Edi Köhldorfer
The Riddance
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Der österreichische Gitarrist, Komponist, Arrangeur und Buchautor Edi Köhldorfer wurde 1966 in der Steiermark geboren. Im Alter von sechzehn startete er seine Ausbildung an der klassischen Gitarre, und nicht nur dem Jazz ist er zugewandt, sondern verschiedenen Musikrichtungen, was man letztlich auch der Musik seines neuen Albums, The Riddance, entnehmen kann. So haben auch folkloristische Spielarten als auch ein wenig Pop und Rock ihre Spuren hinterlassen, die hier sehr zielgerichtet unter einen Hut gebracht wurden.
Hierzu bat er für die authentische Umsetzung sechsundzwanzig Musiker*innen auf vier Kontinenten, Teil dieser Produktion zu sein, mit Aufnahmen in den jeweiligen Homestudios. Ob sich nun Mythili Anantharaman, Kaveri Sageder und Philipp Sageder aus Indien zugeschaltet haben? Denn hinsichtlich der Verwendung von Konnakol, einer musikalischen Form einer Vocal Percussion und des indischen Gesangs erkennt man beim Eröffnungstitel eine klare Verbeugung vor der indischen Kultur, so wie es der Protagonist auch in den Erklärungen zu den einzelnen Song angibt. Ansonsten bewegt sich der Song stark im Umfeld der jazzigen Fusion, angereichert eben mit diesen folkloristischen Elementen. Ja, das ist ein Auftakt, der sehr vielversprechend klingt.
Wer genaue Hintergründe zu diesem als auch den folgenden Songs benötigt, kann sie alle den Angaben im Booklet entnehmen. So führt uns der weitere geografische Weg nach Afrika ("Baobab"), nach Tschechien (#3), der Song wurde für dortige Freunde komponiert, im Übrigen ein tolles Showcase für den Gitarristen Köhldorfer im Verbund mit der Hammond von Raphael Wressnig, dann nach Westafrika (#4), hier mit Mamadou Diabaté am Balafon, laut Booklet begleitet uns dann "Midwest" als perfect soundtrack for ride through Dakota, Nebraska, Kansas, Minnesota, Juan Garcia-Herreros mit seinem E-Bass reist mit.
"Goodbye Armando" soll eine Widmung für Chick Corea sein, als Klagelied, hier begleitet Chiao-hua Chang mit der Erhu, einer chinesischen Röhrenspießlaute, die vom aktuellen Geschehen inspirierte "Suite de Covid" wurde inszeniert als Auseinandersetzung mit den hierbei enstehenden Gefühlen, mit der "Anthem for those we left behind" beschäftigt sich der Protagonist ebenso mit dem gleichen Thema, als Widmung an all Diejenigen, die von der Gesellschaft vergessen wurden.
Aktuell wird auf "Aeternum" gerapt, und mit "Vanishing" greift der Komponist ein sehr persönliches Thema auf, die 2012 bei seiner Mutter diagnostizierte Alzheimer-Erkrankung, die Grundlage zu einem langen Abschied wurde. Die elektronische Bearbeitung des Songs durch Werner Zettinig verbreitet eine unheimlich wirkende Stimmung, und darüber erhebt sich der Sound der klassischen Gitarre, ein sehr emotional gestalteter Titel ist es geworden.
Insgesamt ist es gelungen, mit recht verschiedenen Elementen eine geschlossene Darbietung vorzustellen, die vor Allem von der Abwechslung lebt. Als wesentlich ist dabei natürlich das jeweilige Gitarrenspiel hervorzuheben, das durch die Verwendung verschiedener Gitarren auch Vielseitigkeit ausstrahlt. Bei den Songs mit der E-Gitarre kann man Köhldorfer als sehr druckvollen Gitarristen erleben, der auch Rock-Elemente locker einfließen, und Parallelen zur Fusion der Siebziger und Achtziger erkennen lässt. So erinnert mich die eine oder andere Passage auch an den Kollegen Jan Akkerman. Ansonsten ist neben den folkloristischen Gastbeiträgen sicher auch die Mitwirkung der jeweilig beteiligten Saxofonisten und Trompeter mit ihren Soli auf den entsprechenden Songs positiv hervorzuheben, beispielhaft das engagierte Solo von Simon Plötzeneder auf der "Suite de Covid".
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 HeR&I
2 Baobab
3 Old Souls
4 Les Cissokos
5 Midwest
6 Goodbye Armando
7 Suite de Covid
8 Anthem for those we left behind
9 Aeternum
10 Vanishing
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Besetzung |
Edi Köhldorfer (acoustic and electric guitars, synth, percussion, mandolin, classical guitar, electric bass, e-piano)
Mythili Anantharaman (vocals)
Kaveri Sageder (konnakol)
Philipp Sageder (vocals, konnakol, rap)
Dominik Fuss (trumpet)
Florian Fuss (sax)
Uli Datler (e-piano, piano)
Stefan Först (e-bass)
Bernhard Schimpelsberger (perc, konnakol)
Lukas Böck (drums)
Georg Schrattenholzer (trombone)
Raphael Wressnig (Hammond organ)
Martin Heinzle (double bass)
Christian Stolz (drums)
Mamadou Diabaté (balafon)
Horst-Michael Schaffer (trumpet)
Johannes Dickbauer (violin, viola)
Vera Dickbauer (cello)
Juan Garcia-Herreros (e-bass)
Werner Zettinig (drum programming)
Chiao-hua Chang (erhu)
Valerie Köhldorfer (flute)
Simon Plötzeneder (trumpet)
Ivar Roban Krzic (double bass)
Herbert Pirker (drums)
Fabian Rucker (sax)
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