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Rory Gallagher

Notes from San Francisco

Info Musikrichtung: Classic/Blues Rock VÖ: 03.06.2011 (Sony Music) Gesamtspielzeit: 120:44 Internet: http://www.rorygallagher.com http://www.promo-team.de

Es gibt mal wieder etwas „neues Altes“ von Rory Gallagher. Sein Bruder und Manager Dónal hat abermals in den Archiven gewühlt und zwei interessante Aufnahmen ausgegraben, welche nun als Doppel-CD unter dem Namen Notes from San Francisco in den Handel kommen. Und wer sich etwas mit der Historie des Iren auskennt, wird bereits vermuten, dass es sich hier um sein niemals erschienenes „amerikanisches“ Album handelt, welches der Nachfolger für Calling card werden sollte. Rory war damals mit den Aufnahmen und dem Mix so gar nicht zufrieden und trat das ganze Projekt in die Tonne. In seinem Groll wurden auch gleich Keyboarder Lou Martin und Schlagzeuger Rod de‘Ath vor die Tür gesetzt. Lediglich sein ihn noch viele Jahre begleitender Bassist Gerry McAvoy durfte bleiben. Die interessant zu lesenden Linernotes im beiliegenden Booklet geben etwas mehr Auskunft hierzu.

Die nun erstmals veröffentlichten Lieder sind Gallagher-Fans keinesfalls ganz unbekannt. Einige davon wurden schließlich für die folgende Platte Photo finish neu arrangiert und als Trio aufgenommen. Sie unterscheiden sich stellenweise recht stark. Die Version von „Brute force & ignorance“ ist zum Beispiel eher entspannt wippend als zupackend. Das liegt auch an der relativen Dominanz des Keyboards, welche sich durch das ganze Album zieht, wodurch Rorys Gitarre nicht selten etwas ins Hintertreffen gerät. Das ist erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber durchaus zum westlichen Flair des Ganzen. So entspannt rockend wie bei „Overnight bag“ präsentierte sich der Mann selten. Da kommt so richtiges Westcoast-, anstatt Bluesfeeling auf. Eine funkige Nummer wie „B girl“ gab es so auch noch nicht zu hören. Und an einigen Stellen gibt es auch ein schmissiges Saxophon zu vernehmen. So zum Beispiel beim launigen Boogie-Rocker „Rue the day“, welcher sich gewohnt adrenalingeladen um die Ecke schiebt. Kleine Schmankerl sind das melodische „Persuasion“ und die melancholische Ballade „Wheels within wheels“. In der Heimat des Rock'n'Rolls hätte Rory Gallagher mit den Songs sicher einen Hit landen können. Aber das lag wohl nicht in seinem Sinne.

Eine schlechte Platte ist das hier nicht geworden. Aber definitiv ein etwas anderes Album als sonst, was nicht jedem Fan munden dürfte. Diese haben dann aber umso mehr Freude an der beiliegenden Live-CD, die 1979 im Old Waldorf in San Francisco aufgezeichnet wurde. Mit einem neuen Album im Rücken und in Trioformation hatte sich der Gitarrist nun wohl wieder mit Amerika ausgesöhnt. Denn hier präsentiert sich die Rory Gallagher Band in gewohnter und heißblütiger Form und tritt abermals den Beweis an, dass die Songs erst live so richtig geil sind. Nicht selten fragt man sich, wo der Mann diese unbändige Energie hernimmt. Seine beiden Mitstreiter haben manchmal regelrecht Mühe, dem Meister zu folgen, so euphorisch haut er seine Licks und Soli raus und singt auch noch hervorragend. Die 63-minütige CD kommt einem richtigen Endorphinschub gleich und man wäre damals gerne dabei gewesen. Vergleichbar ist sie mit dem 1980 erschienenen Stage struck. Klingt aber besser und ist damit mehr als nur eine gute Ergänzung.

Nicht zuletzt dadurch ist Notes form San Francisco für Verehrer des bereits vor 16 Jahren verstorbenen Iren eine Pflichtveranstaltung - selbst wenn die Studioeinspielung bei eingefleischten Fans für Diskussionen sorgen kann. Seinem Erbe schadet sie jedenfalls meiner bescheidenen Meinung nach nicht.

Mario Karl