Reviews
Broad Souls
Info
Musikrichtung:
Disco
VÖ: 24.05.2004 (Bar de Lune / rough trade) Gesamtspielzeit: 46:11 |
“Die Brüder Simon und Robin Lee haben den antiken Disco Sound aufpoliert,“ kündigt der Promozettel in der ersten Zeile an. Als in den Travolta-verseuchten Endsiebzigern musikalisch sozialisierter Mensch fragt man sich, ob das eine gute Idee war. Ein schlimmeres Schimpfwort als „Disco Sound“ gab es damals eigentlich nicht.
Was also erwartet uns bei der Faze Action?; düsteres pseudo-lustvolles Gestöhn á la Donna Summer mit 08/15-Stampfbeats, die aus irgendwelchen alten Archiven des damaligen Haupt-Tatorts, der Musicland Studios in München, exhumiert wurden ?
Bereits der erste Track gibt Entwarnung, obwohl er noch recht massiv an die damaligen Hitlieferanten Hot Chocolate erinnert. “We don’t know how“ könnte aus deren “No Doubt about it“-Phase stammen. Gelegentlich hat man dabei den Eindruck, David Bowie habe als Gastsänger Beistand geleistet.
Langsam emanzipiert sich die CD dann von diesem Sound. Die Eleganz der schwarzen Stimme bleibt, aber sie klingt erwachsener. Statt Hot Chocolate, denkt man ehe an Robert Cray oder die Lighthouse Family. Auch die musikalischen Einflüsse werden anspruchsvoller. Jazz, leichter Soul und Funk kommen ins Spiel, aber nie in der verschwitzten Version. Die Stimme stammt übrigens von Zeke Maynika, der in einem vergangenen Leben bei Style Council am Mikrophon stand. Und das passt hier wie Faust aufs Auge.
Je weiter nach hinten man auf der CD rutscht, desto ruhiger wird sie. Bereits Track 5 hat mit Disco Sound im eigentlichen Sinn nichts mehr zu tun. Es wird ruhig und wenn wir uns im Geist immer noch in irgendwelche Bars versetzen, dann jetzt sicher endgültig nicht mehr in die Tanzschuppen.
Während besagter Track 5 noch etwas in der Biederkeit der späten 70ern wurzelt, wandelt sich das Bild schnell und wir sehen vorm inneren Auge die eleganten Läden, in denen Luxusgeschöpfe männlichen und weiblichen Geschlechts mit kühlen Drinks in der Hand chillen und über die Nichtigkeiten des Lebens plaudern. Hier steht man hoheitsvoll über den Dingen. So weltliche Dinge, wie Problems oder Geschäfte, sind schon lange unter unserer Würde. Das macht man so nebenbei - ohne ins Schwitzen zu kommen.
Schwitzen tun die anderen - und die hören vielleicht immer noch die Musicland-Sounds aus den 70ern und gehen ins Grease-Musical. Aber das ruft uns nur ein kleines nachsichtiges Lächeln in den linken Mundwinkel. Wie kann man nur. Cheers!
Trackliste
1 | We don't know how | 5:20 |
2 | The broad Souls | 4:24 |
3 | Three Foot high | 4:22 |
4 | Outside | 3:07 |
5 | Goodbye Remedy | 3:34 |
6 | Walking Time | 3:57 |
7 | Vigilante Song | 4:57 |
8 | There's no Time | 4:45 |
9 | God inside | 6:53 |
10 | Hear my Prayer | 4:51 |
Besetzung
Robin Lee
Zeke Maynika (Vocals)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |