Endzustand
Werk des Krieges
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Info |
Musikrichtung:
Deutsch-Rock / Elektro-Rock
VÖ: 09.10.2020
(Echozone / Bob-Media)
Gesamtspielzeit: 39:17
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Wie üblich habe ich Werk des Krieges - wie jedes andere Album auch - angehört, ohne mir vorher den Promozettel anzusehen. Und dann musste ich erst mal schlucken. Zu martialisch harten Elektrobeats, wird bei „Vaterland“ nicht nur die erbarmungslose Brutalität des Krieges schonungslos dargestellt, sondern genauso deutlich angeprangert, dass dem „Soldaten voller Tapferkeit“ „keine Achtung, keine Ehre (…) aus dem deutschen Vaterland“ entgegengebracht wird. Das folgende „Glaubenskrieg“ kritisiert den Missbrauch der Religion zur Kriegshetze dann eindeutig zugespitzt mit dem Blick auf den Islam.
Fotos vom Reichstag, von einem Kriegerdenkmal und von Soldaten, die vor einem gepanzerten Fahrzeug stehen, brachten mich zusätzlich dazu, genau hinzuschauen, ob ich hier nicht eine Scheibe ins Körbchen gelegt bekommen habe, die weit am rechten Rand angesiedelt ist. Dafür konnte ich allerdings keine wirklichen Belege finden.
Kriegsverherrlichende Texte, die sich genüsslich im Bombenhagel suhlen und vor Blut und Gewalt nur so strotzen, sind im Bereich des härteren Rocks keine so große Seltenheit. Endzustand aber sind anders. Sie schreiben aus der klaren Perspektive und aus der Identifikation mit Soldaten, die hier und heute real in der Bundeswehr kämpfen und nicht in imaginären Schlachten ihre Aggressionen austoben. Und das Ganze geschieht, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, ohne jede Landser-Romantik.
Dass es überhaupt so aussieht, liegt möglicherweise an dem ungewöhnlichen, ja einzigartigen Ansatz, der uns gar nicht damit rechnen lässt, dass eine Rockband aus dieser Perspektive schauen kann.
Und dann habe ich die Hintergründe dieses Albums zur Kenntnis genommen – und musste erst recht schlucken.
Hinter Endzustand seht vor allem Ralf Rönckendorf. Das Projekt wurde schon vorher ins Leben gerufen. Aber die Geburtsstunde von Werk des Krieges schlug am Karfreitag, dem 2. April 2010. An diesem Tag verlor Ralf Rönckendorf bei einem Einsatz als Soldat in Afghanistan drei seiner Kameraden und sein Augenlicht. Mit Werk des Krieges verarbeitet er dieses Schicksal. Er hat sich ein Studio eingerichtet, das er auch ohne sein Augenlicht bedienen kann und am 11. September 2010 als erste Single von Werk des Krieges „Hass“ veröffentlicht; einen Monat später das komplette Album.
Es ist ein hartes Album geworden. Nicht alle Texte stammen von Rönckendorf selbst. Inwieweit weitere Musiker an der Entstehung des Albums beteiligt waren, verrät das Booklet nicht. Dennoch ist das Album ein Monolith geworden, den man ertragen muss und der, wenn man den Hintergrund der Texte kennt, schwer zu ertragen ist. Er fordert eindrücklich Respekt und Dankbarkeit den Menschen gegenüber, die bereit sind mit der Waffe in der Hand Werte zu verteidigen, die die Grundlage unserer Gesellschaft sind – ohne den Krieg oder das Soldatentum auch nur einen Moment lang zu verherrlichen.
Und dann gibt es am Ende doch noch ein paar Worte der Hoffnung. Der „Phönix“ bereitet sich vor aus der Asche wieder aufzusteigen. Aber diese Worte hat sich Rönckendorf bei Cornelia G. Becker ausgeliehen. Aber allein, dass er das getan hat, macht Hoffnung - für ihn und andere!
Ein beeindruckendes Album, das in seiner Art völlig allein dasteht!
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Vaterland | 4:17 |
2 | Glaubenskrieg | 4:13 |
3 | Roter Freitag | 3:09 |
4 | Trauma | 3:43 |
5 | Hass | 3:32 |
6 | Werk des Krieges | 4:46 |
7 | Lass mich allein | 3:13 |
8 | Aufschrei | 4:03 |
9 | Endzustand | 3:12 |
10 | Phönix | 3:51 |
11 | Endzustand (Die Stille) | 1:17 |
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