Sag zum Abschied leise Servus: Ein letztes Gespräch mit Simeon Soul Charger
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Anfang des Jahres zog sich Sänger und Gitarrist Aaron Brooks für die Fans überraschend von der Bühnenwelt und letztlich auch von den von ihm gegründeten Simeon Soul Charger zurück. Hinter ihm und seinen drei Bandkollegen lagen aufregende Jahre. Man war von Ohio ins tiefste Bayern auf einen Bauernhof umgesiedelt, um künftig in Europa sein Glück zu versuchen. Man veröffentlichte mehrere Alben und spielte rund 600 Konzerte quer über den Kontinent verteilt. Als Konsequenz des Rückzugs ihres Frontmann gab der Rest der Band - Gitarrist Rick Phillips, dessen Bruder, Bassist Spider Monkey, und Schlagzeuger Joe Kidd - die baldige Auflösung der Gruppe bekannt. Um seine Fans nicht zu enttäuschen, wollte man die bereits bis Ende des Jahres gebuchten Konzerte als Trio spielen und das Kapitel Simeon Soul Charger mit einem großen Abschiedskonzert am 5. November in Landshut beenden. Einen Bericht zum Konzert könnt ihr an dieser Stelle lesen. Wir nutzten es als Anlass, um mit Gitarrist Rick ein letztes Mal über Simeon Soul Charger zu sprechen, nachdem wir die Band einige Jahre lang begleitet haben.
Rick, was hast Du gefühlt, als der letzte Akkord in der Alten Kaserne verklungen war? Zufriedenheit, Melancholie, Erleichterung oder die Erinnerung an diesen Trip, den Du die letzten Jahre genießen konntest?
All diese Emotionen - absolut! Ich war sehr erleichtert, dass das Konzert so gut gelaufen ist, und dass wir schließlich zu einem Ende gekommen sind. Wir haben mit diese Abschiedstour Anfang des Jahres gestartet und zu unseren Fans mit jeder Show auf Wiedersehen gesagt. Es war echt heavy und schwierig das zu tun. Wissend, dass das Ende kommt… in ein paar Monaten.
Ich kannte nur wenige der Gesichter, die mit Euch an diesem Abend auf der Bühne standen. Wer waren diese Leute alle - Musiker der lokalen Szene, langjährige Freunde?
Die ganzen Gäste sind Freunde von uns, die wir auf dem Abenteuer namens Simeon Soul Charger getroffen haben. Hier im Einzelnen:
- Ben „Harly Harper“ (Mundharmonika) hat uns schon öfter als Roadie bei uns ausgeholfen und ist ein guter Freund der Band geworden. Ben spielt mit uns auch im Classic-Rock- & Blues-Coverprojekt Fat Angel.
- Günter Janovsky (Gesang) führte den Hirsch Jazz Club in Moosburg und singt in einer Rolling-Stones-Coverband namens The Jumpin’ Jacks. Wir trafen Günter 2010 auf unserer ersten Tour durch Deutschland.
- Marc Dorendorf (Gitarre) ist aus München. Er spielt in verschiedenen Projekten. U.a. in Tributebands von Jimi Hendrix und Pink Floyd. Wir haben ihn durch die Videoleute littleguitarslinger.de kennen gelernt.
- Stefan Rosinger (Gitarre) spielt in der Santana-Tributeband Jingo La Ba. Wir haben ihn kennen gelernt, als er Gitarrist in der bayerischen Rockband Lampert war. Stefan arbeitet auch im Sigma/-Martin-Gitarrenladen in München und hat uns geholfen Endorsements und Werbung über die Firma zu bekommen.
- Maex Huber (Perkussion) ist Frontmann und Schlagzeuger der Band Lampert. Wir haben uns mit der ganzen Band angefreundet und viele Konzerte und Jam-Sessions mit ihnen gespielt.
- Beni Wiedemann (Keyboard) ist auch bei Lampert und einer der besten Keyboarder die ich kenne.
- Schlichi (Gitarre, Mandoline, Gesang) arbeitet ebenfalls für Sigma/Martin und ist ein meisterhafter Gitarrenbauer. Er spielt in vielen Projekten im Raum Freising - inklusive eines Bob-Dylan-Tributes.
- Audio Bombing Crew (DJs), Stephan und Markus. Ihnen gehört und sie betreiben das Panorama Tonstudio in Pfaffenhofen a.d. Ilm. Wir haben dort unser Album „A Trick Of Light“ aufgenommen.
- Julia Schröter und Norbert Bürger (Gesang und Gitarre) sind ein musikalisches Team das wir 2010 auf unserer ersten Deutschlandtour getroffen haben.
- Wolfram Kunz (Gesang) ist Sänger und Gitarrist der Münchener Ska-/Reggae-Band Sentilo Sono. Ich habe ihnen bei den Aufnahmen des Albums „Prost“ in den Mind Control Productions in München geholfen.
- Claudio Volino (Gesang) ist Sänger und Gitarrist der Stoner-Rock-Band Savora aus Passau. Wir haben das erste Mal 2011 mit ihnen gespielt und wurden sofort gute Freunde.
- Mark Anderton (Gitarre) ist Gitarrist und Sänger seines Cover-Trios The Anderton Experience. Er war auch Gitarrist bei Der König und sein Offizier. Wir sind zusammen auf unserer ersten Deutschland-Tour gemeinsam aufgetreten.
- Mike Manhart (Gesang) ist Sänger und Gitarrist bei Der König und sein Offizier. Er ist auch in Sachen Videoproduktionen tätig und hat für uns die beiden Clips zu „Coffin Party“ und „Europa’s Garden“ gemacht. Mein Bruder Spider und ich haben Mikes Band Rescue Annie produziert und mit ihnen aufgenommen. Stefan Rosinger spielt auch in dieser Band.
- Sandra Rieger (Geige) spielt auf unserem Album „Harmony Square”. Wir haben sie auf der Hochzeit von Mike Manhart kennen gelernt. Er wollte, dass wir dort mit ein paar klassischen Streichern zusammen spielen.
- Christian Etzelsback (Toningenieur) hat mit uns sehr oft gearbeitet. Uns war klar, dass wir einen wirklich guten Tontechniker für diese große Show brauchen und da war er natürlich unsere Nummer 1.
- Little Guitar Slinger (Video-Crew) haben viele Konzerte von Simeon Soul Charger aufgenommen und archiviert. Wir haben sie das erste Mal auf einem Festival in Ingolstadt getroffen und der Rest ist Geschichte.
- Christina Bauer (Künstlerin) hatte ihre Bilder, die etwas mit der Band zu tun haben, im Eingangsbereich der Alten Kaserne ausgestellt. Christina hat das komplette Artwort für unsere Platte „Harmony Square“ gemacht und ist eine alte Freundin der Gruppe.
- Helga Baumgartner (Ansagerin) ist eine wunderbare Freundin der Band. Sie ist wirklich eine der liebsten Personen die man auf dieser Welt treffen kann!
Es war sicher ein großer Akt das alles zu organisieren. Konntet ihr eigentlich auch mal gemeinsam proben?
Wir wollten, dass all unsere Freunde da sind und bei unserem letzten Auftritt die Bühne zusammen mit uns teilen. Wir wollten die Atmosphäre eine Party-/Jam-Session schaffen, um uns anzutreiben. Ich denke das hat recht gut funktioniert. Eigentlich war es ziemlich einfach das zu organisieren. Fast jeder hat gleich zugestimmt, ein Teil der Show zu sein. Es war nur zeitaufwendig per E-Mail und Telefon die Songs und die Proben der Gäste untereinander zu koordinieren. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben die Songs danach ausgewählt, wie gut sie unserer Meinung nach am besten zur Person und zum eigenen Stil passen. Jeder Gast hatte mindestens eine private Probe mit uns als Band und wir hatten eine große gemeinsame Probenparty als eine Art Generalprobe eine Woche vor dem Konzert. Das war ziemlich cool, da alle Gäste ihren Song vor einem kleinen Publikum „performen“ konnten.
Was waren Deine persönlichen High- und Lowlights auf der Reise mit Simeon Soul Charger?
Die ganze Erfahrung mit dem Umzug nach Deutschland und durch ganz Europa zu touren war eine unglaubliche Erfahrung. Es hat unser Leben auf verschiedene Art und Weise verändert. Klar, es gab viele Höhen und Tiefen für die Band. Aber im Ganzen war es das wert.
Es war sicher keine einfache Entscheidung Eure musikalische Beziehung zu beenden, nachdem Aaron nicht mehr auftreten wollte. Habt ihr immer noch Kontakt zu ihm und respektiert ihr seine Entscheidung?
Ja, wir haben immer noch Kontakt zu Aaron und wir wünschen ihm nur das Beste. Wir drei hatten einfach das Gefühl weiter spielen zu müssen, nachdem Aaron die Band verließ. Wir wollten unsere Fans nicht enttäuschen und sofort die Dinge hinschmeißen. Also beschlossen wir auf dieser Art weiter zu machen, um zu sehen, wo es uns hintreibt.
Ihr habt auch als Trio noch genauso inspirierend und wie eine echte Einheit geklungen. Es wäre toll gewesen, wenn ihr einfach mit Joe als Drummer weiter gemacht hätte. Stand es nicht zur Debatte einfach nur den Namen zu ändern und so neu durchzustarten?
Ja, es war auf jeden Fall eine Option es weiter als Trio durchzuziehen. Wir alle mochten das sehr und wir liebten es gemeinsam zu spielen. Wir haben das immer genossen. Wir haben sogar darüber nachgedacht den Namen Simeon Soul Charger zu behalten, wenn wir als Trio weitermachen. Aber Joe hat sich entschieden zurück nach Ohio zu ziehen, um bei seiner Familie zu sein und um andere ehrgeizige Lebensziele zu verfolgen. Es ist schwer dagegen zu argumentieren. Kurz darauf habe ich mich ebenfalls dafür entschieden für das nächste Kapitel meines Lebens zurück nach Ohio zu gehen.
Ich kann auch nicht glauben, dass ihr das Musikmachen an den Nagel hängt. Im Juli haben Spider und Du mit eurer Band Monkey Day Parade zum Beispiel erst ein neues Album rausgebracht. Arbeitet ihr nebenher noch an anderer Musik?
Wir werden definitiv nicht aufhören Musik zu machen. Es ist nur die Zeit gekommen weiter zu gehen und unsere eigenen Sachen zu machen. Spider und ich hatten nebenher immer Monkey Day Parade. Spider ist ein unglaublicher Songwriter und wir haben Spaß die Sachen zu spielen, wenn wir können. Unser Schlagzeuger Scott Aspinall aus den USA wird für eine zweiwöchige Tour hierher zu uns stoßen. Wir haben außerdem jede Menge Ideen, die bei Simeon Soul Charger übrig geblieben sind. Und auch jede Menge neue Ideen. Ich bin sicher, diese Ideen werden aus uns rauskommen und neue Projekte inspirieren. Ich wollte zum Beispiel schon immer ein Soloalbum machen. Ich denke, jetzt ist die richtige Zeit dafür dies zu tun!
Du lebst jetzt gemeinsam mit Deinen Bandfreunden schon einige Jahre hier in Bayern. Fühlst Du Dich auch hier irgendwie zu Hause?
Ohio wird immer unsere Heimat sein. Aber Bayern ist irgendwie zu einer Art zweiten Heimat geworden. Wir haben hier so viele tolle Freundschaften geschlossen. Es wird wirklich schwer sein, hier weg zu gehen. Aber: es wird toll sein auf Besuch zurück zu kommen, um ein paar Konzerte zu spielen.
Du hast mit Simeon Soul Charger ein paar wirklich tolle Stücke Musik aufgenommen. Könntest Du im Rückblick mit etwas Abstand kurz die Scheiben kommentieren, auf denen das klassische SSC-Lineup zu hören ist?
- Meet Me In The Afterlife: Das war für uns alle eine tolle Zeit. Spider war gerade zur Band gestoßen und wir alle waren so inspiriert. Wir haben zusammen im selben Studio geprobt, in dem wir aufgenommen haben. Das machte es einfach die Sachen aufzunehmen, als sie noch frisch waren. Viel Energie auf dem Album.
- Harmony Square: Die Aufnahmen nahmen viel Zeit in Anspruch. Wir haben es zwischen verschiedenen Touren aufgenommen und wir mussten unser ganzes Zeug aus dem Studio mitnehmen und es später wieder aufbauen und einrichten. Dieses Konzeptalbum ist Aarons Meisterwerk. Es war ein Liebesdienst für uns alle.
- Cain / Able: Wir haben diese Single auf unserem Bauernhof mit von einem Freund geliehenen Equipment aufgenommen. Es war von Anfang an unsere Intention das als 7“-Vinyl-Konzept-Single zu veröffentlichen.
- A Trick Of Light: Das ist mein persönlicher Liebling von Simeon Soul Charger. Wir haben dieses Album rau und analog aufgenommen und ich denke es klingt ziemlich stark. Es fließt wie ein paar meiner liebsten Album-Klassiker. Ich denke alle unsere Einflüsse sind in diesen Songs wirklich zusammen gekommen.
Rick, nun sind wir leider auch schon am Ende unseres kurzen Gesprächs angekommen. Es gäbe sicher noch einiges zu bereden. Aber fürs Erste soll es das mal gewesen sein. Vielleicht möchtest Du Dich noch persönlich von unseren Lesern verabschieden.
Ich kann nur sagen, dass es ein großes Abenteuer für uns alle von Simeon Soul Charger war. Ohne unsere großartigen Freunde und der wunderbaren und loyalen Fanbase wäre alles nicht möglich gewesen. Wir danken euch allen von Herzen! Wir werden die SSC-Facebook-Seite weiterhin offen halten, um über unsere zukünftigen Projekte und Touren zu informieren. Wir haben auch vor ein paar Konzerte aus unserem Archiv zu veröffentlichen. Wir werden uns irgendwo entlang des Weges wiedersehen!
Mario Karl
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