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Reviews

Pintscher, M. (Pintscher - Creed)

sonic eclipse u. a.


Info

Musikrichtung: Neue Musik Ensemble

VÖ: 20.05.2011

(Kairos / Harmonia Mundi / CD / 2010 / Best. Nr. 0013162KAI)

Gesamtspielzeit: 61:17

SYNÄSTHETISCHE SYNTHESEN

Matthias Pintscher, Jahrgang 1971, komponiert in seinem Zyklus sonic eclipse unbestimmt sphärische Klangräume, in denen zunächst zwei celestial Objects ganz unterschiedlicher Qualität auftauchen und sich schließlich überlagern. Das Spektrum dieser Himmelserscheinungen - im Grunde musikalische Mini-Kosmen - reicht von nebelzarten, ausgesprochen filigranen Figurationen bis hin zu massiven und scharf timbrierten, detailreich durchkomponierten Gestalten. Typisch für Pintscher ist auch die Konfrontation von deutlich konturierten Gesten und Gestalten mit weniger deutlich gezeichneten, eher vagen Elementen, wobei die Grenzen fließend sind, so dass Vorder- und Hintergründiges nicht immer eindeutig zu unterscheiden sind. Es ist ein reich gefüllter, synästhetische Assoziationen geradezu herausfordernder Klangmaterial- und Klangfarbkasten, aus dem der Komponist dabei schöpft.

Beim ersten Himmelsobjekt kreuzt die virtuose und experimentell geführte Trompetenstimme durch den imaginären Raum. In diesem Solopart knüpft Pintscher durchaus an konzertante Vorbilder an. Dabei steht die Trompete in ständigem Wechselspiel mit dem Ensemblehintergrund und animiert diesen gleichsam zu immer reicheren Bewegungen und Farbspielen. Die Hornpartie des zweiten celestial object charakterisiert ein durchaus expressiver melodischer Gestus, der weit ausgreift und ebenfalls in unterschiedlichen Graden mit dem Ensemble interagiert. Im 3. Teil, der eigentlichen Überlagerung der beiden "Himmelsobjekte" („eclipse“), verschmelzen die beiden Klangwelten miteinander, so dass bei der totalen Deckungsgleiche etwas Drittes, eine Hybride zwischen Klang und Geräusch, Statik und Bewegung daraus hervorgeht.
In a twilight’s song bettet Pintscher eine ausdrucksvolle, koloraturgesättigte Sopranpartie (auf Worte des von ihm geschätzten Dichters Cummings) in ein vergleichbar schillerndes Klangbiotop und beschwört eine surreale Halbschatten-Szenerie mit spukhaften Erscheinungen.
Den emotionalen Wechselbädern des biblischen Hohenliedes begegnet Pintscher im abschließenden Chorstück she-cholat ahavah ani weniger mit avancierten Vokaltechniken als mit abstrakt formulierten, aber expressiv wirkenden Klangschichtungen und -blöcken, die gleichsam die geistige und emotionale Essenz der gesungenen Worte freisetzen sollen.

Pintscher zeigt sich in allen drei Stücken auf der Höhe des kompositorischen Handwerks und der Fähigkeit, auch heterogene Materialien zu einer Synthese zu führen. Die Interpreten setzen die komplexen Partituren ausgesprochen sinnlich und klanglich brillant um.



Georg Henkel

Trackliste

101-03 sonic eclipse für Trompete, Horn und Ensemble (2009-2010)34:38
204 a twilight's song für Sopran und sieben Instrumente (1997)9:14
305 she-cholat ahavah ani (shir ha-shirim V) für Chor a capella (2008)17:25

Besetzung

Marisol Montalvo: Sopran
Garethn Flowers: Trompete
David Byrd-Marrow: Horn

International Contemporary Ensemble (ICE)
Matthias Pintscher: Leitung

SWR Vokalensemble Stuttgart
Marcus Creed: Leitung
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So bewerten wir:

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11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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