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Reviews

Valls, F. (1665-1747)

Tonos divinos españoles


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 1.6.2011

(Pan Classics / Note 1 / CD /DDD / 2004 / PC10244)

Gesamtspielzeit: 63:53

Internet:

A Corte Musical

GLOBALISIERUNGSGEGNER

Es ist kein neuzeitliches Phänomen, dass sich Trends global durchsetzen und überkommene Dinge an den Rand drängen. So wie heute - unabhängig davon, in welcher Stadt man sich bewegt - einem in der Fußgängerzone immer H&M, Pimkie und ZARA begegnen, so italianisierte sich die Musik im Europa des 18. Jahrhunderts in den meisten Metropolen. Das Geschmeidig-Meldiöse galt als modern, die Form des Concerto und der Cantata als Maß aller Dinge und im Orchester kam man an Violinen, Oboen und Hörnern nicht vorbei, wenn man en vogue sein wollte. So auch in Spanien, wo die Entwicklung noch dadurch beschleunigt wurde, dass König Philipp V. eine italienische Prinzessin ehelichte, die die Kultur ihrer Heimat am spanischen Hofe ungehemmt förderte. Die kompositorische Traditionslinie des Landes brach dadurch weitgehend ab.
Francesco Valls (1665-1747) hingegen, der in Katalonien wirkte, fühlte sich dieser Tradition weiterhin verbunden. Er war ein herausragender Theoretiker, kannte wohl auch die neuesten musikalischen Entwicklungen im Rest Europas, favorisierte aber dennoch die überkommenen Formen seiner Heimat, ihr rhythmisches Kolorit und das ihnen eigene perkussive Element. Seine Tonos divinos, eine Art geistlicher Lieder, zeigen dies sehr gut. Die liedhafte Melodie wird in ihnen fortentwickelt, umgeformt, bleibt aber doch immer in fast volkstümlicher Weise erkennbar und das trotz polyphoner Strukturen. Die Instrumentalbegleitung übernimmt eine eher strukturierende Funktion. Das Ganze verfehlt seine Wirkung auch heute nicht: die Werke tönen ungemein frisch und mitreißend lebendig. Manches, was in der jüngeren geistlichen Gebrauchsmsik als vermeintlich lateinamerikanscher Einfluss zu hören ist, hat seine Wurzeln eigentlich hier.

Diesen vergessenen Pfad der Musikgeschichte leuchtet das Alte Musik Ensemble A Corte Musical ebenso engagiert wie schwungvoll aus. Das Kunstvolle der Kompositionen wird mit gewissem Understatement verschleiert, wodurch die Tonos stets auf Anhieb eingängig wirken und zugleich immer wieder Neues in ihnen entdeckt werden kann. Eingestreut in das Programm sind Orgelkompositionen des 17. Jahrhunderts von Pablo Bruna (1611-1679) und Joan Cabanilles (1644-1712), deren Chromatik ebenfalls typisch spanisch ist und sich somit gut zu den Vokalstücken fügt. Eine spannende Produktion, die zudem sogleich den Wunsch auslöst, einmmal wieder nach Spanien zu reisen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-4 Valls: A todo correr 09:44
5-7 Pues oy benginas las Luzes 05:24
8 Bruna: Obras de falsas de4 sexto tono 02:05
9-10 Valls: Quando ANtonio gloriosa 06:41
11-15 Sagrado portento de amor 08:29
16 Bruna: Obra de medio registro de tiple de primer tono 05:05
17-21 Valls: Que estruendo de clarines 06:28
22-24 Espiritu ardiente en Ilamas 06:31
25 Cabanilles: Tiento XII de falsas 03:30
26-30 Valls: La que en el jardin serafico 08:13
31 Anonymous: Passacalles de primer tono 01:43

Besetzung

A Corte Musical:

Mercedes Hernandez, Natacha Ducret: Sopran
Audrey Burgener: Alt
Felix Reinth: Tenor

Mathias Weibel. Stéphanie Erös: Violine
Ilze Grudule: Violoncello
Agileu Motta, Roland Ulrecih: Spanische Gitarre & Theorbe
Corien de Jong: Orgel

Rogério Gonçalves: Percussion, Dulcian & Ltg.
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