Reviews
Oh Machine
Info
Musikrichtung:
Post-Rock
VÖ: 24.06.2011 (Brutkasten / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 50:56 Internet: http://www.panamapicture.de |
Bereits 1986 hat die Theologin Dorothee Sölle in ihrem New Yorker Tagebuch gegen Post-Kategorien polemisiert. Sie dachte dabei zwar nicht an Post-Rock, sondern an Post-Marxisten und feministische Theologinnen, die sich als post-christlich bezeichneten.
Sölle kritisierte dabei, dass eine Post-Kategorie eigentlich nichts aussagt, außer dass irgendetwas (z.B. das
Zufälliger Weise hatte ich Oh Machine gerade in der Mache, als ich dieses alte Buch von Sölle las. Und was Sölle über Post-Phänomene sagt, passt hervorragend auch auf Panama Picture. Es ist Fleisch vom Rock, aber Rock ist es nicht mehr. Und was es sein will, verrät es uns auch nicht.
Nehmen wir als Symptom einfach das Stück „amanaplanaCanalpanama“, das sich herrlich zum Lästern eignet. Ein Kanal ist so etwas wie ein Fluss, ohne Leben; ein Fluss, der steht und nicht lebt. Genauso wirkt „amanaplanaCanalpanama“, das schon im Titel auszudrücken scheint, dass es nicht weiß, in welche Richtung es nun eigentlich gehen soll.
Das gilt aber auch für die meisten anderen Stücke.
Die Hoffnungsschimmer, die „Paper City“ mit seinem bei Rush abgekupfertem Sound am Anfang aufleuchten lässt, verfliegt genauso schnell, wie sanfte Atmosphäre zu Beginn von „Goldfisch“.
Im Mittelpunkt stehen bei Panama Pictur die Gitarren. Sehr synthetisch oder elektronisch, wie es das Line up nahe legt, wirkt Oh Machine nicht. Harte Riffs, die Andeutung von Aggression (die nie ausbricht) und eine im Wesentlichen düstere Atmosphäre knüpfen an Alternative-Bands an.
Panama Picture beschränken sich allerdings darauf Atmosphären zu erschaffen, die kurz aufhorchen, aber auch genauso schnell wieder abschalten lassen, weil nichts passiert. Oh Machine bleibt fast durchgehend eine vorbereitete Bühne, die nicht betreten wird.
Und dann wird diese sich selbst genügende Bühne auch noch massiv in Frage gestellt. Sehr häufig ist es die fast immer überanstrengt wirkende Stimme, die das was man aufzubauen versucht hat, wieder niederreißt. Manchmal vermutet man, dass hier Leiden inszeniert werden sollen. Heraus kommt allerdings nur ein emotionsfreies Jammern.
Trackliste
1 | Insomnia | 3:58 |
2 | Paper City | 11:04 |
3 | Goldfisch | 7:49 |
4 | Coal | 5:12 |
5 | amanaplanaCanalpanama | 4:02 |
6 | The Antikythera Mechanism | 9:49 |
7 | If she had known / Epilogue | 9:00 |
Besetzung
Robin Helm (Git, Voc)
Nele Backhaus (B)
Tim Gabriel (Keys, Elektronik)
Stephan Eschemann (Git, Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |