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Entertaining Thanatos
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Trespass, Nursery Cryme, Foxtrot - so dürften die Alben heißen, die bei Metaphor seit Veröffentlichung ihres grandiosen Debüts Starfooted auf den Plattentellern rotiert sind. Was 1999 noch wie „normaler“ zeitgemäßer Neo-Prog oder Art-Rock klang, ist nun weit in die erst Hälfte der 70er hinab gestiegen.
Manchmal spröde, manchmal lebendig, manchmal etwas flott, manchmal verhalten entwickeln sich die in der Regel lang ausufernden Tracks - selbstverständlich ohne Refrain, aber auch ohne inflationäre Verschwendung von Noten, Akkorden und Breaks. Die Nähe zu den Frühwerken von Genesis springt immer wieder ins Ohr - ohne dass die Band je wie eine Kopie, oder ein Clone der Art-Rock-Legende wirkt. Insgesamt gehen Metaphor erheblich ruhiger und zurückhaltender zu Werke. Power-Tracks wie “The Knife“ oder “Harold the Barrrel” sind bei ihnen nicht zu finden.
Dominant ist häufig die Stimme von John Mabry. Und wie im Falle von Peter Gabriel ist es keine im eigentlichen Sinn gute, aber eine eminent faszinierende Stimme, die den Hörer fesselt. Mabry singt nicht. Mabry erzählt Geschichten. Auch hier sind die Parallelen zu den theatralischen frühen Genesis überdeutlich. Und sie sind damit noch nicht zu Ende. Makabre Elemente, wie wir sie z.B. auf dem Cover der Nursery Cryme finden, präsentieren uns auch die Bay Aera-Proggies - comic-haft auf dem Cover, drastisch auf der CD selbst, von der uns zwei Fußsohlen anblicken, an denen ein Laufzettel mit einem Namen und einigen Daten hängt - so wie wir es dutzendfach von Leichenschauhaus-Szenen im Vorabendkrimi kennen.
Auf dieser CD passen die Bilder. Hier gehören sie hin. Denn der Tod, seine Folgen und der Umgang mit ihm sind die Themen, die Metaphor auf Entertaining Thanatos behandeln. Der Name des griechischen Todesgottes im Titel macht schnell klar, dass sich die Prog-Philosophen treu bleiben. Auf Starfooted hatte man sich mit der Gnosis, einer antiken Philosophie, befasst. Entertaining Thanatos greift ebenfalls in die Reservoire der Geistesgeschichte zurück. Diesmal aber wird es international. Neben griechischer Geschichte und Mythologie (Socrates <1>, Aphrodite <2>) werden auch der finnische Nationalmythos Kalevala (<4>) und die indische Bhagavadgita (<6>) bemüht.
Endlich mal wieder ein von vorne bis hinten überzeugendes Werk intelligenter Rockmusik.
Trackliste
1 | Socrates | 7:59 |
2 | Galatea | 7:43 |
3 | When it all comes together | 4:17 |
4 | Raking the Bones | 7:43 |
5 | Call me old and uninspired or maybe even lazy and tired but thirteen Heads in the Backyard says you're wrong | 3:31 |
6 | Yes & No | 17:49 |
7 | Wheel of the World | 7:55 |
Besetzung
John Mabry (Voc)
Malcolm Smith (Git)
Marc Spooner (Keys)
Gäste:
Jeffrey Baker (Dr <2,4-7>)
Bob Koehler (Dr <1,3>)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |