John Fogerty

Fogerty's Factory


Info
Musikrichtung: Americana Hausmusik

VÖ: 20.11.2020

(BMG)

Gesamtspielzeit: 42:19

Internet:

http://www.johnfogerty.com


Musik ist heute immer, überall und in unüberschaubarer Menge und Diversität vorhanden. Schon meine Generation kennt noch anderes. Wenn ich als Jugendlicher einen bestimmten Musiktitel haben wollte, konnte ich nicht auf youtube, spotify oder andere Quellen zurückgreifen. Im Prinzip gab es nur folgende drei Möglichkeiten ihn zu bekommen. Ich kaufte mir einen Tonträger (Single, LP oder MC), auf dem er zu hören war. Ich hatte einen Freund, der einen entsprechenden Tonträger besaß und ihn mir zum Überspielen auf eine Musikcassette überlies. Oder ich hatte das Glück mit aufnahmebereitem Cassetten-Recorder neben meiner Musikanlage zu sitzen, wenn er gerade von einem Radiosender gespielt wurde.

Mein Vater war die erste Generation, die diese Möglichkeiten überhaupt nur im Ansatz hatte – natürlich nicht mit Musikcassette, sondern mit Spulentonband. Und das Radioprogramm war noch extrem begrenzt und kaum in Aufnahmequalität zu bekommen. Für die Generation meines Großvaters gab es bestenfalls das Trichtergrammophon – oder die Hausmusik.

Die spielt in vielen Biographien von Menschen, die vor dem zweiten Weltkrieg gelebt haben, eine wichtige Rolle. Aber sie war nicht nur im Bildungsbürgertum zu hause. Das Volkslied wurde durch alle Schichten hindurch gepflegt – ein kultureller Reichtum, der ziemlich verloren gegangen ist.

Das macht Fogerty's Factory zu einem im doppelten Sinn nostalgischem Album. Nicht nur weil es von den Creedence Clearwater Revival-Hits der 70er lebt, sondern weil das Album, gerade weil es ausschließlich von Familienmitgliedern, Vater John, zwei Söhnen und Tochter Kelsy, eingespielt wurde, letztlich klassische Hausmusik ist. Und wenn man dem Pressetexten Glauben schenkt, war das Ganz nicht mal geplant. Das gemeinsame Spielen war Zeitvertreib in der Corona-Quarantäne – also die ganz klassische Form der Hausmusik. Nur, dass man das Ganze im Heimstudio einer Musikerfamilie problemlos mitschneiden konnte, um dann im Internet-Zeitalter auf die Idee zu kommen, das Ergebnis mit den Fans auf youtube zu teilen.
Nun liegen also zehn John Fogerty-Kompositionen, zum Teil die größten Hits seiner Band Creedence Clearwater Revival, und zwei Cover-Version in Hausmusik-Aufnahmen vor. Und das Ganze kann sich hören lassen.

Da gibt es lässigen Country, wie „Blue Moon Nights“ und gelungene Blues-Nummern wie „Tombstone Shadow“ oder „Blueboy“, aber auch Rocker mit powernder Akustikgitarre und leichtem „La Bamba“-Feeling („Centrefield“), Power-Rocker mit schön twangender Gitarre („Hot Rod Heart“) und mit dem finalen „Don't you wish it was true“ einen happy Song, der an Mungo Jerry denken lässt.

Okay, gerade bei den großen CCR-Hits merkt man Fogertys Stimme schon an, dass er seinen 75. Geburtstag bereits gefeiert hat. Aber das kommt dem intimeren Charakter der Hausmusik eher zugute.

Die beiden Cover-Versionen kommen mit Ansage, wobei Fogerty „City of New Orleans“ mit dem Hinweis auf die Corona-Situation einleitet und sich vor Bill Withers‘ „Lean on me“ über das antirassistische Engagement in den USA freut.

Schönes Teil, das rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft erscheint und eine innigere Atmosphäre hat, als viele Weihnachts-Pop/Rock-Versuche.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Centerfield 4:01
2Have you ever seen the Rain 2:40
3Lean on me 4:26
4Hot Rod Heart 3:13
5Blue Moon Nights 2:59
6Tombstone Shadow 4:10
7City of New Orleans 4:46
8Proud Mary 3:18
9Blueboy 4:04
10Bad Moon rising 2:29
11Fortunate Son 2:38
12Don't you wish it was true 3:57
Besetzung

John Fogerty (Git, Mundharmonika, Voc)
Shane Fogerty (Git, B, Voc)
Tyler Fogerty (Git, B, Keys, Voc)
Kelsy Fogerty (Git, Dr)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>