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Moon
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Musik aus Japan wird hierzulande immer noch stark vernachlässigt - schade, wenn man bedenkt, dass das Land des Lächelns eine Vielzahl talentierter Bands und Künsteler zu bieten hat. Einer davon ist zweifelsohne Camui Gackt.
In Japan ist der Ex-Frontman der Kultband Malice Mizer durch seine Musik, seinem eigenst produzierten Vampir-Epos Moon Child, in dem er auch die Hauptrolle spielt, und seiner Tätigkeit als Seiyû (Synchronsprecher) des Animes Fist Of The North Star, zudem er auch den Titelsong Lu:Na beisteuerte, aus der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken und erfreut sich dank seines schwarzen Humors und seiner imposanten Erscheinung auch großer Beliebtheit. Keine Frage, Gackt weiß sich in Szene zu setzen.
Auf manche mag der leicht androgyne Japaner wie eine fernöstliche Ausgabe von Brian Molko wirken, nur etwas attraktiver. Doch wer nun erwartet, dass ein Typ, der früher auch mal gerne Frauenkleidchen trug, eine quäkige Piepsstimme haben muss, wird von Gackt enttäuscht werden. Dunkel und rauchig klingen seine Vocals, immer mit einem gewissen Gespür für das Theatralische, wodurch er seine Songs mit einer unverkennbaren Handschrift prägt.
Sein Album Moon, das den Auftakt seines Moon-Projekts bildet (weitere Alben sind Mars und Crescent) beginnt mit dem sphärisch-epischen Intro Noah, gefolgt von dem straighten, dunklen Rock Song "Lu:Na". Was folgt sind Uptempo-Stücke wie "wa-su-re-na-i-ka-ra" (Übersetzung etwa: Weil ich die nicht vergesse), "Speed Master", "Death Wish" usw., in denen es Gackt richtig krachen lässt. Ein Highlight ist auch die Midtempo-Hard Rock Nummer "Doomsday", die den Hörer mit ihrer Mischung aus ruhigen und bombastischen Abschnitten mitreißt, bevor der Song in einem Gitarrengewitter endet.
Es geht eher düster, traurig und oft auch wütend zur Sache auf diesem Album, das sich gegen Ende mit dem wünderschönen Popsong "Missing", der an Placebo erinnert, dem punkigem "ANOTHER WORLD" und der Ballade Memories jedoch zunehmend aufhellt. Moon entführt den Hörer in eine stürmische Nacht und führt ihn Stück für Stück an einen Morgen heran, an dem sich die ersten Sonnentrahlen nach dem Gewitter durch die Wolken bahnen.
Auch wenn für europäische Ohren die japanischen Vocals zunächst ungewohnt klingen mögen, so handelt es sich bei Moon doch um ein Meisterwerk, das sich am besten mit dem Begriff "Dramatic Rock" umschreiben lässt.
Moon hat es - wie auch einige weitere Alben von Camui Gackt - mit einiger Verzögerung über eine Initiative von Neo Tokyo über das Label Japan nach Deutschland geschafft, wo man die CD mittlerweile auch günstig erwerben kann. Zudem enthält sie neben dem kunstvoll gestalteten Original Booklet auch eine deutsche Übersetzung. Nicht nur für J-Rock Fans ein absolutes Muss!
Alexander Koschny
Trackliste
1 | Noah | 2:14 |
2 | Lu:Na | 3:24 |
3 | wa-su-re-na-i-ka-ra | 5:11 |
4 | Soleil | 3:41 |
5 | Speed Master | 3:40 |
6 | Fragrance | 4:36 |
7 | Death Wish | 5:52 |
8 | Doomsday | 4:40 |
9 | Missing | 4:30 |
10 | Rain | 5:58 |
11 | ANOTHER WORLD | 3:09 |
12 | Memories | 6:41 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |