Peter Maffay

Jetzt!


Info
Musikrichtung: Pop / Schlager / Pseudo-Rock

VÖ: 30.08.2019

(Red Rooster / Sony)

Gesamtspielzeit: 55:13

Internet:

http://www.maffay.de


Um es gleich zu sagen: So überragend, wie Peter Maffay selbst sein 36. Studioalbum – oder das 32., je nach Zählweise - findet, ist Jetzt! bei weitem nicht, weder textlich noch musikalisch. Die 14 neuen Songs sind stilistisch sehr unterschiedlich, was an sich gut ist. Hier fehlt jedoch der rote Faden, und dadurch wirkt diese Platte zusammengewürfelt, wie eine Werkschau.

Vor allem die rockigen Nummern – auf die ich echt gespannt war – sind viel zu halbherzig geraten. Ausnahmen sind das rock´n´rollige “Das Ist Gut“, das zudem mit coolen Sax-Einlagen glänzt, und vor allem “Lust & Liebe“: Wie bei Herbert Grönemeyer merkt man bei dem Song mal, dass hier eine Band agiert, ist das Schlagzeug von Bertram Engel endlich so präsent, wie ich es erwartet hatte. So aber denke ich des Öfteren: „Nett gemeint und gut gemacht, aber arg bieder...“ Der nächste Gedanke: „Das kommt dabei raus, wenn man jedem etwas bieten und allen gefallen will!“

Ob Jetzt! stärker ausgefallen wäre, wenn Maffay mehr mitkomponiert hätte, anstatt überwiegend als Verwalter der arg konventionellen Kreativität von anderen in Erscheinung zu treten? Die Frage ist natürlich spekulativ, doch mein Gefühl sagt mir: Ja, das wäre es! Auch Schlagerhaftes wie “Größer Als Wir“ könnte entschlossener klingen. Stattdessen plätschert die mit Pathos zugekleisterte Nummer sechs Minuten lang vor sich hin.
Insgesamt passiert „hinter“ den Texten zwar mehr als bei den meisten deutschsprachigen Künstlern, bei denen man den Eindruck hat, sie würden die Musik wie eine lästige Pflicht stiefmütterlich behandeln oder sich gleich gar nicht darum kümmern, aber mir ist das viel zu wenig. Ich wollte ein Erlebnis und nicht viel Tamtam um Mittelmaß!

Lyrisch hatte uns Peter Maffay sogar noch mehr versprochen. Doch die meisten Texte wirken wie aus dem Baukasten. Schablonenhaft. Platt!
Gerade die kritischen, zaghaft politischen Töne hat Rainhard Fendrich auf seinem neuen Album Starkregen um Längen besser getroffen, hat pfiffigere Worte mit mehr Hintersinn gewählt und damit eine deutlich länger anhaltende Wirkung erzielt.
Vielleicht waren meine Erwartungen aufgrund von Peter Maffays 70. Geburtstag, seines 50. Bühnenjubiläums und der mit Tabaluga überbrückten fünf Jahre seit Wenn Das So Ist einfach zu hoch.

Nebenbei gehört ist Jetzt! ja noch halbwegs unterhaltsam. Letztlich reicht es nur zu 12 Punkten, weil die meisten Songs bei jeder Runde mehr verflachen. Ist mir lange nicht mehr passiert! Ich bin mittlerweile Platten gewöhnt, die mit jedem Hören wachsen.
Einzig der Slow Blues “So Schließt Sich Der Kreis“ ist von vorne bis hinten gelungen; ein zerbrechlich wirkendes und doch starkes Stück, das emotional berührt, was maßgeblich Maffays einfühlsamstem Gesang auf der ganzen Platte zu verdanken ist. Das ist für einen Künstler vom Range eines Peter Maffay natürlich viel zu wenig. Vom „Aufbruch“, von dem er spricht, ist jedenfalls nichts zu spüren. Und selbst wenn Aufbruch – wohin denn?

Sei´s drum, für den ersten Schritt, egal in welche Richtung, hätte ich einen Rat: Schreib bitte wieder mehr selbst!



Michael Schübeler



Trackliste
11000 Wege - Ouvertüre3:15
2 Jetzt!4:28
3 Morgen3:29
4 Luft & Liebe3:38
5 100.000 Stunden4:10
6 Alles Von Mir4:57
7 Das Ist Gut3:27
8 Größer Als Wir5:58
9 Für Immer Jung4:10
10 Wenn Du Wieder Kommst3:06
11 Nur Einmal Hier3:11
12 Kopf Hoch3:49
13 So Schließt Sich Der Kreis3:13
14 1000 Wege4:22

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