Josefine Cronholm
Ember
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Josefine Cronholm, Jahrgang 1971, ist eine schwedische Sängerin. Sie studierte Musik in Schweden und Dänemark und trat später mit der Perkussionistin Marilyn Mazur auf, ferner mit dem New Jungle Orchestra von Pierre Dørge und legte mit der Band Ibis eigene Platten vor. Und nun erscheint unter ihrem Namen die Veröffentlichung Ember, sieben Jahre nach der letzten Platte.
Mit ihrer sanft wirkenden Alto-Stimme erzählt uns die Protagonistin neun Geschichten, allesamt nachzulesen im Booklet. Im Pressetext wird dazu ausgeführt: Der Titel des Albums erzählt uns von seinem Inhalt: den Glanz des Lebens. Es ist eine Hommage an das Leben mit allem, was es enthält. Der Mensch, auf der Suche nach Sinn, ein Weg durch Schmerz und Chaos, Lebensfreude und Glück.
Es gibt eine Reihe sehr beeindruckender Texte, in “Sing“ singt Josefine unter anderem „for the humans, fort he dreamers, for the loved ones, for the forgotten, for the lost ones“. “Sing For Life”, so endet der Song. Das geht sehr nahe, wie es interpretiert wird, die Protagonistin spielt dazu auf der Aquadrum, was einen dezent exotischen Hauch einbringt, doch der Höhepunkt ist das extrem gefühlvolle Saxofonsolo von Torben Snekkestad. Dahinter begleitet die Pianistin Makiko Hirabayashi mit ganz wunderschönen einfühlsamen Klängen. Dieser Song ist ein perfekter! Er strahlt Harmonie, Schönheit, Zuversicht und Melancholie gleichermaßen aus.
“From My Window“, hier kann man auf den Mond schauen und es taucht die Frage auf “Love – where are you to be found, Love – hidden in the shadows of a lonely heart“. Josefine singt diesen Song mit einer ganz stark an der Folklore angelehnten Intonation, dazu schleichen die Schlagzeugbesen dezent im Hintergrund. Und so reiht sich in der Tat ein perfekter Song an den nächsten. Einer meiner persönlichen Favoriten ist “Rain“, ganz zart zu Beginn mit der Aquadrum eingeleitet, wirkt es sehr mystisch und verzaubernd, der akustische Bass bringt dann warme in die Magengrube zielende Tieftöne ein, man scheint den Regen zu spüren.
“Horses“ ist ein weiterer Höhepunkt, die Perkussion führt uns stimmungsmäßig in den Nahen Osten, wobei sich dann auch skandinavische Einflüsse einschleichen. Mein „Jazzherz“ jubiliert letztlich, wenn Snekkestad zu einem impulsiven Solo anhebt, nahe an der Grenze zum freien Abgleiten, dahinter federt und schwebt der Sound, diese Musik ist in der Tat voller Emotion und Leidenschaft. “Blackbird“, ja, genau, das ist der Vogel von Lennon/McCartney, er zwitschert gar am Anfang des Songs. Die einzige Fremdkomposition fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Und so vertiefen die restlichen vier Songs die bisher gewonnenen positiven Erkenntnisse, Erkenntnisse über ein perfektes Zusammenspiel von Gesang und Instrumenten, Musik, die eine große Dichte und Geschlossenheit aufweist, überwiegend von zarter Atmosphäre bestimmt, die aber dennoch kraftvoll im Ausdruck ist.
Das längste Stück der Platte, mit 9:32 Minuten, ist “The Wind Blows“, es steckt voller Dramatik und hat einen schon fast kammermusikalischen Ausdruck, die klare Stimme Cronholms ist beeindruckend, über dem klassisch anmutenden Klavierspiel, und dazu schiebt Snekkestad den „Wind“, der aus allen Richtungen bläst, dezent ein. Im Hintergrund agiert Lisbeth Diers mit einer die schwebende Atmosphäre unterstützenden Perkussion, und dazu streicht Thommy Andersson den Bass und malt eine breitflächige Atmosphäre. Das ist nahe an einem „Jahrhundert-Song“! Jedenfalls treibt es mir die Nackenhaare empor, lässt die Gänsehaut explodieren und die Seele jubilieren, gräbt sich der Sound dort doch tief ein. Ja, mit Ember ist etwas Großartiges gelungen, Musik von einer Tiefe und Emotionalität, wie man es nicht oft hört.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Sing (5:54)
2 From My Window (4:25)
3 Rain (5:36)
4 Horses (5:08)
5 Blackbird (5:09)
6 The Surrender (4:15)
7 On Your Wing (5:51)
8 The Wind Blows (9:32)
9 Love Song (4:19)
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Besetzung |
Josefine Cronholm (vocals, aquadrum)
Torben Snekkestad (saxophones, clarinets, trumpet)
Makiko Hirabayashi (piano)
Thommy Andersson (double bass)
Lisbeth Diers (drums & percussion)
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