Shakra

Mad World


Info
Musikrichtung: Hard Rock

VÖ: 28.02.2020

(AFM / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 48:15

Internet:

http://www.shakra.ch


Dass ein volles Shakra-Album hier durch die Speaker erscholl, ist schon geraume Zeit her – das 2007er Werk Infected müßte es gewesen sein, und 15 Jahre später (und reichlich zwei Jahre nach seiner VÖ) ist nun Mad World das nächste. In der Zwischenzeit haben die Schweizer regelmäßig weitere Scheiben veröffentlicht und dreimal den Sänger gewechselt, wobei der letzte Wechsel wieder einen alten Bekannten zurück ans Frontmikro brachte, nämlich Mark Fox. So kommt es, dass auf Mad World die gleiche Leadstimme zu hören ist wie weiland auf Infected und dessen beiden Vorgängern. Das recht düstere Innenartwork – über den Bandfotos hängt in der Berglandschaft ein arg unwetterverheißender Himmel – könnte zwar beim Hörer Ängste schüren, ob das Quintett wie schon auf dem 2005er Fall-Album seinen trotz aller Problemstellungen doch lebensbejahenden Hardrock mit grungiger Weinerlichkeit angereichert oder gar vertauscht haben könnte, aber solche Sorgenfalten glättet gleich der Opener „Fireline“ ohne jegliche Probleme: Shakra transportieren ihren damals auf „Infected“ bereits zurückgewonnenen Lebensmut auch auf dem neuen Werk, und die Verrücktheit der Welt bilden sie musikalisch allenfalls mit einem kleinen Schuß mehr Metal im Gesamtsound ab, bleiben aber ansonsten bei dem, womit sie schon in den frühen Jahren des aktuellen Jahrtausends zu begeistern wußten. Heißt praktisch: Sie halten die Fahne des traditionellen, aber keyboardfreien Hardrocks hoch, elfmal an der Zahl, und als Abschlußnummer setzen sie mit „New Tomorrow“ noch eine schöne Halbballade dran – fertig ist eine reichliche Dreiviertelstunde feiner Musik für Traditionalisten.
„Fireline“ als Opener gibt in klassischer Manier auch gleich das maximale Tempo vor, unter der Speedgrenze bleibend, aber trotzdem einen unwiderstehlichen Vorwärtsdrang entfaltend. Die Metalkante wird vielleicht in „Too Much Is Not Enough“ am deutlichsten – das Hauptriff hätte auch zu Accept gepaßt, und nur an den abgebremsten Part in der Hinführung zum Refrain muß man sich gewöhnen. In den Folgesongs schmuggelt Drummer Roger Tanner ab und zu auch mal etwas groovigere Parts ein, die aber nicht zu einer Verschiebung des Gesamtbilds in Richtung „modernerer“ Hardrock führen, zumal Thom Blunier und Thomas Muster an den Gitarren ihrem Stiefel treu bleiben, das Riffing als vor Jahrzehnten aus dem Blues entsprungen erkennen lassend, aber so klassischen Hardrock mit Metalkante darstellend, wie man nur klassischen Hardrock mit Metalkante darstellen kann, dazu ein paar messerscharfe Soli addierend, aber auch hier in „Thousand Kings“ schon unter Beweis stellend, dass auch große gefühlvolle Leads ganz selbstverständlich zu diesem Stil gehören. Die gelegentlichen AC/DC-Parallelen, die man ganz früher mal bei Shakra fand, sind allerdings mittlerweile fast gänzlich verschwunden, auch Fox legt seinen leicht angerauhten Gesang weit jenseits von australischem Gekreisch an. Einzig die Strophen von „I Still Rock“ schielen mit einem Auge noch zum Schaffen der Gebrüder Young, mit dem anderen allerdings zu Alice Cooper, der in „Lost In America“ einen ähnlichen Grundaufbau wählte, trotz ähnlich tonvorratsarmen Refrains diesen allerdings etwas eingängiger gestaltete. „When It All Falls Down“, trotz seines Titels natürlich auch weder Grunge noch Doom auffahrend, wiederum hätte rein instrumental auch ins Repertoire von Bonfire gepaßt, und das Riff von „Son Of Fire“ wäre auch auf Ozzys Ozzmosis-Album nicht deplaziert gewesen, obwohl sich der Song selbst in eine ganz andere Richtung entwickelt. Simple Kopisten sind Shakra natürlich nicht – die Schweizer sind mittlerweile auch schon ein Vierteljahrhundert dabei, wissen, was sie tun, und haben ihr Material zudem klar auf Livetauglichkeit ausgerichtet, denn bis auf „New Tomorrow“ könnte man sich das komplette Album problemlos in einer Setlist des Quintetts vorstellen. Unglücklicherweise blieb der Truppe zunächst keine Möglichkeit, diese Qualitäten unter Beweis zu stellen, zeigte sich die Verrücktheit der Welt doch justament nach dem Release mit voller Wucht, was die pandemische Situation anging. Mad World eignet sich allerdings auch prima als Soundtrack für längere Autobahnfahrten, wie der Rezensent selbst erprobt hat, und da fällt auch nicht ins Gewicht, dass der eine oder andere Refrain vielleicht noch etwas enthusiastischer hätte ausgearbeitet werden können. Das bereits erwähnte „New Tomorrow“ schließt das Album zwar in einer grundsätzlich anderen Stimmung ab, vermiest dem Hörer die gute Laune aber nicht. Hits oder anderweitig herausragende Stücke sucht man auf Mad World zwar vergeblich, aber als Ganzes gut hören läßt sich das Album allemal, wenngleich der große Begeisterungsfaktor, den Power Ride vor zwei Dekaden ausströmte, ausbleibt. Egal.



Roland Ludwig



Trackliste
1Fireline3:50
2Too Much Is Not Enough3:41
3A Roll Of The Dice4:25
4Mad World3:47
5When He Comes Around4:50
6Thousand Kings4:23
7I Still Rock3:00
8Fake News3:50
9When It All Falls Down4:25
10Turn The Light On3:32
11Son Of Fire4:17
12New Tomorrow5:08
Besetzung

Mark Fox (Voc)
Thom Blunier (Git)
Thomas Muster (Git)
Dominik Pfister (B)
Roger Tanner (Dr)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>