Musina Ebobissé Quintet
Timeprints
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Der 1990 in Frankreich geborene Musina Ebobissé spielt seit seinem achten Lebensjahr Saxofon. Der Jazzmusiker ist mit seiner Platte Timeprints in die von der Zeitschrift JazzThing mitinitierte Serie “Next Generation“ aufgenommen worden, mittlerweile angewachsen auf Vol. 79. Junge talentierte Musiker des Jazz werden hier seit gut fünfzehn Jahren erfolgreich vorgestellt.
Der Protagonist war bislang nicht nur im Jazz tätig, sondern in der Straßburger Musikszene auch in den Bereichen Reggae, Hip-Hop und Rock. Möglicherweise haben diese Stile Spuren hinterlassen, denn so ganz rein klingt der Jazz nicht. So schreitet der Opener “Silhouette“ bereits in eine Richtung, die den Aufbruch des Jazz zu neuen Ufern, Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger, signalisierte. Über einem sich stets in Bewegung befindenden rhythmischen Hintergrund, es erinnert mich ein wenig an die ganz frühe Phase von Weather Report, spielt Ebobissé ganz ruhig seine gepflegten Melodielinien und scheint sich nicht beirren zu lassen, was im Hintergrund geschieht.
Dann wiederum, hier erneut Weather Report, ist es die Musik deren Saxofonisten Wayne Shorter, an die mich das eine oder andere auf dieser Platte erinnert. Es sind recht gedrückte Emotionen, die das Bild bestimmen, der Saxofon-Ton bleibt meistens ganz ruhig und besonnen, Zeit wird wahrgenommen bei der Gestaltung. Dadurch wird die Musik nicht unbedingt vordergründig packend, Jazz der Richtung Bebop oder Hard Bop ist hier nicht zu entdecken. Die Spielweise bleibt oft sachlich und nüchtern, bodenständig und mitunter klingt die Musik verloren, als würde man auf der Suche sein, dabei mit sehr melancholischem Unterton. Das hebt einige Passagen durchaus in einen Status einer gewissen Abstraktion.
Auch ganz langsam geht, “Loxodonta“ schwebt förmlich dahin, ohne im Verlauf des Stückes einen eigentlichen Rhythmus aufzunehmen, hier ist es eine ganz grazile und zerbrechlich wirkende Stimmung einer Gruppenimprovisation, die hier ausgestrahlt wird. Das wiederum lässt mich ein wenig hin zu John Coltrane assoziieren, das birgt auch einen Hauch von „“Naima“. Mit der einzigen Fremdkomposition des Albums, hier von Isaak Schwarz, einem russischen Klassik-Komponisten, endet diese Platte, und zwar ganz einsam und allein spielt Ebobissé dieses Stück auf dem Tenorsaxofon. Ein ganz ruhiger Abschluss einer ruhigen Platte, die den Eltern gewidmet ist:
“I dedicate this album to my parents, for their constant support.”
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Silhouette (6:03)
2 Novlangue (6:35)
3 Rêveries (4:34)
4 Macula Lutea (7:29)
5 Hairsplitting (3:24)
6 Dusk Seekers (5:59)
7 Astroturfing (7:21)
8 Fall (6:40)
9 Loxodonta 3:52
10 The Eagle Song (4:03)
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Besetzung |
Musina Ebobissé (tenor saxophone, composition)
Olga Amelchenko (alto saxophone)
Povel Widestrand (piano)
Igor Spalatti (double bass)
Moritz Baumgärtner (drums)
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