine Ihrer wohl wahnwitzigsten Vocals. Die herlichen Gitarren geben dem ganzen einen noch schrägeren Anstrich. “Delius“ ist eine traumhafte Homage an den Komponisten Delius. Ein programmierter Rhythmus, verspielte Gesangseinsätze kreieren einen ganz neuen Sound, der (innovative und hochwertige) Produktionen der späteren Achtzieger vorwegnimmt. “Blow Away (For Bill)“ stellt eine Homage an Bill Duffield, den Lichtdirektor Ihrer ersten und einzigen Tour da. Dieser war bei einer der Shows abgestürzt und an den Verletzungen verstorben. Folgerichtig erklingt dieser Song auch eher im Stil der ersten beiden Alben und verzichtet im Großen und Ganzen auf technische Spielereien. “All we ever looked for“ zieht den Bogen dann wieder in die andere Richtung und hätte in seiner Rhythmik und in seinem Stil so ebenso auch auf The Dreaming gepasst. “Egypt“ hingegen verknüpft die beiden Stile, die Komposition hätte in anderer Instrumentierung auch auf Kates erstes Album gepasst. Jedoch wird hier auf eine komplett andere Instrumentierung gesetzt. Über einem sanftem Schlagzeug operiert ein typischer Bass, darüber flirren jedoch unheimlich wirkende Klänge aus dem elektronischen Feld. Auch die Gesangsarbeit ist ein wenig unwirklich, Kate wechselt zwischen hoch und tief, viele Parts wurden gesampled, verfremdet und über den Originalgesang gelegt. “The wedding list“ verbindet rockige Parts geführt vom Piano mit sphärischen Parts, in denen der Gesang und die Synthies dominieren. “Violin“ rockt walzend durch den Raum. Die Aggressivität dieses Songs hätte auch auf The Dreaming gepasst, die Instrumentierung weist eher in die Bandvergangenheit. Dem Titel entsprechend rockt hier eine Violine. Piano und Cello dominieren das ruhige und tief traurige “The infant kiss“. Abgeschlossen wird das Album durch zwei Ihrer größten Songs. Da ware zunächst das grandiose ”Army Dreamers”. Dieses an Intensität in Musik und Text kaum zu übertreffende Antikriegslied besticht durch seine einfache Melodie, die eben deshalb so betörend ist. Die Rhytmik des Songs wird durch das gesampelte Geräusch des Nachladens eines Gewehres erzeugt, dazu der intensive Text. Berührendes ist halt oftmals sehr einfach zu erreichen. Darauf folgt dass dunkle und bedrohliche “Breathing“ welches sich mir textlich nie ganz erschlossen hat. Ist es ein Song über die atomare Bedrohung der frühen Achtzieger. Singt Kate doch nur über das Baby im Bauch der rauchenden Mutter? Singt sie generell darüber, das ein Baby im Bauch der Mutter doch nur so sicher wie deren Umwelt ist? Ich weiß es nicht genau. Das bedrohliche Konstrukt aus Streichern, Keyboards und diesem unendlich traurigem Bassspiel trifft mich jedes Mal wieder. Und das Kate mit Ihrem Gesang daraus großes Kino macht, versteht sich von selbst.
Never for Ever schoß trotz oder wegen seiner Andersartigkeit auf Platz Eins der Britischen Charts. Das machte Kate für immer zur ersten Solokünstlerin, die mit einem neuem Studioalbum an die Spitze der britischen Charts kam. Auch die Singleauskopplungen erreichten hohe Positionen und Kate damit endgültig zu einem Star. Da sie nicht mehr auf Tour gehen wollte, begann sie zusätzlich mit der Produktion von außergewöhnlichen Videos, so gelten die Kurzfilme von “Babooshka“, „Army Dreamers“ und “Breathing“ noch heute als Meisterwerke.
“Never for Ever“ war seiner Zeit damals weit voraus, umso erstaunlicher das es so erfolgreich wurde
Wolfgang Kabsch
Trackliste
2. Delius (Song of Summer) 2:51
3. Blow Away (For Bill) 3:33
4. All We Ever Look For 3:47
5. Egypt 4:10
6. The Wedding List 4:15
7. Violin 3:15
8. The Infant Kiss 2:54
9. Night Scented Stock 0:51
10. Army Dreamers 2:55
11. Breathing 5:29
Besetzung
Brian Bath: Acoustic & Electric Guitar, Background Vocals
Andrew Bryant: Vocals, Background Vocals
Kevin Burke: Violin
Kate Bush: Piano, Arranger, Keyboards, Vocals, Producer, Harmony Vocals, Vocal Harmony, Fairlight CMI
Paddy Bush: Harmonica, Mandolin, Balalaika, Bass Vocals, Sitar, Vocals, Background Vocals, Koto, Banshee, Saw, Mando, Delius
Stuart Elliot: drums, Bodhran
Larry Fast: Keyboards, Prophet Synthesizer
Martyn Ford: Orchestra
John Giblin: Bass, Fretless Bass
Roy Harper: Vocals, Background Vocals
Preston Heyman: Percussion, Drums, Background Vocals
Gary Hurst: Vocals, Background Vocals
Jon Jacobs: Assistant Engineer
Jon Kelly: Producer, Engineer
Duncan Mackay: Keyboards, Fairlight
Max Middleton: Keyboards, Moog synthesizer, Fender Rhodes, String Arrangements
Mike Moran: Keyboards, Prophet 5
Alan Murphy: Acoustic & Electric Guitar, Acoustic & Electric Bass
Del Palmer: Bass, Vocals, Fretless Bass
Morris Pert: Percussion, Timpani
Roland: Percussion
Adam Sceaping: Viol, String Arrangements
Jo Sceaping: Lironi, String Arrangements
Adam Skeaping: Viola
Joseph Skeaping: Lironi
John L. Walters and Richard James Burgess: Fairlight CMI
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |